Bundesliga-Schiedsrichter: Ob Mann oder Frau ist egal!

Das Ergebnis war nichts Besonderes, das Spiel aber schon: Hertha BSC und Werder Bremen trennten sich am vergangenen Wochenende mit einem Unentschieden (1:1).

Das Ergebnis war an diesem Tag eher zweitrangig – denn auf dem Feld hatte es eine Premiere gegeben: Zum ersten Mal in der mehr als 50-jährigen Geschichte der ersten Männerfußball-Bundesliga leitete eine Frau das Spiel, nämlich Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus.

Das war längst überfällig. Es geht hier nämlich gar nicht darum, dass Steinhaus eine Frau ist. Sondern darum, dass ihre bisherigen Leistungen sie für die erste Fußball-Bundesliga qualifizieren: Mit 17 Jahren Assistentin in der Frauenfußball-Bundesliga, mit 22 Jahren pfeift sie bei den Männern in der Regionalliga, seit 2007 in der zweiten Fußball-Bundesliga.

Sie wird FIFA-Schiedsrichterin, ist bei den Frauen-Weltmeisterschaften 2011 in Deutschland und 2015 in Kanada dabei. Sechsmal wird sie als Schiedsrichterin des Jahres und zweimal als Weltschiedsrichterin ausgezeichnet.

Besser als alle Schiedsrichter in der zweiten Liga

In der ersten Liga kam Steinhaus bisher lediglich als Vierte Offizielle zum Einsatz. Dabei macht sie den Job als Schiedsrichterin verdammt gut. Da sind sich viele in der Branche und den Medien einig. Sogar der Deutsche Fußball Bund (DFB) weiß das. Der Verband lässt alle Zweitliga-Schiedsrichter von einem Beobachter bewerten. Darin fließen zum Beispiel Punkte wie Laufvermögen, Stellungsspiel und Disziplinkontrolle ein. Das Ergebnis aller 20 bewerteten Schiedsrichter in der zweiten Liga von 2016: Bibiana Steinhaus steht an der Spitze dieser Liste. 

Trotzdem lässt sie der DFB zunächst nicht aufsteigen. Offizielle Begründung: Bei der Entscheidung spielen mehrere Saisons eine Rolle. Ich sage: Dem DFB fehlte der Mut. Im Fußball sind immer noch viele Machos und Prollos unterwegs – das dürfen auch wir Männer uns ruhig eingestehen. Aber soll deswegen eine so gute Schiedsrichterin wie Steinhaus keine Partien in der ersten Bundeliga pfeifen dürfen? Das ist doch Quatsch, natürlich darf sie das!

Ilkay Gündogan, derzeit bei Manchester City unter Vertrag und deutscher Nationalspieler, twitterte schon vor wenigen Monaten passend zum Thema:

Aufregen konnte man sich bei der Premiere von Steinhaus in der ersten Liga nun kaum. Die Medien bescheinigten ihr eine gute und souveräne Leistung. Und was sagte Bibiana Steinhaus selbst zu ihrem Aufritt und dem ihres Teams? „Für uns ist es entscheidend, nach 90 Minuten nicht im Fokus zu stehen. Das ist uns geglückt, damit sind wir sehr zufrieden“, so die 38-Jährige nach der Partie in Berlin. Nach dem ganzen Trubel um ihre Person freut sie sich wieder auf „Normalität“. Sie gab aber auch zu, dass sie das Debüt mit ihrem Team „wirklich habe genießen können“.

Auch von den Klubs Hertha und Werder gab es Lob für Steinhaus‘ Leistung bei der Premiere. „Großer Respekt, sie hat es super gemacht. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir mehrere Frauen in der Bundesliga hätten“, sagte Hertha-Kapitän Vedad Ibisevic. Bremens Trainer Alexander Nouri findet, Steinhaus hat ihren Job „ordentlich gemacht“.  „Ich habe schon im Vorfeld gesagt, dass das Geschlecht egal ist“, so der Coach.

Und mit dieser Aussage liegt Alexander Nouri zu einhundert Prozent richtig.

Titelbild Quelle: bundesliga.com

Christian Höb

Christian liebte als Kind Fifa 98 und International Superstar Soccer auf dem N64. Er hat beim Zocken aber den Ton ausgemacht und lieber selbst kommentiert. Kein Wunder also, dass Christian als Journalist und Autor im Sportressort unterwegs ist.