Skandal WM 2006: Schweizer Bundesanwaltschaft klagt Ex-DFB-Präsidenten Niersbach und Zwanziger an

Wegen Betrugsverdacht in der Schweiz angeklagt: Juristisch wird der Skandal um die WM 2006 nun Ernst. In der Schweiz steht ein Quartett um die Ex-DFB-Chefs Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach wegen Betrugsverdacht auf der Anklagebank. Das Verfahren um Franz Beckenbauer wird separat behandelt.

Es wird für die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger in dem Skandal der WM 2006 in der Sommermärchen-Affäre juristisch eng. Es hat jahrelange Ermittlungen vor Gericht nahe des Lago Maggiore gegeben, basierend auf der weiterhin dubiosen Millionenzahlungen in Richtung Schweiz und Katar. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands muss sich Franz Beckenbauer zunächst nicht vor strafrechtlichen Konsequenzen fürchten. Beckenbauer gilt in der Skandal WM 2006 als großer Architekt der Fußball-WM 2006.

Am Dienstag 06.08.2019 wurde Anklage erhoben

Am Dienstag erhob die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Niersbach und Zwanziger, wie auch gegen den ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und dessen einstigen Fifa-Amtskollegen Urs Linsi Anklage um Skandal WM 2006. Ihnen wird arglistige Täuschung im April 2005 vorgeworfen. Sie hätten zu dem eigentlichen Zweck den Präsidialausschuss mit einer Zahlung in Höhe von rund 6,7 Millionen Euro getäuscht. Die Schweizer Behörden teilten dies am Dienstag mit.

Die Anschuldigungen um den Skandal der WM 2006 wiesen sowohl Niersbach, wie auch Zwanziger energisch von sich und griffen daraufhin die Ermittler auch verbal an. Der 74-jährige Zwanziger sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass er sich keinerlei Gedanken um diesen Vorgang mache, denn er habe mit dem rechtsstaatlichen Vorgehen an sich nichts zu tun. Ebenso ist er der Auffassung, dass auch Unsinn seinen Marktwert hat und die Ermittler der Schweiz, die gegen ihn und seinen Kollegen ermitteln, auch nur Getriebene sind, die für Ermittlungen Millionen ausgeben, nur um diese schlussendlich in den Sand zu setzen.

Niersbach hingegen äußerte sich schriftlich. Er findet das Verfahren einfach unsäglich und bezeichnend, dass er als Betroffener nach drei Jahren erfahren müsse, dass nun Anklage erhoben wurde. Er wiederholte, dass diese Anklage und die erhobenen Vorwürfe vollkommen haltlos sind. Vorerst lagen von Schmidt und Linsi keine Äußerung zur Anklage vor.

Skandal WM 2006: Beckenbauers Verfahren wurde abgetrennt

Bereits zuletzt wurde das Verfahren gegen Beckenbauer im Skandal WM 2006 abgetrennt. Zunächst gaben die Ermittler für diese Entscheidung den Gesundheitszustand des Kaisers an. Der ehemalige Chef des WM-Organisationskomitees war maßgeblich an den finanziellen Transaktionen beteiligt. Sein Gesundheitszustand ließe es aber nicht zu, dass er an der Hauptverhandlung vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona teilnehmen könne.

Wäre es Beckenbauer nicht möglich gewesen, zu der nicht terminierten Verhandlung im Süd-Osten der Schweiz nicht zu erscheinen, wäre die Gefahr groß gewesen, dass die juristische Aufarbeitung gegen die anderen Beschuldigten nicht möglich gewesen wäre. Die Angelegenheit verjährt im April 2020. Ist bis dahin kein erstinstanzliches Urteil gefallen, würde der ganze Prozess gegen den Skandal WM 2006 nicht mehr zustande kommen.

