Sterilisation beim Mann: So funktioniert Vasektomie

Ist die Familienplanung abgeschlossen ist das nächste Thema in einer Partnerschaft/Ehe oftmals die Sterilisation. Bisher waren es eher die Frauen, die dazu bereit waren. Praktischerweise wurde sie schon bei der letzten Entbindung durchgeführt.

Als klar wurde, dass der Eingriff bei einem Mann viel einfacher zu praktizieren ist, wurden die weiblichen Rufe danach immer lauter.

Es war das männliche Geschlecht, das sich schwer damit tat – kam doch das Gefühl auf, kein ganzer Mann mehr zu sein. Der moderne Mann jedoch sieht die Sache schon ein wenig anders und ist eher dazu bereit, den Schritt (Schnitt) zu wagen. Wie eine Vasektomie (Sterilisation beim Mann) durchgeführt wird, erklärt der folgende Text.

Aufklärung im Voraus

Bei einer Vasektomie werden lediglich die Samenleiter durchtrennt, was keinerlei Auswirkungen auf die Hormonproduktion oder die Spermien in den Hoden hat. Die Spermien gelangen nicht mehr in das Ejakulat (Samenflüssigkeit) und werden vom Organismus einfach abgebaut, was Mann jedoch nicht wahrnehmen wird. Mit einer Kastration hat eine Vasektomie nichts gemein, da alle Geschlechtsmerkmale erhalten bleiben.

Weiterhin wird die sexuelle Lust wahrgenommen, die eine Erektion zur Folge hat. Mann wird nichts bemerken, der Orgasmus darf auch in Zukunft Ziel der sexuellen Begegnung sein, wie auch der Samenerguss. Die Spermien machen etwa 5 % des Ejakulats aus, weshalb der Mengenunterschied kaum bemerkt werden dürfte.

Selten sind seelische Komplikationen nach einer erfolgreichen Vasektomie. Daher ist es von großer Wichtigkeit, alle Vor- und Nachteile in Ruhe abzuwägen und ggf. mit Männern zu sprechen, die einen solchen Eingriff bereits hinter sich haben. Auch die psychologische Begleitung kann sinnvoll sein. Zu einem solchen Eingriff sollten sich beide Partner in einer Beziehung entschließen, doch muss sich selbstverständlich vor allem der Mann dabei gut in seiner Haut fühlen.

Sterilisation beim Mann: die Kosten

Eines vorweg: Rückgängig machen ist kostet etwa 5.000 €. Insofern solltest du dir genau überlegen, ob die Vasektomie wirklich die beste Lösung ist und du keine Kinder (mehr) haben möchtest. Die Refertilisierung geschieht im Gegensatz zur Sterilisation unter Vollnarkose.

Die Kosten der Sterilisation beim Mann betragen etwa um die 500 €. Je nach Arzt und Stadt kann es sicherlich auch günstiger gehen. Allerdings empfehle ich einen Spezialisten aufzusuchen, der diese Operation mehrmals pro Woche durchführt. Er schneidet an deinem besten Stück herum, also sollte er auch wissen, was er macht.

Vasektomie – Der Eingriff

Die Sterilisation beim Mann ist keine große Sache und wird meist ambulant durchgeführt. Tatort ist eine urologische Praxis. Zunächst wird eine örtliche Betäubung gesetzt. Nun gibt es zwei Eingriffstechniken:

  1. Die Vasektomie ohne Skalpell: Hierbei werden die Haut des Hodensacks sowie die Samenstranghüllen nur angeritzt und anschließend gespreizt, damit der Weg zu den Samenleitern frei wird. Wundinfektionen und Blutergüsse sind bei diesem Verfahren nur selten zu erwarten. Durch das winzige Loch werden die beiden Samenleiter herausgezogen und durchtrennt. Die losen Enden werden entweder abgebunden, verödet oder mit Titanclips verschlossen und in unterschiedliche Gewebeschichten des Hodensacks verlegt, um ein erneutes Zusammenwachsen zu verhindern. Hautnähte zum Verschließen sind unnötig – die kleinen Öffnungen wachsen unter einem Pflaster einfach wieder zusammen.
  2. Die Skalpell-Variante: Bei dieser Technik werden Schnitte gesetzt, um an die Samenleiter zu kommen. Zudem werden sie nicht nur durchtrennt, sondern auch gekürzt, um ebenfalls ein Zusammenwachsen zu verhindern.

Nach einer halben Stunde ist alles überstanden.

Wenn du es genau wissen willst – so sieht die Operation aus:

Sterilisation beim Mann – Die Nachkontrolle

Die gängige Vorgehensweise ist die Untersuchung der Samenflüssigkeit drei Monate nach dem Eingriff. Hierbei wird geprüft, ob sich noch befruchtungsfähige Spermien im Ejakulat befinden, denn keineswegs ergibt sich direkt nach der Operation automatisch der Umstand, dass der Mann sofort unfruchtbar ist.

