18 Punkte – so viel Vorsprung liegen zwischen dem Tabellenführer der Fußball-Bundesliga und dem Verfolger. Tabellenführer, das ist natürlich der FC Bayern München. Und genau da liegt das Problem.
Was die meisten Bayern-Fans und auch den Verein freut, finden viele (neutrale) Fußball-Fans langweilig. Sie sehnen sich nach einem Meisterschaftskampf, wie es ihn zum Beispiel in der Serie A gibt. Der SSC Neapel führt derzeit die höchste italienische Profi-Liga an, hat jedoch nur einen Punkt Vorsprung auf Juventus Turin.
Die deutsche Bundesliga „macht wirklich keinen Spaß mehr“, schreibt Ex-Profi Stefan Effenberg in seiner Kolumne. Aber wie könnte die deutsche Liga wieder spannender werden? „Die Bundesliga sollte über einen neuen Modus nachdenken“, findet Effenberg – und macht einen konkreten Vorschlag:
- Alle 18 Bundesliga-Teams werden in zwei Neuner-Gruppen (A und B) gelost. Innerhalb der beiden Gruppen spielt jeder gegen jeden.
- Sind diese Spiele durch, bilden die jeweils vier besten Teams aus A und B sowie der übergreifend beste Gruppenfünfte eine neue Gruppe (Gruppe 1). Diese Gruppe spielt dann um die Meisterschaft sowie um die Teilnahme in den europäischen Wettbewerben – der Punktestand für jedes Team in Gruppe 1 beginnt wieder bei null. Das gilt auch für Gruppe 2, in der die neun schlechtesten Teams aus A und B landen. Gruppe 2 spielt um die Plätze 10 bis 18 – und macht folglich auch den Abstieg unter sich aus.
Das Konzept würde tatsächlich mehr Spannung bieten. Es ist völlig unvorhersehbar, welche Teams in den Gruppen A und B landen. Und dass alle Mannschaften in Gruppe 1 und 2 wieder bei null anfangen, hat ebenfalls seinen Reiz. Ein spannendes Experiment fände ich den Modus auf jeden Fall.
Bundesliga-Manager sind nicht begeistert
Die Bundesliga-Vereine halten davon wenig. BVB-Boss Joachim Watzke bezeichnete Playoffs – und Effenbergs Vorschlag ist ein Playoff-Modus – bei „Sky“ als „Affenzirkus“. „Die Bundesliga ist der mit Abstand ehrlichste Wettbewerb. Wer über 34 Spieltage hinweg die beste Leistung bringt, der hat die Meisterschaft verdient.“ In Playoffs bestehe die Gefahr, dass „vielleicht auch mal eine Schiedsrichterentscheidung oder schlechte Tagesform über den Titel“ entscheidet.
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— GOAL Deutschland (@GoalDeutschland) February 12, 2018
Unterstützung bekam Watzke von Leipzigs Manager Oliver Mintzlaff. Und auch Michael Preetz (Hertha BSC Berlin) und Rouven Schröder (Mainz 05) sprachen sich gegen Playoffs aus. Bayern-Trainer Jupp Heynckes sagte: „Einen anderen Modus halte ich nicht für zielführend.“ Man dürfe den FC Bayern München nicht dafür kritisieren, „dass er besser arbeitet, besser wirtschaftet“.
Einer, der Playoffs befürwortet, ist Wolfgang Holzhäuser. „Ich bleibe nach wie vor bei der Meinung, dass eine Entscheidungsrunde nach der regulären Saison der Bundesliga gut tun würde“, sagte er zu Sport1. „Dadurch könnte die Entscheidung um die Meisterschaft interessanter gestaltet werden und auch die Schere zwischen der einen sehr guten Mannschaft und den weniger guten Mannschaften verringert werden. Nicht nur im sportlichen, sondern auch im finanziellen Bereich.“ Holzhäuser war früher Geschäftsführer von Bayer Leverkusen und zuvor jahrelang beim DFB und der DFL aktiv.
Schalke-Sportchef Christian Heidel sagte zu Sport1: „Ich bin eigentlich ein Gegner der Playoffs. Man muss über sowas aber auch mal nachdenken, sollten die Bayern in den nächsten 24 Jahren auch Deutscher Meister werden.“
Bayern, Bayern, Bayern!
Dass die Bayern in den nächsten 24 Jahren ganz oben stehen, ist vielleicht etwas zugespitzt. Doch im Kern trifft es die Problematik ganz gut. Der FCB ist in den vergangenen fünf Spielzeiten Meister geworden. In den vergangenen zehn Bundesliga-Spielzeiten standen die Münchner siebenmal ganz oben.
Dass die Münchner erfolgreich arbeiten, kann ihnen keiner vorwerfen. Doch die Dominanz der Bayern schadet der Bundesliga, es gibt einfach keinen Wettbewerb.
Auch im internationalen Wettbewerb schneidet die höchste deutsche Spielklasse in den vergangenen Jahren nicht sonderlich gut ab. Der letzte Champions-League-Sieg gelang einem Bundesligisten in der Saison 2012/2013 (richtig, die Bayern). Der letzte Europa-League-Sieg datiert aus der Saison 1996/1997 (Schalke 04) – damals hieß der Wettbewerb noch „Uefa-Cup“. In der Uefa-Rangliste ist Deutschland nur noch auf Platz vier hinter Spanien, England und Italien. Bei so klaren Verhältnissen in der Bundesliga besteht die Gefahr, dass zum Beispiel die Bayern auch in der Champions League die Konzentration nicht hoch halten können.
Die NFL macht es vor
Ich persönlich finde: die Bundesliga muss etwas ändern, damit die Liga wieder spannender wird. Und damit meine ich nicht den Video-Beweis, der unfreiwillig für Spannung am Spieltag sorgt. Ich denke dabei tatsächlich an einen neuen Modus. Als jemand, der auch die US-Sportarten intensiv verfolgt, sage ich: Liebe Bundesliga, probiert den Playoff-Modus bitte aus. Die amerikanische Football-Profi-Liga NFL hat zum Beispiel erst kürzlich wieder gezeigt, wie spannend dieser Modus sein kann.
Was die Spannung in der eigenen Liga angeht, können sich derzeit auch noch andere europäische Fußball-Ligen Gedanken machen: In der französischen Ligue 1 dominiert Paris St. Germain, der Klub hat zwölf Punkte Vorsprung auf AS Monaco. Und in der englischen Premier League hat Tabellenführer Manchester City 16 Punkte Vorsprung auf seinen Lokalrivalen Manchester United.