Handball WM 2019: Deutsches Wintermärchen 2.0?

Am Donnerstag wird’s für die deutschen Handballer wieder Ernst. Mit dem Auftaktspiel gegen Korea beginnt die Titel-Mission bei der diesjährigen Heim-WM.

Erstmals wird die Handball-Weltmeisterschaft in zwei unterschiedlichen Ländern – in diesem Fall Deutschland und Dänemark – ausgetragen.

Insgesamt 24 Teams kämpfen dabei vom 10. Januar bis zum 27. Januar an sechs verschiedenen Austragungsorten um die Krone. Während die Auftaktbegegnung mit deutscher Beteiligung in Berlin stattfindet, wird das große Finale am 27. in der Jyske Bank Boxen Halle in Herning, Dänemark ausgetragen.

Wintermärchen 2007 – ein einzigartiges Handball-Erlebnis

Natürlich stellen sich alle Anhänger der Deutschen die Frage: Können die Handballer das grandiose Kunststück von 2007 wiederholen? Damals gewannen die Männer um Kulttrainer Heiner Brand (der mit dem Schnauzer) die WM im eigenen Land und lösten bei ihren Spielen eine bis dato noch nie gesehene Handball-Euphorie aus.

Obwohl das Team nicht optimal ins Turnier gestartet war – u. a. setzte es eine Vorrunden-Niederlage gegen den späteren Final-Gegner Polen – steigerten sich Pascal Hens & Co. von Spiel zu Spiel. Spätestens im Viertelfinale gegen Spanien wurde das Team vom einzigartigen Enthusiasmus der deutschen Fans befeuert und durften am Ende den knappen Halbfinaleinzug bejubeln.

Dort wartete mit Frankreich ein Weltklasseteam, das die Deutschen allerdings in der Hauptrunde bereits schlagen konnte. Das Spiel hielt auf jeden Fall, was es versprach: Ständig wechselnde Führungen, zweimalige Verlängerung und ein wahrer Krimi bis zum Schluss. Bis heute stellt es für viele eines der besten Handball WM-Spiele aller Zeiten dar – glücklicherweise mit dem besseren Ende für die Deutschen.

Im Finale gab es dann das Wiedersehen mit den Polen, die der deutschen Mannschaft die einzige Turnierniederlage zufügten. Getragen von der unfassbaren Euphoriewelle, machte es die Truppe von Heiner Brand diesmal aber besser und gewann im heimischen Hexenkessel deutlich mit 29:24. Mit ihrer Leidenschaft und starken Leistungen schafften die Handballer was sonst nur den Fußballern gelingt: Rund 20 Millionen Zuschauer bejubelten an jenem Tag im Jahr 2007 vor ihren Fernsehern den ersten Weltmeistertitel seit 29 Jahren. Aber wie stehen diesmal die Chancen?

Erneut bleibt nur die Außenseiterrolle

Ähnlich wie 2007 starten die Deutschen auch in dieses Turnier als Außenseiter. Die Mannschaft besitzt zwar auf jeder Position Spieler von internationaler Klasse, Weltklasseleute sind mit Ausnahme von Kapitän Uwe Gensheimer aber Mangelware. Sorgen machen auch die Ergebnisse der beiden letzten Turniere.

Sowohl bei der WM 2017 in Frankreich als auch bei der Europameisterschaft 2018 in Kroatien belegte das Team einen enttäuschenden 9. Platz. Für viele Experten waren diese Leistungen ein Rätsel, da ein fast gleich besetzter Kader 2016 überraschenderweise die Europameisterschaft gewinnen und beim Olympia Turnier die Bronzemedaille erreichen konnte.

Hoffnungen auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft macht aber die aktuelle Form der DHB-Auswahl. Nach dem blamablen Hauptrunden-Aus bei der letztjährigen EM konnte das Team von Trainer Christian Prokrop neun von zehn Länderspiele gewinnen und sollte vor dem Auftaktspiel gegen Korea vor Selbstvertrauen strotzen.

Sicher ist zumindest eins: Auf die Unterstützung der deutschen Fans werden sich die Spieler verlassen können. Nun liegt es an ihnen selbst, mit ihren Leistungen eine Euphoriewelle wie zuletzt 2007 zu entfachen. Gelingt das, ist für Gensheimer & Co. alles möglich.

Wer sind die Favoriten?

Auch ohne ihren größten Superstar Nikola Karabatic gelten die Franzosen als heißester Anwärter auf den Titel. Insgesamt vier der letzten fünf Weltmeisterschaften konnte das mit Topstars gespickte Team gewinnen und wird somit auch 2019 in Normalform nur schwer zu bezwingen sein.

Daneben werden auch Spanien und Dänemark gute Chancen eingeräumt. Während die Spanier nach ihrem EM-Triumph 2018 automatisch zu den Top-Nationen zählen, dürfen die Nordeuropäer vor allem dank ihres Superstars Mikkel Hansen und dem Heimvorteil vom großen Coup träumen.

Trotz der starken Konkurrenz: Das deutsche Team sollten nicht unterschätzt werden. Was mit viel Leidenschaft und der unbändigen Fan-Unterstützung alles bewirkt werden kann, wurde 2007 bereits bewiesen. Beim ersten Wintermärchen der deutschen Handballer…

Andreas Urban

Andreas studiert aktuell Wirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Medien. Seine größte Leidenschaft ist der Fussball, worüber er neben anderen Sportarten, Medien & Gaming am liebsten Texte schreibt.