In den oberen Abschnitten der Samenleiter können sich noch unzählige Spermien befinden, weshalb die vollkommene Unfruchtbarkeit noch Monate auf sich warten lassen kann. Die Regel lautet: 20 Samenergüsse, bis keine Spermien mehr im Ejakulat enthalten sind. Bei der Nachkontrolle wird ebenfalls festgestellt, ob die Samenleiter trotz nachhaltiger Operationsmethodik wieder zusammengewachsen sind.

Eine zuverlässige Verhütungsmethode

Die fachgerechte Durchführung einer Vasektomie macht sie zu fast 100 % Sicherheit zur zuverlässigsten Verhütungsmethode für den Mann. Manchmal rekanalisieren die Samenleiter wieder (zusammenwachsen), was aber recht selten vorkommt (die Zahlen schwanken zwischen 50 und 530 Mal pro 10.000 OPs). Ein bis zwei Nachkontrollen schließen diesen Umstand jedoch aus. Sehr seltene Fälle berichten noch Jahre nach dem Eingriff von einer Rekanalisation. Einige Urologen empfehlen daher gerade in den ersten Jahren eine regelmäßige Kontrolle.

Die Sterilisation beim Mann ist gerade für Paare die einfachere Variante. Während bei der Frau ein chirurgischer Eingriff vorgenommen werden muss (Öffnung der Bauchdecke und Durchtrennung der Eileiter), welcher auch höhere Operationsrisiken mit sich bringt, ist die Vasektomie wesentlich einfacher und mit weniger Risiken behaftet.

Das sind die möglichen Komplikationen

Komplikationen nach einer Vasektomie sind selten zu erwarten. Es empfiehlt sich, eine/n erfahrene/n Chirurgen/Chirurgin aufzusuchen. Eine Praxis oder eine Klinik mit mehr als 50 Eingriffen im Jahr ist gerade richtig.

Bei ein bis 2 % aller Männer zeigen sich manchmal Beschwerden und Symptome wie Blutergüsse, Druckgefühle in den Hoden, Infektionen oder eine Epididymis (Entzündung der Nebenhoden) auf. Eine entsprechende Behandlung lässt aber alles recht schnell abheilen.

Noch Monate nach einem Eingriff können sich kleine, an Knötchen erinnernde Gewebeeinschlüsse von Samenzellen zeigen, auch Sperma-Granulome genannt. Verursacht werden sie meist durch den Druck in den Hoden, welcher sich aus weiterhin produzierten Spermien ergibt. Meist werden sie gar nicht bemerkt. In Einzelfällen jedoch kann es zur Rekanalisation kommen.

Auch die seelische Problematik ist nicht zu unterschätzen. Diese und andere mögliche Spätfolgen wie z. B. chronische Schmerzen im Bereich der Hoden müssen berücksichtigt werden. Dieses sogenannte Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom ist noch nicht hinreichend erforscht. Doch kann es sich in manchen Fällen bei sexueller Aktivität noch verstärken und wirkt sich dann einschränkend auf die Lebensqualität aus. Über die Ursachen dieser Schmerz-Symptomatik ist wenig bekannt.

Einige sagen, dass bei betroffenen Männern der Druckausgleich in den Hoden nicht richtig funktioniert. Auch eine Nervenschädigung ist denkbar. Eine erneute Operation gibt unter Umständen Aufschluss über die Ursache der auftretenden Schmerzen. Ziel ist dann hier gegebenenfalls die gewollte Rekanalisation (Rückgängigmachen der Vasektomie) oder die Entfernung der Nebenhoden bzw. der Samenstrangnerven.

Die Psyche ist nicht zu unterschätzen

Einige Männer sind stolz auf ihre Geschlechtsmerkmale, die die Fruchtbarkeit beinhalten. Daher sollten auch die seelischen Umstände bei einer geplanten Vasektomie berücksichtigt werden. Für die Partnerin ist es eine Erleichterung, denn an ihre fruchtbaren Organe –Eierstöcke samt Eileiter – sind nicht so einfach zu erreichen. Die Heilung würde ungleich länger dauern. Männer, die zu einer Vasektomie bereit sind, beweisen damit gleichzeitig ihre tiefe Liebe.

Allerdings sollte auch die fernere Zukunft bedacht werden, denn möglicherweise handelt es sich nur um eine Lebensabschnittspartnerin. Eine Trennung und eine neue Partnerin lässt gegebenenfalls den Kinderwunsch erneut aufkommen. Dieser mögliche Umstand wird sicherlich Teil des psychologischen Gespräches sein. Keineswegs darf die Sterilisation beim Mann auf die leichte Schulter genommen werden, auch wenn sie scheinbar so einfach durchzuführen ist.

Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.

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