Buhmänner der deutschen Nationalmannschaft – eine Historie

Das Unfassbare ist passiert: Deutschland scheidet erstmals in der Geschichte der WM in der Vorrunde vor dem Achtelfinale aus. Welche Konsequenzen der Trainer Jogi Löw daraus ziehen wird, bleibt abzuwarten.

Fest steht: Die Buhmänner der DFB-Elf standen schon vorher fest. Und auch in der Geschichte des deutschen Fußballs hat der ein oder andere Spieler bereits alles andere als glamouröse Zeiten erlebt.

Mesut Özil, Ilkay Gündogan und der Erdogan- Skandal

Vor der Weltmeisterschaft 2018 sorgten die beiden Nationalspieler Mesut Özil und Illkay Gündogan bereits für einen großen Eklat, der nicht nur die Sportlandschaft in Deutschland erschütterte, sondern sogar bis in die politischen Reihen gehört wurde. Von aufgebrachten Fans, die ihren Unmut in den sozialen Netzwerken zum Ausdruck brauchten und die umgehende Heimreise der beiden Fußball-Stars forderten, ganz zu schweigen. Doch was war eigentlich genau passiert?

Mitte Mai befand sich das türkische Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan auf großer Wahlkampfreise durch Großbritannien. Es war ein Foto, geschossen in einem Hotel, das anschließend um die Welt ging und die Gemüter der Politiker und Fußballfans erhitzt. Darauf zu sehen waren die beiden Spieler Özil und Gündogan zusammen mit dem türkischen Präsidenten.

?tagged=erdogate

Doch damit nicht genug: Mesut Özil und Illkay Gündogan schenkten dem türkischen Staatsoberhaupt Trikots ihre beiden Vereine Manchester City und FC Arsenal. Eine handschriftliche Widmung „für meinen Präsidenten“ war in diesem Zusammenhang lediglich ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Die Reaktionen folgten prompt. Cem Özdemir äußerte sich kritisch zu dem gemeinsamen Foto und erklärte, der Bundestag sei „in Berlin und nicht in Ankara“. Selbst der Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, der die beiden Fußballer Tage später im Schloss Bellevue empfing, zeigte sich irritiert und auch etwas ratlos. Jogi Löw und der Trainerstab erklärten die Diskussion um das „Erdogan-Gate“ zwar kurze Zeit später für beendet – genützt hat es wenig.

Zwar zeigten sich die sportbegeisterten Fußball-Fans weiterhin gewillt, für das deutsche Team eine Wette abzugeben. Doch bei den letzten Länderspielen vor der WM pfiffen sie Özil und Gündogan aus. Es scheint so, als ob der Skandal weiterhin für Unruhe sorgt. Einige Fans vermuten sogar, die „Unruhe“ im Vorfeld habe sich negativ auf das Mannschaftsgefüge ausgewirkt und das frühe WM-Aus begünstigt.

Stefan Effenberg und sein Mittelfinger

Ein weiterer Buhmann in der Geschichte des deutschen Fußballs ist Stefan Effenberg. Er provozierte die Fans bei einem 1994 ausgetragenen Gruppenspiel von Deutschland gegen Saudi-Arabien. Effenberg wurde ausgepfiffen und zeigte bei seiner Auswechslung eine wenig rühmliche Reaktion: Seinen Mittelfinger. Auch innerhalb der Mannschaft sorgte diese ungeheure Geste für eine Reaktion. Trainer Voigt schickte Effenberg am darauffolgenden Tag auf die Heimreise.

Jürgen Klinsmann

Ein weiterer Buhmann war lange Zeit der deutsche Trainer vor Jogi Löw – Jürgen Klinsmann. Vor dem „deutschen Sommermärchen“ wurde Klinsmann aufgrund einer 1:4 Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien heftig kritisiert. Entgegen aller Erwartungen holte Klinsmann bei der Weltmeisterschaft daheim immerhin den dritten Platz.

Mario Gomez, der „Chancentod“

Der wohl bekannteste Buhmann in der deutschen Fußballgeschichte ist Mario Gomez, bei einigen Fans besser bekannt als der „Chancentod“. Diesen Spitznamen bekam Gomez im Jahr 2008 nach dem Spiel gegen Österreich verpasst, als er es nicht schaffte, das Tor aus einem Meter Entfernung zu treffen. Diesen Spitznamen ist Gomez bis heute nicht mehr losgeworden, wenngleich die Medien etwas unkritischer mit ihm umgehen. Vermutlich, weil er auch an Bedeutung verloren hat.

Timo Werner und die berühmte Schwalbe mit Folgen

Timo Werner schaffte es sich 2017 bei vielen Fußball-Fans dauerhaft unbeliebt zu machen. Dies gelang ihm in einem Bundesligaspiel gegen den FC Schalke 04, als er eine Schwalbe hinlegte. Für viele Fans ist dies ein unfaires Spiel, dementsprechend reagierten sie mit empörten Pfiffen. Die Schwalbe begleitete Timo Werner noch lange danach. Erst nach rund einem Jahr hörten die Fans auf, Werner auf dem Platz auszupfeifen. Könnte bei Neymar nicht passieren.

Provozierendes Verhalten der DFB-Akteure Georg Behlau und Uli Voigt

Das vorerst letzte Kapitel schreiben die DFB Mitarbeiter Georg Behlau und Uli Voigt. Die Buhmänner abseits des Fußballfeldes provozierten nach dem knappen Sieg der Deutschen gegen die Schweden den schwedischen Trainerstab mit provozierenden Sieges-Gesten. Dies hatte ein Handgemenge zur Folge und sorgt für wütende Schweden, die eine Beschwerde bei der FIFA einlegten. Für das letzte Spiel der Gruppenphase gegen Südkorea zog der DFB personelle Konsequenzen und „verbannte“ die beiden Provokateure aus dem Innenraum des Stadions.