Hat Deutschland die beste 3.Liga der Welt?

Heute sagen wir mal: danke lieber Fußball-Gott. Denn während in Spanien oder Italien selbst Champions League Teilnehmer ihre Stadien kaum füllen können, haben wir in Deutschland drei hochspannende Ligen mit begeisterten Fans.

Sky warb bereits vor einigen Jahren mit der besten 2. Liga der Welt. Doch der Trend setzt sich fort – auch die 3. Liga bietet für Fußballromantiker mehr als man sich zunächst vorstellen kann.

Meister, Derbys, Zuschauerzahlen

In der Saison 2018/2019 kamen im Schnitt 8.132 Zuschauer in die Stadien. Insgesamt waren es über 3 Millionen. Das liegt vor allem an den großen Namen, die sich mittlerweile in der 3. Liga wiederfinden. Häufig gegen ihren Willen.

Denn in der Saison 2019/2020 sind unter den 20 Mannschaften gleich neun ehemalige Meister zu finden. Die Bundesliga gewannen:

  • FC Kaiserslautern
  • Eintracht Braunschweig
  • TSV 1860 München

Sieger der DDR-Oberliga waren folgende Mannschaften (Umbennungen möglich):

  • FC Hansa Rostock
  • 1. FC Magdeburg
  • Carl Zeiss Jena
  • Chemnitzer FC
  • Hallescher FC
  • FSV Zwickau

Mit diesen Grundvoraussetzungen muss die 3. Liga ein Zuschauermagnet sein. Denn Duelle wie Hansa Rostock gegen Kaiserslautern gab es vor einigen Jahren noch in der Bundesliga – das haben die Fans nicht vergessen und dort wollen sie auch wieder hin.

Durch die vielen Clubs aus dem Osten kommt es außerdem immer wieder zu Derbys, die ordentlich Öl in das Feuer der 3. Liga gießen.

Spannung pur in der 3. Liga

Fußballexperten tun sich schwer mit Prognosen für die 3. Liga. Denn in den letzten Jahren wurde wieder und wieder bewiesen, dass Erfolg hier kaum planbar ist. Die zwei bis drei Absteiger aus der 2.Bundesliga sollten immer Favoriten auf den Wiederaufstieg sein.

In den vergangenen drei Spielzeiten schaffte allerdings mit dem MSV Duisburg nur ein Absteiger, direkt wieder in die 2. Bundesliga aufzusteigen. In der gleichen Zeit entging der Neuankömmling aus der höheren Liga, Eintracht Braunschweig, dem direkten Abstieg in die Regionalliga nur knapp, der FSV Frankfurt wurde durchgereicht und SC Paderborn hielt die Liga nur, weil ein anderer Verein insolvent war (mehr dazu später).

Im DFB-Pokal 2019/2020 bewiesen etliche Drittligavereine, dass sie hohe Ambitionen haben und das Niveau stetig steigt. Chemnitzer FC (gegen HSV), 1.FC Magdeburg (gegen SC Freiburg), Würzburger Kickers (gegen TSG Hoffenheim) und der Hallesche FC (gegen VfL Wolfsburg) zwangen ihre höherklassigen Gegner in die Verlängerung oder ins Elfmeterschießen. Dem MSV Duisburg gelang sogar das Weiterkommen gegen Greuther Fürth und Kaiserslautern setzte sich gegen den Bundesligisten FSV Mainz 05 durch.

Vergleich zu anderen Ländern

Andere Länder haben auch schöne dritte Ligen? Eher nicht. Abgesehen von der englischen League One kann keine weitere Liga mit der Begeisterung mithalten, die unsere 3.Liga entfaltet. Die League One hat den Vorteil, dass die Übertragungsrechte teurer sind und bei Sky Sport liegen, allerdings müssen die Vereine auch heftige 46 Spieltage über sich ergehen lassen, da die Liga aus 24 Teams besteht.

Der andere große Konkurrent des deutschen Fußballs ist in Spanien zu finden. Allerdings steht die Segunda División B (spanische dritte Liga) in keiner echten Konkurrenz zu unserer 3. Liga. Dort wurde jüngst sogar ein Starplatz verkauft – durch den Abstieg von CF Reus (Grund: fehlende Zahlungsfähigkeit) wurde ein Platz frei und der FC Andorra kaufte diesen für 452.022 Euro – ohne eine sportliche Leistung dafür erbringen zu müssen.

Außerdem ist die Segunda División B bereits in vier Staffeln unterteilt, ähnlich wie bei uns die Regionalliga und somit sehr zerstückelt. Damit ist das hohe Niveau unserer 3. Liga nicht zu erreichen.  

Auch innerdeutsch braucht sich die 3.Liga nicht verstecken. Die Zuschauerzahlen liegen über denen der Handball-Bundesliga, der Deutschen Eishockey-Liga und der Basketball-Bundesliga.

Das Märchen vom SC Paderborn

Wie bereits erwähnt, entging der SC Paderborn 07 dem Fall in die Regionalliga nur durch Glück. Die Insolvenz von 1860 München (2017) sorgte dafür, dass die Paderborner trotz mangelnder Punkte die Liga hielten. Noch kurioser wird es, wenn man sich die letzten sechs Jahre des Vereins anschaut.

2014 stieg man erstmals in die Bundesliga auf, ging jedoch nach einem Jahr direkt wieder herunter und wurde zu allem Übel in der Saison 2015/2016 gleich in die 3.Liga weitergereicht. Der freie Fall wäre ohne die angesprochene Insolvenz weitergegangen, da die Saison 2016/2017 für Paderborn auf Abstiegsplatz 18 endete – was ironischerweise für Paderborn wohl ebenfalls eine Insolvenz nach sich gezogen hätte.

Scheinbar ein Weckruf zur rechten Zeit, denn anschließend stieg man in die 2.Bundesliga auf und marschierte direkt weiter, so dass man 2019/2020 wieder in der Bundesliga angekommen ist. Völliger Wahnsinn, aber eines ist sicher: Viele Vereine der 3.Liga werden auf den SC Paderborn schauen und sehen, dass diese Liga alles sein kann, vom absoluten Tiefpunkt bis hin zum Sprungbrett zur Bundesliga.