Gehörst du auch zu der Kategorie Mensch, die immerzu alles in ihrer Umgebung mit dem Smartphone fotografieren und als Krönung bei Instagram und Co. posten müssen?
Nein, natürlich gehörst du nicht zu denen!!! Oder vielleicht doch?
Meine kleine Geschichte. Könnte es auch deine sein?
Ich wehre mich vehement dagegen, in eine Schublade mit den Personen gesteckt zu werden, die ständig alles mit dem Smartphone fotografieren müssen. Und doch kam es zu folgender Begebenheit:
Es war in meinem letzten Urlaub, an einem beliebten Aussichtspunkt, von wo aus man fantastische Sonnenuntergänge beobachten kann. Auch ich hatte meine Familie zu eben diesem Naturspektakel geschleppt. Natürlich nicht ohne die entsprechende Fotoausrüstung, bestehend aus Smartphones und unserer besten Kamera. Kaum am Ort des Geschehens eingetroffen, war ich schon damit beschäftigt, den optimalen Winkel zu eruieren, um die Felsen mitsamt der untergehenden Sonne bestmöglich ins rechte Licht zu rücken. Auch der Rest meiner Familie wurde kunstvoll vor die untergehende Sonne drapiert und selbst unser Hund musste für die optimalen Bilder in die richtige Richtung schauen.
Und auf einem Mal war die Sonne weg und der erhebende Augenblick auch. Wie, das soll es schon gewesen sein? Ich hätte doch noch so viele schöne Fotos machen können! Auf der Rückfahrt im Auto beschlich mich ein Gefühl, dass da gerade irgendetwas mächtig schief gelaufen ist.
Fotos als Erinnerungen
Wieder in die heimischen vier Wände zurückgekehrt musste ich feststellen, dass wir einige brauchbare Fotos gemacht hatten, doch etwas Entscheidendes fehlte. So hatten wir zwar Bildmaterial für unser Urlaubsfotoalbum, doch die Stimmung konnten diese Fotos nicht einfangen. Denn mal ehrlich: Genau das unterscheidet uns Hobbyfotografen doch gerade von den Profis. Wir knipsen Fotos fürs Album oder Instagram & Co. und die professionellen Fotografen fangen auf ihren Bildern die Stimmung gleich mit ein.
Wenn ich heute diese Fotos anschaue, dann denke ich an das mühevolle Arrangieren meiner Familie vor dem Sonnenuntergang. Aber es berührt nicht mein Herz und schon gar nicht kann ich mich an die schöne Stimmung erinnern, da ich diese ja durch mein wildes Umherfotografieren kaputt gemacht habe.
Ich schäme mich zu tiefst und habe beschlossen, in unserem nächsten Urlaub mit meiner Familie zu genau diesem Aussichtspunkt wieder zu fahren. Dann werde ich alles anders machen.
Ich werde alles anders machen
Ich werde ein kleines Picknick mitnehmen. Dort angekommen, werden wir uns ein lauschiges Fleckchen suchen, von wo aus wir einen schönen Blick auf die untergehende Sonne haben. Und wir werden den Moment genießen.
Naja, ein Foto werde ich machen: Fürs Fotoalbum! Und wenn ich dann später dieses Bild anschaue, werde ich an die schönen Momente und die einmalige Atmosphäre beim Blick auf den Sonnenuntergang denken.
Das Smartphone als Stimmungskiller
Ist es nicht so, dass wir dem ständigen, latenten Drang unterliegen, unser Leben möglichst in jeder Minute für die Ewigkeit festhalten zu müssen? Warum? Erinnerungen finden in uns selber statt, nicht auf Fotos. Wenn wir wieder lernen, einfach nur den Moment zu genießen, haben wir Material für die Ewigkeit, das wir jederzeit abrufen und so positive Energie daraus ziehen können.
Ein Foto soll uns dazu dienen, schöne Erinnerungen festzuhalten. Die können aber nur zustande kommen, wenn wir neben dem Aufnehmen auch Zeit für den Moment haben.
Der gute alte Fotoapparat vs. Smartphone
Zu Zeiten des guten alten Fotoapparates kamen wir gar nicht erst in die Verlegenheit, immer und überall Fotos zu knipsen. Denn für die alten Kameras wurden Filme benutzt, die nur eine sehr begrenzte Anzahl von Fotos ermöglichten. Daher haben wir uns sehr genau überlegt, was wir für die Ewigkeit festhalten wollten und es blieb viel Zeit zum Genießen des Augenblickes übrig.
Seit es das Handy oder die Smartphones mit integrierter Kamerafunktion gibt, müssen wir uns darüber keine Gedanken mehr machen. Und so vertun wir viel wertvolle Zeit mit unnützem Fotografieren.
In diesem Sinne: Es lebe der Moment!