Laute Nacht, gruselige Nacht – Wenn die Perchten kommen

Wir sind in der stillen Zeit des Jahres angekommen und in dieser Zeit wird die Tradition noch hoch gehalten, jedenfalls dort, wo die Urigkeit noch ihr Zuhause hat.

Weihnachtsmarkt ist nicht gleich Weihnachtsmarkt

Du schlenderst mit Freunden über den Weihnachtsmarkt, es riecht nach gerösteten Kastanien und Punsch. In den Feuerkörben knistert das Holz und flackende Flammen steigen auf. Der Tag ist kurz geworden und geht schnell in die Nacht über. Es ist nur das Geräusch des knirschenden Schnees zu hören und Musikklänge, die „es wird scho glei dumpa“, anstimmen.  Bist du schon auf den gleichen Weihnachtsmarkt  – wie ich? Wahrscheinlich nicht?

Denn bei dir schallt gewiss ein lautes „Last Christmas“ aus den Boxen, dass die Adventsänger verstummen lässt. Der überlieferten Tradition von der Vorweihnachtszeit wird ein glitzerndes Gewand angezogen und alles funkelt bereits von weitem. Ja – das sind die 0-8-15 Weihnachtsmärkte, wie wir sie alle kennen. Da haben die Perchten nichts zu suchen.

Auf Perchten treffen – Im Dezember und Jänner ist das gut möglich

Wenn du auf Perchten treffen möchtest, die dem Knecht Ruprecht und dem Krampus schon sehr nahe kommen, dann musst du dich am besten in Bayern oder in Österreich einfinden. Denn hierbei handelt es sich um ein Brauchtum, welches vor allem in den Alpenländern zelebriert wird. In der Zeit von November bis hinein in den Jänner des nächsten Jahres kannst du auf den hiesigen Märkten die Schreckgestalten bewundern.

Vorbei ist die Zeit, wo der Nikolaus mit weißem  Rauschebart daher kommt und die Kinder fragt, ob sie schön artig waren. Natürlich hat der Nikolaus den Krampus mit in seinem Schlepptau. In Bayern und in Österreich – vor allem im Salzburger Land – kommen die Perchten und sorgen im Dezember sowie im Jänner für eine laute und gruselige Nacht.

Ein Percht hat das Aussehen eines Teufels. Eine mystische Tiergestalt steht dir bei dem Perchtenlauf einfach gegenüber. Der Percht schleicht sich an und plötzlich steht er vor dem Weihnachtsmarkt Besucher, im Schaf- oder Ziegenfell gehüllt und einer geschnitzten Maske aus Holz. Eine solche Maske kann bis zu 10 Kilo wiegen und hinter dieser steht wahre Handarbeit. Zirben oder Lindenholz wird für eine solche Maske verwendet. Aber eine solche Perchten-Maske ist nicht vollständig, wenn die Hörner fehlen. Bei den Hörnern wird gerne auf Steinbock-, Widder- und Ziegenhörner zurückgegriffen. Sie können gar nicht lang genug sein  und zahlreich in Erscheinung treten. Natürlich bekommt das Kunstwerk von einer Maske auch noch die passende Bemalung. In der Regel braucht es 25 Stunden Arbeit, bis eine Fratze endlich seine Vollendung findet. Und eine Fratze muss sein, sonst wäre es kein Percht. Die Fratze wird von den hiesigen Betreibern als „Loave „ bezeichnet. Das hochdeutsche Wort dazu lautet Larve. Dieses Wort kommt wiederum aus dem Lateinischen und trägt die Bedeutung Gespenst.

Höllische Gesellen, die dir das Fürchten lernen

Gerade für junge Männer ist das ein großer Anreiz. Die furchterregenden Fratzen und die aufwendig hergestellten Kostüme wollen schließlich bewundert werden. Natürlich dürfen schicke Engelchen im passenden Kostüm nicht fehlen. Sie gelten oft als Begleitung der furchterregenden Gestalten mit den grimmigen Fratzen, die die Zunge heraushängen lassen. Dazu die Augen in Giftgrün oder hellem Blau, die ganz verdreht sind. Und Hörner, die die Länge eines Armes erreichen können.

Der Unterhaltungsfaktor bei den Perchtenläufen ist groß. Da es einzelne Gruppen gibt, die als Perchten auftreten und die Furcht einflößenden Kreaturen kommen auf jeden Besucher zu. Zum Glück hörst du die schon von weitem, da die prallen Kuhglocken, die sich an dem zotteligen Fell befinden, die Perchten schon ganz bald ankündigen. Beim Perchtenlauf wird mit Eisenketten kräftig gerasselt und natürlich darf die Weidenrute auch nicht fehlen. Wer Pech hat, der bekommt eine damit übergezogen.  Aber keine Angst, die einzelnen Akteure gelten als besucher- und kinderfreundlich.

Auf nach Österreich oder nach Bayern

Für viele österreichische und bayrische Gemeinden ist der Perchtenlauf ein wichtiger Bestandteil rund um  Weihnachten und Neujahr geworden. Der Auftakt zum Laufen ist nicht nur für die Perchten ein Erlebnis. Auch die Zuschauer erleben allerhand Action auf die traditionelle Art, wenn der Teufel in Gestalt der Perchte seinen Rundgang feiert.

Anne Grasböck

Für Anne ist schreiben eine Herzensangelegenheit und sie schwört auf das Zitat von Thyde Monnier: "Hundert Worte, die den Verstand beeindrucken, wirken nicht so tief, wie ein einziges Wort, das das Herz berührt".