Es wir wegen Gehilfenschaft und Mittäterschaft zum Betrug vorgeworfen

Den Herren Zwanziger, Schmidt wie auch Linsi wird der Betrug in Mittäterschaft vorgeworfen. Zu Lasten von Niersbach wird die Gehilfenschaft zum Betrug angelastet. Auf dieses Vergehen stehen laut Art. 146 Abs. 1 des Schweizer Strafgesetzbuches Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen bevor. Laut der Bundesanwaltschaft wurde das Verfahren wegen dem Verdacht auf Geldwäscherei im Juli eingestellt.

Der Skandal WM 2006 ist behaftet mit dem Verfahren um die ungeklärte Zahlung in Höhe von umgerechnet 6,7 Millionen Euro aus den Jahren 2002 und 2005. Um einen von der Fifa geforderten Vorschuss für einen WM Zuschuss in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken für die damals nach eigenem Bekunden finanziell klammen WM-Macher zahlen zu können, hatte Beckenbauer vom Unternehmer Robert Louis-Dreyfus einen Kredit in dieser Höhe erhalten. Diese umgerechnet 6,7 Millionen Euro flossen dann auf das Konto des damaligen Fifa-Funktionärs Mohammed Bin Hammam. Dieser wurde vom Fußball-Weltverband aufgrund Korruption lebenslang gesperrt.

Fußball Weltverband die Fifa hat sich noch nicht da zu geäußert

Am Dienstag wollte sich der Fußball Weltverband nicht detailliert zur Anklage äußern. Auf Anfrage hieß es dort dann, dass die Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft von der Fifa zur Kenntnis genommen wurde. Die Fifa bekräftigt aber ihre uneingeschränkte Verpflichtung und arbeitet mit den Behörden auf jede Art und Weise zusammen, die die Fifa selbst als hilfreich oder angemessen erachtet. Eine Stellungnahme vom DFB lag bislang noch nicht vor.

Die Ermittler konnten in dem knapp vier Jahre andauernden Prozess noch immer nicht die zentrale des Skandal WM 2006 klären, nämlich, zu welchem Zweck der Katarer das Geld denn nun erhalten hat. Es seien auch noch immer nicht die Rechtshilfeersuchen durch die Behörden im Staat der WM 2022 beantwortet. Die Schweizer Ermittler geben als Grund an, dass Beckenbauer noch immer nichts zu der Verwendung des Geldes in Katar keine öffentliche Erklärung abgegeben habe.

Alle Beteiligten bestreiten bis heute die unbewiesenen Gerüchte über das Geld. So sagt man, dass es entweder als Bestechung von asiatischen Fifa-Wahlmännern für den WM-Zuschlag an Deutschland im Juli 2000 eingesetzt wurde oder zur Finanzierung des Präsidentschaftswahlkampfs des damaligen Fifa-Chefs Joseph Blatter im Jahr 2002.

Drei Jahre später wurde die Rückzahlung der Summe jedenfalls von einem DFB-Konto über die Fifa abgewickelt. Die Beschuldigten hätten, um die Rückzahlung auch ermöglichen zu können, gegenüber dem Präsidialausschuss des WM-OK den Vorgang als „wahrheitswidrig als einen Mitfinanzierungsbeitrag des DFB bzw. des OK WM 2006 an die Fifa-Auftaktveranstaltung der WM 2006“ bezeichnet, schrieb die Bundesanwaltschaft in einer Mitteilung.

Landgericht Frankfurt lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens ab

Mit dem Geld sollte sogar ein LED Teppich für eine nie umgesetzte WM Kulturveranstaltung finanziert werden, so der WM-OK. Chef dessen war Beckenbauer, der geschäftsführende Vizepräsident war Schmidt, der Vizepräsident für Finanzen war Zwanziger und der Vizechef im Ok war Niersbach, der ebenso zuständig für die Medienarbeit war.

Niersbach, Zwanziger und Schmied hatten im Oktober 2018 einen juristischen Erfolg im Skandal WM 2006 verbucht, denn das Landgericht Frankfurt lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen das Trio ab. Im Zusammenhang mit der WM 2006 hatte die Staatsanwaltschaft die drei Ex-Funktionäre wegen dem Vorwurf der Steuerhinterziehung angeklagt.