Kickboxen ist eine Kampfsportart, bei der das Schlagen mit Füßen und Händen mit konventionellem Boxen verbunden wird. Wer das Kickboxen genauer unter die Lupe nimmt, erkennt Parallelen zu Karate und Taekwondo. Doch beim Kickboxen sind Tiefschläge ein absolutes No-Go.
Die einzige Ausnahme bilden die sogenannten „Lowkicks“, unter denen man erlaubte Tritte auf die Oberschenkel versteht. Verboten sind neben dem Werfen des Gegners auch Schläge auf den Rücken und auf Kontrahenten, die bereits am Boden liegen. Im Gesamtpaket ist also Kickboxen ein moderner, abendländischer Kampfsport.
Das Kickboxen feierte seine Geburtsstunde als Wettkampfdisziplin im Jahr 1974 und wurde damals noch „All Style Karate“, „Sport-Karate“ oder „Contact-Karate“ genannt. Die Gründer des Weltverbandes WAKO (World Association of Kickboxing Organizations) einigten sich darauf, die traditionellen fernöstlichen Kampfmethoden wie Taekwondo, Karate oder Kung Fu zu einem sportlichen Wettkampf mit einheitlichen Regeln zu machen und gegen andere Kampfsysteme anzutreten.
Bis heute stellt Kickboxen aber noch keine olympische Disziplin dar. Auf Verbandsebene sind die Funktionäre jedoch bemüht, Kickboxen zu einer olympischen Sportart zu machen und damit den nächsten Meilenstein zu legen.
Beim Kickboxen unterscheidet man grundsätzlich zwischen verschiedenen Wettkampfarten:
Semikontakt
Diese Wettkampfart ist auch bekannt als „Pointfighting“. Nach jedem erfolgreichen Treffer am Körper des Gegners erfolgt eine kurze Unterbrechung, bei der die drei Kampfrichter den Treffer bewerten, bevor anschließend wieder die Ausgangsstellung eingenommen wird. Es gewinnt derjenige, dem während des gesamten Kampfes die meisten Punkte zugesprochen werden. Die meisten Punkte gibt es dabei für erlaubte gesprungene Fußtechniken aller Art zum Kopf (drei Punkte).
Leichtkontakt Kickboxen
Beim Leichtkontakt verfolgen die Kontrahenten das Ziel, mehr Treffer als der Gegner einzufahren – mit dem feinen Unterschied, dass es keine Unterbrechung nach einem Treffer gibt. Zudem sind die Sportler verpflichtet Schutzausrüstung zu tragen. Der Leichtkontakt ist unter dem technischen und vor allem konditionellen Gesichtspunkt sehr fordernd und anspruchsvoll.
Vollkontakt
Der Vollkontakt wird im Boxring ausgetragen, wo der K.O.-Faktor ins Spiel kommt. Demnach erfolgt der Sieg nicht nur über Punkte, sondern auch durch K.O. Ein Kickboxer ist dann K.O., wenn er niedergeschlagen wurde oder kampfunfähig ist. Das Schlagen unter die Gürtellinie ist ein Regelverstoß und wird mit einem Punktabzug sanktioniert.
K-1 Rules
Das Regelwerk dieser Wettkampfart wurde von der japanischen Kampfsportorganisation K-1 entwickelt und gilt daher auch als die schmerzhafteste Variante des Kickboxens. Es gibt viele Ähnlichkeiten mit dem Thaiboxen. So dürfen neben Lowkicks auch Kniestöße zum Kopf und Körper des Gegners angewendet werden.
Effektives Ganzkörpertraining
Beim Kickboxen geht es regelrecht Schlag auf Schlag. Blutige Nasen, angeschwollene Augen, Knochenbrüche und Gehirnerschütterungen sind gewohnte Bilder vieler Fights. Und nicht ganz selten fliegt auch mal der Mundschutz nach einem K.O.-Schlag aus dem Ring. Dennoch spielen viele Menschen mit dem Gedanken, mit dem Kickboxen anzufangen. Kickboxen dient nicht nur hervorragend zur Selbstverteidigung, sondern ist auch bestens geeignet, um die körperliche Fitness zu steigern.
Bei kaum einer anderen Sportart werden so viele Muskelgruppen angesprochen wie beim Kickboxen. Daher sorgt Kickboxen auch für einen schnellen und effektiven Fettabbau. Es ist nicht übertrieben, wenn man beim Kickboxen von einem komprimierten Zirkeltraining spricht. So werden in Minutenschnelle Schnellkraft, Ausdauerkraft, Kondition, Koordination, Gleichgewicht, Beweglichkeit und das Reaktionsvermögen geschult. Ein Kickbox-Training ist durchaus anspruchsvoller und polyvalenter als das monotone Pumpen im Fitnessstudio.
Das optimale Alter für Kickboxen liegt zwischen 16 und 35 Jahren. Man könnte also quasi ein Viertel des Lebens mit Kickboxen verbringen. Die Kampfsportart spricht viele Altersgruppen an, da die Trainingsintensität individuell regulierbar ist. Beispielsweise sollte man sich einen Trainingspartner auswählen, der dem eigenen Fitnessstand ebenbürtig ist. Dies gewährleistet auch die Möglichkeit, das Kickboxen in höherem Alter zu erlernen.
Vorsicht: Nicht jedermanns Sache
Bei all den Vorteilen, die das Kickboxen mitbringt, sollte man dennoch keinen leichtsinnigen Quereinstieg in diese äußerst komplexe Kampfsportart wagen. Interesse am Kampfsport und ein gesundes Selbstvertrauen bilden die Basis, um überhaupt solide Fuß fassen zu können.
Wer sich also auf diese Erlebnisreise einlassen möchte, sollte möglichst krankheitsfrei sein. Verschraubungen bzw. künstliche Gelenke im Körper, Vorschäden im Bereich Herz und Kreislauf sowie die Glasknochen-Krankheit sind Ausschlusskriterien fürs Kickboxen. Generell sollte jeder Kickboxinteressierte zuerst einen Arzt aufsuchen, um sicherzustellen, ob die Ausübung ungefährlich ist.