Es ist ein einziges Chaos: Die Linien des Fußballfeldes kreuzen sich mit den Volleyball-Linien, dazu kommen noch die Markierungen des Handball-, Tennis- und Basketballfeldes. Heraus kommt das, was viele von uns aus Schulzeiten oder vom Sportverein kennen: Ein Hallenboden mit gefühlt hundert Linien in verschiedenen Farben. Funktional, weil verschiedene Spielfelder auf ein und demselben Boden zu finden sind. Aber auch hässlich und unübersichtlich.
In der Ballsportarena Dresden sind keine bunten Markierungen auf den Boden gemalt. Ist auch gar nicht nötig. Hier sind im Boden LED-Lampen installiert, die die Linien ersetzen. Welches Spielfeld die Leuchten erscheinen lassen, wird mit einem Tipp per Touchscreen festgelegt. So kann mit einem einzigen Fingerdruck gewechselt werden zwischen Handball-, Basketball-, Volleyball- und Badmintonfeld.
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Das funktioniert dank einer Aluminium-Unterkonstruktion, die aus einem Gitter und Aluminiumrahmen besteht. Darauf werden dann die Glasplatten befestigt. Sie sind aus gehärtetem Sicherheitsglas. Die Scheiben werden mit PVB-Folie (Polyvinylbutyral) verbunden. Die Folie sorgt dafür, dass das Glas – falls es zersplittern sollte – nicht in tausend Stücke zerspringt. In der Dresdner Halle sind die verlegten Lichtstreifen etwa 2,5 Kilometer lang.
Glasboden spiegelt nicht
Die Glasplatten sind elastisch und es sind Keramikpunkte eingebrannt. Sie verhindern, dass die Sportler auf der Oberfläche ausrutschen. Die Scheiben sind so zusammengesetzt, dass es keine Fugen gibt. Damit der Glasboden nicht spiegelt, ist die Oberfläche geätzt. Laut Hersteller ASB Glass Floor ist der Boden rund 70 Jahre lang haltbar.
Der Hersteller wirbt auch damit, dass die Oberfläche nicht durch spitze oder harte Gegenstände beschädigt werden kann. Auch Straßenschuhe sind kein Problem, bei einem Konzert in der Dresdner Ballsportarena muss die Fläche also nicht extra abgedeckt werden. Weitere Vorteile: Die Farben der Linien können geändert, die LEDs für Werbezwecke eingesetzt werden.
Füchse-Spieler bescheinigt „mehr Grip“
Der Glasboden ist für die deutsche Handball-Bundesliga zugelassen. Der HC Elbflorenz bestreitet seine Zweitliga-Spiele in der Dresdner Halle. Anfang August kamen die Füchse aus Berlin zu einem Testspiel in die sächsische Stadt. Der HC hat sich im Training schon an den Boden gewöhnt, Füchse-Spieler Hans Lindberg sagte über die neue Technologie zu den „Dresdner Neuesten Nachrichten“: „Der Boden hat etwas mehr Grip, insgesamt hat man ein gutes Gefühl.“
Auch der Basketballverband FIBA hat die Spielfläche zugelassen. Zwar noch nicht für Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele, dafür aber für nationale Wettkämpfe. Der Boden sei getestet worden und erfülle die nötigen Anforderungen, teilte der Verband mit.
Dresden ist nicht die erste Halle, die den LED-Glasboden nutzt. Im italienischen Lazzate (nördlich von Mailand) zum Beispiel wurde der Boden in einem Indoor-Sportzentrum verlegt. Dort können Sportbegeisterte unter anderem Tennis und Fußball spielen. In Traunstein (etwa 90 Autominuten östlich von München) gibt es eine Sporthalle mit Glasboden, die von einem Internat genutzt wird. Und ein TV Studio in London nutzt die Technik, um mit Sportlern und Moderatoren Spielsituationen nachzustellen und zu analysieren.
Feldwechsel im neuen Tottenham-Stadion
In London entsteht derzeit übrigens ein Stadion, das ebenfalls auf den Linien-Wirrwarr verzichten wird. Die Arena von Tottenham Hotspur hat zwei Spielfelder, eines für Fußball und eines für American Football. Zwischen den Feldern kann zwar nicht per Touchscreen gewechselt werden, die dortige Lösung ist aber ebenfalls innovativ. Wie das funktioniert, könnt ihr ebenfalls auf Manonamission.de lesen:
.@SpursOfficial baut da ein ziemlich geiles Stadion für #Football und #Fußball: https://t.co/M7zwzVcmrG #ranNFL
— ChrisHoeb (@ChrisHoeb) September 10, 2017