Das Gehalt von Frauen liegt deutlich unter dem Gehalt von Männern. So die weitverbreitete Meinung. Allerdings entspricht diese Ansicht nicht ganz den Tatsachen. Wir zeigen, wieso viele glauben, dass die Löhne der beiden Geschlechter weit auseinanderliegen. Außerdem gehen wir der Frage nach, wie es tatsächlich um das Gehalt von Frauen steht.
Frauen erhalten 21 Prozent weniger Lohn – oder?
Man addiere den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen. Teilt man diesen Wert durch den Bruttostundenverdienst von Männern, erhält man die sogenannte Lohnlücke zwischen beiden Geschlechtern. Die Lohnlücke betrug im Jahr 2010 laut Statistischem Bundesamt 21 Prozent. Zudem teilte das Amt mit, dass das Gefälle in kaum einem anderen europäischen Land so groß ist wie in Deutschland.
Sieht man sich die Zahlen genauer an, fällt auf, dass die Statistiker die Bruttogehälter aller Frauen und Männer miteinander verglichen haben. Bedeutet: sowohl die Branchen als auch die Qualifikationen, die Familienstände und die Positionen wurden außer Acht gelassen. Auch haben die Statistiker nicht berücksichtigt, ob jemand in Teil- oder in Vollzeit arbeitet. Sie haben es sich also einfach gemacht – zu einfach.
Die Populismus-Wahlplakate der SPD reiten ebenfalls auf diesem Märchen herum und versuchen so billig an weibliche Wählerstimmen zu kommen.
Und genau hierin liegt der Knackpunkt. In sogenannten MINT-Berufen (MINT steht für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik“) verdient man beispielsweise deutlich mehr Geld als ein Journalist oder eine Putzfrau. Die MINT-Quote der Frauen lag nach Angaben des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) und des BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) im Jahr 2011 bei knapp 20 Prozent. Allein aus dieser Tatsache ergeben sich bereits Gehaltsunterschiede.
Gehaltsunterschiede durch Auszeiten
Quelle: Statista
Auch die Arbeitszeit spielt eine bedeutende Rolle. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Wenn jemand seine berufliche Karriere unterbricht, ob nun in Form einer Kinderauszeit oder aus einem anderen Grund, wirkt sich das negativ auf das Gehaltsniveau aus. Außerdem bedeutet eine Auszeit weniger Chancen, in der Unternehmenshierarchie aufzusteigen. Ob das nun fair ist oder nicht, ist eine andere Frage. Fest steht aber, dass das für Männer genauso gilt wie für Frauen.
Institut der deutschen Wirtschaft: es gibt keine Lohnungleichheiten
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft relativiert die Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes. Bei der Analyse der Gehaltsunterschiede rechnete das Institut bestimme Faktoren heraus. Hierzu gehören u.a. die Dauer der Betriebszugehörigkeit, die Teilzeitbeschäftigung und familienbedingte Auszeiten. Die Rechnung der Forscher ergab einen Gehaltsunterschied von 2 Prozent.
Auch diese Untersuchung deutet also auf einen Unterschied zwischen dem Gehalt von Frauen und Männern hin. Allerdings ist der Unterschied hier deutlich geringer. Die Forscher begründen die Differenz dadurch, dass viele Frauen bei der Gehaltsverhandlung zu bescheiden seien. Auch andere Experten sind der Meinung, dass es in großen Unternehmen keine Lohnungleichheiten gäbe. Laut Experten-Meinung seien die Differenzen auf unterschiedliche Verhandlungsstrategien zurückzuführen.
Das Gehalt von Frauen: genauso hoch wie das von Männern
Der tatsächliche Skandal in Bezug auf das Gehalt von Frauen ist also nicht eine Lohnlücke. Vielmehr ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Problem. Es gibt immer mehr Männer, die in Elternzeit gehen. In den meisten Familien ist es aber nach wie vor die Frau, die sich um die Kinder kümmert. Abschließend lässt sich festhalten, dass das Gehalt von Frauen prinzipiell genauso hoch ist wie das der Männer.