Ostern steht vor der Tür. Das bedeutet nicht nur bunte Eier, sondern auch viel Verkehr. Ferienzeit ist Stauzeit – doch was wir auf deutschen Autobahnen als schlimmen Stau bezeichnen, ist der Traum vieler Chinesen. Denn China ist nicht nur das Reich der Mitte, sondern auch das Reich des Verkehrschaos:
Einmal im Jahr machen sich 750 Millionen Chinesen auf den Weg in den Urlaub – und was dabei herauskommt, ist so skurril, dass es kaum zu glauben ist. Gut, dass immer eine Kamera in der Nähe ist, um die Megastaus zu dokumentieren!
Die Mutter aller Staus
Der wohl krasseste Stau, den wir in den letzten Jahren bewundern konnten, feiert nächstes Jahr Jubiläum.
Im August 2010 spannte sich vor Peking eine Schlange von Autos über 100 Kilometer lang – obwohl die Strecke über 50 Spuren verfügt, ist sie dem Verkehrsaufkommen mittlerweile nicht mehr gewachsen.
Wenn die chinesichen Autofahrer kurz vor Peking von 50 auf „nur noch“ 20 Spuren wechseln, ist Chaos vorprogrammiert – doch in besagtem August kam noch ein weiteres Problem dazu, das wir auch hierzulande bestens kennen.
Baustellen
Denn als wäre das alles noch nicht genug, wurde die Autobahn zur riesigen Baustelle – und aus fünfzig Spuren plötzlich vier.
Die Folge: Vor dem Nadelöhr wurde eine der wohl breitesten Straßen der Welt zum riesigen Parkplatz für hunderttausende Chinesen.
Fast zwei Wochen dauerte der Stau. An manchen Tagen bewegten sich die Autos nur einen Kilometer – und so mancher Autofahrer berichtete, dass er ganze fünf Tage auf der Autobahn verbringen musste.
Die perfekte Kundschaft!
Doch der Highway wurde nicht nur zum Parkplatz, sondern auch zum Geschäftsfeld einiger findiger Anwohner – denn die verkauften den gestrandeten Autofahrern Wasser, Instant-Nudeln oder Zigaretten zu Mondpreisen. Schließlich hatten die kaum die Möglichkeit, nein zu sagen.
Das krasseste: Einige Autofahrer berichteten anschließend, dass sie regelrecht zum Kauf genötigt wurden – denn Gerüchten zufolge drohten einige der Händler Windschutzscheiben ihrer Kunden zu zerstören, sollte man sich nicht auf ihr „faires“ Angebot einlassen.
Und das ist nur ein chinesischer Megastau
Denn auch wenn der Stau von 2010 dank seiner schieren Länge legendär ist – er ist die Regel, nicht die Ausnahme: Während der „Goldenen Woche“ haben die meisten Chinesen frei und sorgen anschließend auf dem Rückweg aus den Ferien für das reinste Verkehrschaos.
2012 zum Beispiel entschied die Regierung, ihrem Volk die Maut an diesen Tagen zu erlassen – das führte dazu, dass auf 24 Highways insgesamt 85 Millionen Menschen im Stau standen.
In diesem Sinne: Frohes Reisen in den Osterferien!
Kommt ihr in den Ferien also mal nicht so schnell voran, wie ihr das gerne hättet, denkt einfach daran: Es könnte schlimmer sein – viel schlimmer. Denn gegen das, auf was sich die Chinesen in den Ferien Jahr für Jahr einlassen, sehen unsere Staus aus wie eine kurze Schlange an der Supermarktkasse.
Bei all den Bildern von riesigen chinesischen Straßen stellt sich am Ende nur noch eine Frage: Zwischen welchen der fünfzig Spuren wird eigentlich die Rettungsgasse gebildet?