Bundesliga: Traditionsvereine und ihre Abstürze

Was haben die Mannschaften von 1860 München. KFC Uerdingen und dem SSV Ulm 1846 gemeinsam?

Alle Vereine spielten (teils mehrere Jahre) in der Fussball-Bundesliga, bevor dramatische Abstürze in die niederen Klassen folgten. Wir werfen einen Blick zurück auf den tiefen Fall der Traditionsvereine.

Der größte Underdog der Bundesliga-Historie?

Nach dem direkten, sensationellen Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga spielte der SSV Ulm in der Saison 1999/2000 erstmals in der höchsten deutschen Spielklasse. Obwohl „die Spatzen“ in jedem Spiel als krasser Außenseiter galten, hielt das Team von dem damaligen Trainer Martin Andermatt meist gut mit und verfehlte erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Vor allem das Skandalspiel mit vier roten Karten für die Ulmer sowie die historische 1:9 Heimpleite gegen Bayer Leverkusen bleibt den Fussballfans noch heute in Erinnerung.

Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga folgte dann der größte Absturz in der deutschen Fussball-Geschichte. Auch in der darauffolgenden Spielzeit landeten die Ulmer auf einem direkten Abstiegsplatz, doch es sollte noch schlimmer kommen. Dem Verein wurde letztlich die Regionalliga-Lizenz verweigert und musste fortan in der Verbandsliga antreten.

Nachdem man sich in den Folgejahren wieder bis in die Regionalliga hochgearbeitet hatte, folgte dann 2011 der nächste Schock. Aufgrund hoher Schulden musste der SSV Ulm Insolvenz anmelden, wodurch die Mannschaft einen Zwangsabstieg hinnehmen musste. Zwar konnte die Ulmer anschließend den sofortigen Wiederaufstieg feiern, ruhiger um den Verein wurde es aber nicht. Ganz im Gegenteil: Im Jahr 2014 meldete man erneut Insolvenz an. Trotz vieler Rückschläge spielen die Spatzen mittlerweile wieder in der Regionalliga Südwest und sind im gesicherten Mittelfeld angelangt.

Bald wieder Bundesliga-Fussball für Uerdingen?

Der KFC Uerdingen spielte – damals noch unter dem Namen FC Bayer 05 Uerdingen – insgesamt 14 Jahre lang in der Bundesliga. Nach dem Aufstieg 1975 in die Bundesliga pendelte der Verein in den folgenden 20 Jahren oft zwischen den beiden obersten deutschen Spielklassen, bis 1996 der Zerfall begann. Der Hauptsponsor Bayer AG gab die Trennung bekannt und stieß den Verein in ein finanzielles Loch. Nach dem Abstieg in die 2. Bundesliga folgte nur wenige Jahre später sogar die Drittklassigkeit. Die dunkelsten Stunden für alle Anhänger standen allerdings noch bevor: Zwischen 2003 und 2007 musste der Verein dreimal Insolvenz anmelden und rutschte bis in die sechste Liga ab.

Nachdem man sich in den folgenden Spielzeiten zumindest wieder in die Oberliga hocharbeiten konnte, erreichte die Krefelder Fans im Jahr 2016 eine vielversprechende Nachricht. Der russische Unternehmer Mikhail Ponomarev übernahm das Amt des Präsidenten mit dem Ziel, den Verein wieder in den Profi-Fussball zu bringen. Bisher durchaus mit Erfolg, denn die Krefelder schafften durch zwei Aufstiege in Folge den Durchmarsch in die 3. Liga. Mit zahlreichen Ex-Bundesligaspielern wie Maximilian Beister oder Kevin Großkreutz steht nun das Projekt 2. Bundesliga im Fokus.

1860: Neuanfang in den Dörfern Bayerns

Genau wie der KFC Uerdingen ist auch der TSV 1860 München wieder in der 3. Liga angelangt. Nach jahrelangen sowohl finanziellen als auch sportlichen Schwierigkeiten in Liga zwei und dem Tiefpunkt mit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga, scheint es bei den Sechzgern endlich wieder bergauf zu gehen. Aber wie konnte ein derart beliebter Verein so abstürzen?

Träumte man bei den Löwen im Jahr 2000 noch von der Champions League, folgte vier Jahre später der überraschende Abstieg in die 2. Bundesliga. Aber auch neben dem Platz sorgte der Verein in Person vom ehemaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser aufgrund eines Bestechungsskandals für Schlagzeilen. In den Folgejahren wurde der direkte Wiederaufstieg in die höchste deutsche Spielklasse regelmäßig verfehlt. Daran half auch der Umzug in die neue Allianz Arena nichts, im Gegenteil: 2006 musste der FC Bayern seinen Rivalen vor der Insolvenz bewahren, da die Sechzger durch den Stadionbau hohe Schulden aufbauten.

So richtig bergab ging es dann allerdings ab dem Jahr 2011: Der Verein stand erneut kurz vor der Insolvenz und wurde schließlich vom jordanischen Investor Hasan Ismaik gerettet. Der Geschäftsmann gab nach seinem Einstieg das Ziel Champions League aus und pumpte fortan viel Geld in die Mannschaft. Das Ergebnis? Ernüchternd! Ständige Trainerwechsel, schlechte Transferpolitik und dauerhafter Ärger im Verein.

So kam es sechs Jahre nach Imsaiks Einstieg wie es kommen musste: Die Mannschaft stieg sang und klanglos in die 3. Liga ab. Da der Verein allerdings den Betrag für die Drittliga-Lizenz nicht bezahlen konnte, war der Zwangsabstieg in die Regionalliga Bayern unausweichlich. Für die Anhänger der Löwen gab es trotz der Tragödie etwas Positives: Erstmals seit 2005 durfte die Mannschaft wieder im beliebten Stadion an der Grünwalder Straße auftreten. Mit einem komplett neu formierten Team gelang den Löwen der direkte Wiederaufstieg in die 3. Liga, in der sie heute einen gesicherten Mittelfeldplatz belegen. Das langfristige Ziel bleibt trotzdem die Rückkehr in die Bundesliga.

https://www.youtube.com/watch?v=VPS1uP6PGhg

Andreas Urban

Andreas studiert aktuell Wirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Medien. Seine größte Leidenschaft ist der Fussball, worüber er neben anderen Sportarten, Medien & Gaming am liebsten Texte schreibt.