Wenn sich Lotus an elektrische Autos wagt, dann richtig: Der neue Lotus Evija ist nicht nur das stärkste aktuell angekündigte Hypercar, sondern auch eines der leichtesten. Wir alle wissen, was diese Kombination anrichten wird – und wir alle werden es wohl nie am eigenen Leibe erfahren.
Denn der Lotuts Evija wird nicht nur verdammt schnell und komplett elektrisch, sondern auch verdammt teuer: Rund zwei Millionen werdet ihr für den Schlitten auf den Tisch legen müssen. Aber wie bei Lotus gewohnt wird auch das erste Hypercar der Briten jeden einzelnen Cent wert sein.
4 Motoren, 0 Geräusche
Als der chinesische Investor Geely 2017 bei Lotus einstieg, schien die elektrische Zukunft des Traditionsherstellers besiegelt. Immer wieder wurde dabei über ein Lotus-SUV spekuliert – doch zum Glück bleiben die Briten erst einmal bei dem, was sie am besten können: Autos, die sich erst auf der Rennstrecke richtig wohl fühlen.
Im Fall des Evija ziehen gleich vier Motoren mit jeweils 500 PS an den Rädern. Zum Vergleich: Der bisher stärkste Lotus – der Evora GT430 – kam mit gerade einmal 436 PS aus. Jedes einzelne Rad des neuen Stromers wird mit mehr Leistung versorgt.
Das macht den Evija zum aktuell stärksten Serien-Kfz der Welt – selbst der vor kurzem vorgestellte Pininfarina Battista, mit 1.900 PS der stärkste italienische Sportwagen aller Zeiten, muss dahinter zurückstecken.
Kein Auto für die Gerade
„Mit mehr Leistung bist du auf der Geraden schneller, mit weniger Gewicht aber überall.“ – das war das Motto das Lotus-Gründers Colin Chapman. Und auch der Evija ist ganz nach diesem Grundprinzip konstruiert.
Denn in Zusammenarbeit mit Williams Advanced Engineering, die sich unter anderem in der Formel E engagieren, wurde dem Evija eine radikale Diät verordnet: Carbon, wohin das Auge reicht.
Trotz der schweren Batteriepakte kommt das erste Lotus-Hypercar auf ein Gewicht von „nur“ rund 1,7 Tonnen. Das hört sich im Vergleich zu anderen Modellen des Herstellers verdammt schwer an, für ein vollelektrisches Hypercar ist der Evija allerdings ein echtes Leichtgewicht.
Ein Datenblatt, das das Fürchten lehrt
In Zeiten immer stärkerer Supersportwagen und immer neuer Hypercars gehört die Beschleunigung auf 100 km/h in unter drei Sekunden zum guten Ton. Doch da hört Lotus mit dem Evija noch lange nicht auf – denn der erreicht nach gerade einmal 9 Sekunden 300 km/h.
Zum Vergleich: Heutige Supersportler mit Verbrenner könnten sich damit schmücken, nach dieser Zeit die 200 Stundenkilometer zu erreichen. Wie sich die Beschleunigung des Evija anfühlen wird, kann sich von uns also wahrscheinlich keiner vorstellen.
Wo genau die Höchstgeschwindigkeit liegt, in welchem Tempo der Evija die versprochenen 400 km Reichweite schafft und ob er wirklich in einer Viertel Stunde vollgeladen ist, wird sich erst im nächsten Jahr zeigen – denn da beginnt die auf 130 Stück limitierte Produktion.
Doch das alles ist nichts gegen das Design
Denn was die Optik angeht, hat sich Lotus selbst übertroffen. Selbst dem Pininfarina Battista stiehlt der Evija die Show – nicht mit der schlichten Front, der extrem flachen Seitenlinie oder dem Verzicht auf Rückspiegel, sondern vor allen Dingen mit dem extravaganten Heck:
Die dünnen Bremsleuchten drapieren die britischen Designer um riesige Luftdurchlässe, über denen ein unauffälliger, ausfahrbarer Flügel sitzt. Fährt der aus, öffnet sich gleichzeitig der Diffusor ein zusätzliches Stück.
Das soll für mehr Downforce als Gewicht sorgen – und wir alle wissen, was das heißt: Theoretisch sollte der Evija in der Lage sein, an der Decke zu fahren.
Vollelektrisch, voll Lotus
Der erste Lotus mit Elektroantrieb war der Tesla Roadster – denn der nutzte als Basis eine Elise des britischen Herstellers. Heute, über 10 Jahre später, begegnen sich die beiden Unternehmen als Konkurrenten:
Auf der einen Seite der rund 2 Millionen Euro teure Evija, der mit einer Kombination aus wahnsinniger Leistung und wunderschöner Heckansicht überzeugt. Und auf der anderen Seite der neue Tesla Roadster, der für einen Bruchteil des Preises noch schneller sein soll – notfalls unter Einsatz von Schubdüsen.
Doch bei einer Auflage von nur 130 Stück wird sich Lotus wohl keine Sorgen machen müssen, die Wagen unters gut betuchte Volk zu bringen. Vermutlich wird der Evija ohnehin nur die Vorhut einer Reihe von neuen Modellen der Briten sein – und ganz bestimmt werden wir in den nächsten Jahren auch das sehen, was wir von Lotus nie sehen wollten: Einen riesigen, behäbigen SUV.
Doch bevor das passiert, versorgt Lotus uns alle noch mit einer längst überfälligen Dosis Gänsehaut – denn die bekommt jeder echte Auto-Enthusiast beim Anblick des Release-Videos: