Volunteers bei Sportvereinen: Ehrenamt oder einfach nur Ausbeutung?

Eine Frage, die sich sicherlich nicht so ohne weiteres Beantworten lässt, liegt die Wahrheit doch wahrscheinlich irgendwo in der goldenen Mitte. 

Hält man sich mal vor Augen, dass ein Volunteer (engl. = Freiwilliger) letztendlich eine billige bis kostenlose Arbeitskraft für die Vereine und sonstige Institutionen ist, steckt am langen Ende doch weitaus mehr dahinter.

Samstag, 11 Uhr morgens – Mike und Moni machen sich startklar für Ihren Einsatz! Schließlich steigt um 15:30 Uhr das Derby und da geht’s bekanntermaßen immer um alles!

Ausgiebig frühstücken, Volu-Klamotten an und dann auf mit der Bahn zum Stadion, weit vor den Fanmassen, die erst zwei Stunden später anreisen werden.

Doch warum dieser Aufwand? Andere wären froh, samstags einfach mal eine Runde länger schlafen zu können – ganz zu schweigen von Spielen, die unter der Woche dann auch mal gepflegt erst um 21 Uhr angepfiffen werden.

Aber was soll’s, während Mike und Moni bereits auf dem Weg in die Arena sind, dreht sich manch anderer vielleicht gerade nochmal um, weil der die Nachwehen vom Vorabend bekämpfen muss.

Mehr als nur freiwillige Mitarbeit

Aber für die beiden stellt die „freiwillige Tätigkeit“ weitaus mehr da. So sind Sie mindestens alle zwei Wochen, manchmal sogar wöchentlich für ihren Verein tätig und bieten Serviceleistungen wie Behindertenbetreuung, Infoservice oder sonstige Dienstleistungen für den Club an.

Im Gegenzug dazu gibt’s einen kleinen Snack inklusive Getränke sowie anschließenden „Gratis-Fußball“ bei freier Platzwahl und kleinem Plausch mit den Volunteer-Kolleginnen und -Kollegen. Wenn es mal so richtig gut läuft, kommen noch Highlights dazu, wie Bühnenaufbauten auf dem heiligen Rasen, und dabei von 65.000 Zuschauern begafft zu werden, während man unmittelbar nach dem Abpfiff im Slalom durch die nassgeschwitzten auf dem Rasen hockenden Idole laufen muss. Wer also gerne mal im Mittelpunkt seinem Geltungsdrang auskosten möchte und gleichzeitig seine Stars hautnah erleben will, hat hier die einzigartige Gelegenheit dazu.

Wie immer gibt’s auch hier Kritik 

Natürlich werden Kritiker jetzt wieder mit dem Argument um die Ecke geschossen kommen, die der Meinung sind, dass Volunteers Arbeitsplätze klauen – viel besser wären doch haufenweise 450-Euro-Jobs, so hätten alle was davon!

Aber will man das wirklich? Alle schreien immer lauter aufgrund der Kommerzialisierung unseres Volkssport Nummer 1! Würde die Einrichtung immer mehr Arbeitskräfte in einem Verein – egal ob Fußball-Bundesliga oder Handball Kreisliga – nicht eher ein Wirtschaftsunternehmen machen, weit weg vom ursprünglichen Gedanken eines gemeinnützigen Vereines?

JA, genau das passiert! Es spielt doch letztendlich nicht die geringste Rolle, ob wir uns im Profisport oder Breitensport bewegen, ohne freiwillige Mitarbeit würde der Verein sein letztes bisschen Gemeinschaft verlieren. Auch wird eine Menge Identifikationscharakter den Bach runtergehen, da es ein Unterschied darstellt, ob man wegen der Sache freiwillig seinen Verein unterstützt oder lediglich des Geldes wegen seine Stunden abreißt.

Unser Volu-Pärchen wird jedenfalls auch weiterhin jeglichen Kritikern entgegen am Wochenende seinem gemeinsamen Hobby nachgehen und Service am Gast leisten – einzig und allein aus Überzeugung an der Sache!

Jeder von euch, der jetzt noch Zweifel hat oder ein bisschen Zeit in sinnvolle Dinge zu investieren, sollte vielleicht einfach mal vorbeikommen. Auf der Homepage eurer Vereine könnt ihr nachlesen, on Volunteer-Programme angeboten werden – einfach Kontakt aufnehmen und ausprobieren! Die meisten Tester werden erfahrungsgemäß hängenbleiben.

Kevin Reiße

Kevin ist hauptberuflich als Verwaltungsbeamter in einer größeren Kommune tätig und liebt seinen dort ansässigen Fußballverein, für den er ehrenamtlich als Volunteer tätig ist. Einen weiteren Ausgleich schafft er sich bei Aktivitäten mit seinen beiden Kinder. Kevin liebt es zu reisen.