Nations League: So funktioniert das neue Turnier der UEFA

Der Frust des deutschen Fußball-Fans sitzt noch immer tief, scheiterten unsere Jungs in Russland doch mit Ach und Krach. Allerdings steht das nächste “große Turnier“ bereits vor der Tür. Und, oh Schreck, Manu und Co. müssen gegen den Weltmeister ran (nein, das sind wir seit ein paar Wochen nicht mehr)!

Die UEFA Nations League soll die Testspiele der europäischen Nationalmannschaften ablösen oder zumindest weitestgehend ersetzen. Der Sinn der ganzen Sache? Wissen wir nicht!

Vermutlich möchte der europäische Fußballverband der Fifa in Sachen Kommerz Konkurrenz machen. Wir haben uns das System dennoch näher angeschaut und wollen es dir im Folgenden erklären.

Deutschland in der Gruppe A1

An der Nations League nehmen alle 55 Mitglieder der UEFA teil. Einen ganz besonderen Anreiz stellt das Turnier für die sogenannten Fußball-Zwerge dar. In dem Wettbewerb werden nämlich mittels Playoffs vier von 24 Startplätzen für die Euro 2020 vergeben. Aufgrund des (nicht gerade übersichtlichen) Systems steht jetzt schon fest, dass einer der Startplätze an einen krassen Außenseiter gehen wird.

Die Mannschaften werden nach dem sogenannten UEFA-Koeffizienten in die Ligen A bis D eingeteilt. Deutschland spielt in der Liga A. Diese ist außerdem “die Heimat“ von Portugal, Spanien, Frankreich, England, Belgien, Italien, Niederlande, Kroatien, Schweiz, Island und Polen. Die Zusammensetzung der anderen Ligen sieht wie folgt aus:

  • Liga B: Russland, Wales, Schweden, Österreich, Türkei, Tschechien, Irland, Slowakei, Ukraine, Nordirland, Bosnien-Herzegowina, Dänemark
  • Liga C: Schottland, Litauen, Norwegen, Ungarn, Serbien, Estland, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Albanien, Slowenien, Israel, Griechenland, Finnland, Montenegro
  • Liga D: Lettland, Luxemburg, Mazedonien, Gibraltar, Malta, Kosovo, Kasachstan, Andorra, Weißrussland, Aserbaidschan, Armenien, Liechtenstein, Georgien, San Marino, Färöer, Moldawien

Wer jetzt denkt, das sei doch gar nicht so unübersichtlich, ist etwas voreilig. Und zwar setzt sich jede Liga wiederum aus vier Gruppen zusammen (Deutschland bildet mit Frankreich und den Niederlanden die Gruppe A1) und diese bestehen entweder aus drei oder aus vier Mannschaften. Somit umfasst die Nations League 16 Gruppen, die jeweils mit Hin- und Rückspiel ausgetragen werden.

Die Spiele finden an sogenannten Doppelspieltagen (im September, Oktober und November dieses Jahres) statt. Und im Juni 2019 wird im Rahmen eines Final Four der Sieger der Nations League ermittelt. Hier treten alle Gruppensieger der Liga A gegeneinander an.

Komplex, komplexer, Nations League

„Noch spannender“ dürften die Playoffs zwischen den 16 Gruppensiegern werden: Im März 2020 spielen alle Sieger der Liga A, alle Gruppenersten der Liga B, der Liga C usw. gegeneinander. Die Ligen bleiben dabei unter sich und ermitteln im “Halbfinale-Finale-Modus“ (ohne Rückspiele) den sicheren EM-Teilnehmer aus der Liga. Somit ist klar, dass sich eine vermeintlich schwache Mannschaft aus der Liga D sicher für die Europameisterschaft 2020 qualifiziert. Aber was heißt schon “schwach“?! Schließlich sind mittlerweile selbst kleine Fußballnationen wie Südkorea dazu in der Lage, einen (ehemaligen) Weltmeister zu demütigen.

Das ganze Prozedere der UEFA Nations League erscheint aber immer noch zu simpel. “Deswegen“ dürfen nur Gruppensieger an den Halbfinals teilnehmen, die es nicht geschafft haben, sich über die herkömmliche Qualifikation nach … ja, wo findet die EM denn eigentlich statt? Achja, genau: nach London und Co. zu schießen – die Europameisterschaft wird in 12 verschiedenen europäischen Städten ausgetragen.

Ist ein erstplatziertes Team bereits qualifiziert, rückt demnach der Zweitplatzierte nach. Sollte auch dieser bereits für die Endrunde qualifiziert sein, rückt wiederum der Dritte nach. Und wenn dieser auch schon qualifiziert ist… nun gut, das wäre jetzt womöglich etwas zu viel für das immer noch blutende deutsche Fußball-Herz.

Alles nur Testspiele, oder was?

Alles in allem stellt die UEFA Nations League für große Fußballnationen wohl eher eine Art Testspiele gegen Top-Gegner dar. Das dürfte den einen oder anderen Fußball-Fan freuen. Denn wer braucht schon solche Testspiele wie das kurz vor der WM 2018 gegen Saudi-Arabien?! Nichts für ungut!

Aber vielleicht strengen sich unsere Jungs ja mehr an, wenn es gegen die Niederlande o.Ä. geht und schalten somit nicht kurz vor einem großen Turnier in den Standby-Modus. Dass sich die DFB-Elf „auf herkömmlichem Wege“ für die EM 2020 qualifiziert, setzen wir jetzt einfach mal voraus.

Titelbild Copyright: UEFA

Jan-Philipp Kiedos

Jan liebt es, Texte rund um die Themen Sport, Ernährung und Gesundheit zu verfassen. Er hat Lehramt (Sport & Englisch) studiert und anschließend die Fitnesstrainer A-Lizenz erlangt. Bereits während des Studiums entdeckte Jan seine Leidenschaft für das Schreiben.