Das Marketing spielt eine zentrale Rolle bei der öffentlichen Wahrnehmung von Konzernen. Hierbei gibt es viele kreative Methoden von Unternehmen, um für ihre Produkte zu werben. Wer gezielt Kunden anlocken will, gibt diesen eine Kostprobe, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes.
So gut wie jeder wird es schon einmal erlebt haben, im Supermarkt auf einen Stand zu treffen, an dem kostenlose Häppchen oder Getränke verteilt werden. Sicherlich wird damit kein Umsatz gemacht, aber man kann auf Aufmerksamkeit auf die eigene Ware lenken, was besonders wichtig ist, wenn diese neu im Sortiment ist.
So ähnlich verhält es sich auch mit allen anderen Dingen. Die Spieleindustrie ist hier nicht anders und versucht mit ihren eigenen Kostproben potenzielle Käufer auf ihre Spiele aufmerksam zu machen. Über die Zeit hinweg haben sich jedoch die Methoden gewandelt. Welche Konzepte von Spieledemos gab es und welche sind aktuell relevant?
Gibt es noch die klassischen Spieledemos?
Jeder erinnert sich noch an die Zeiten, in der man per Post, in Zeitschriften oder in Geschäften an Discs herankam, die voll mit einer Reihe von Spielen waren. Nur handelte es sich hier nicht um ganze Spiele, sondern um praktisch maßgeschneiderte Testversionen. Das Ziel dieser Demos war es, Spielern genügend Einblicke zu geben aber gleichzeitig nicht zu viel preiszugeben.
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Damit sollte der Anreiz entstehen, diese Spiele zu kaufen. Doch die Unternehmen gingen mit solchen Demos ein Risiko ein, denn wenn Spieler nicht überzeugt werden konnten, kauften sie auch nicht die Vollversion des Spiels. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, der die klassischen Demos ins Abseits dränge, nämlich die stetige Entwicklung des Internets.
Der Aufstieg digitaler Medien
Herkömmliche Discs können mit den digitalen Methoden hier nicht mithalten. So haben sich Streamingdienste wie Twitch als kostenlose Werbeplattformen für Spieleentwickler behauptet, da hier ein breites Publikum in der Lage ist, sich das Gameplay anzuschauen. Hinzu kommt, dass Twitch nach Youtube das größte Zielpublikum erreicht und 2017 mit 212 Millionen Zuschauern auf 16 % des gesamten Marktes kam.
Bei reinen Gaming-Inhalten deckte Twitch sogar ganze 56 % ab. Trotz allem sind die klassischen Demos nicht ganz ausgestorben, werden heutzutage aber nicht mehr als physische Kopie, sondern digital angeboten. So kann man die ersten Missionen in dem neuen Titel Dishonored 2 in einer Testversion herunterladen und spielen.
Freispiele und Boni statt Demos
Schaut man sich den iGaming-Sektor an, kann man feststellen, dass es hier überraschende Parallelen zu den klassischen Spieledemos gibt. Man findet hier zwar keine in Umschlag verpackte CD, die nur darauf wartet, ausprobiert zu werden. Wie wir bereits festgestellt haben, ist dieser Zug aufgrund des digitalen Wandels längst abgefahren.
Dennoch ist es für Casinos üblich, Boni für Neukunden zu bieten. Diese können in unterschiedlicher Form gegeben werden, sei es als einmaliger Geldbonus oder eine bestimmte Anzahl von Freispielen, bei denen sich der interessierte Besucher erst einmal ein Bild machen kann. Das kommt schon sehr nahe an die Originalidee der Spieledemos.
Welche modernen Weiterentwicklungen der Spieledemos gibt es?
Free Weekends
Bei dieser Demo-Alternative erhält man Zugang zu der Vollversion eines Spiel für einen limitierten Zeitraum – meist, wie die Name schon sagt, einem Wochenende. Die Wahl des Wochenendes ist hierbei pragmatisch, da die meisten Menschen sich hier auf ihre Freizeit konzentrieren können und nicht arbeiten müssen. Das Prinzip ist ähnlich zu der Gamescom, bei der man über einige Tage hinweg in der Lage ist, die neuesten Spiele austesten zu können. Das Konzept findet sich jedoch nicht nur in der Videospielindustrie, sondern auch bei den Pen & Paper-Spielen. So werden Gratisrollenspieltage an Wochenenden kostenlos live gestreamed.
Open Beta
Open Betas stehen im Kontrast zu den sogenannten Closed Betas. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Varianten besteht darin, dass Closed Betas nur für kleine Testgruppen zugänglich sind, die oftmals nur nach Einladung das Spiel ausprobieren können. Bei den Open Betas sind große Gruppen oder sogar jeder Spieler in der Lage, die Spiele anzutesten. Open Beta-Spiele sind schon weit in ihrer Entwicklung aber benötigen das Feedback der Spielercommunity, um Spielen den letzten Schliff zu geben. Das Sandboxspiel Minecraft wurde anfangs als Open Beta bereitgestellt und befand sich in dem Status zwischen 2009 und 2011.
Early Access
Das Modell des Early Access hat Indie-Entwicklern eine Chance gegeben, ihre Spielideen zu verwirklichen. Durch Crowdfunding sind die Titel in der Lage, sich zu finanzieren – wobei Seiten wie Kickstarter hier zentral sind. Hier sind 85 % der Gelder in erfolgreichen Projekten aufgegangen, wobei besonders Star Citizen mit 34,91 Millionen US-Dollar fast doppelt so viele Einnahmen verzeichnen konnte wie alle anderen Spiele zusammen.
PC Building Simulator #05 💻🛠 [Deutsch/German – Early Access – HD – Let's Play]: https://t.co/PILw71ASev über @YouTube
— wOOtiTv (@wOOtiTv) April 6, 2018
Die Definition von Early-Access-Titeln ist nicht immer ganz eindeutig, da es sich hier um Spiele in der frühen Alpha oder einer Betaversion handeln kann. Der größte Unterschied zu den Betas besteht jedoch darin, dass Early Access Games praktisch zusammen mit der Community entwickelt werden und man zu einer Art Investor wird, wenn man das Spiel kauft.
Als Beispiel dient der bekannte Weltraumshooter Starpoint Gemini, der sich elf Monate lang im Early Access befand. Natürlich muss man viele Bugs erwarten und die meisten Features sind ebenfalls noch nicht eingebaut, aber wer das Spiel schon in der Early-Access-Phase erwirbt, hat beim offiziellen Release weiterhin vollen Zugang. Meist werden danach auch die Preise erhöht.