Ein schneller Pass auf die linke Seite. Ballannahme, ein zwei Schritte und ein schöner Pass in den Rücken der Abwehr. Der Stürmer ist völlig frei und muss den Fußball nur noch über die Torlinie schieben… aber er schießt vorbei. „Der Ball ist schuld“, sagt der Stürmer – und muss lachen, genau wie die anderen Spieler auf dem Feld.
„Der Ball ist schuld.“ Es ist die klassische Ausrede unter Freizeit- und Hobbyfußballern. Ein Satz, der zwar gesagt wird, aber nicht ernst gemeint ist. Die Ausrede ist nur ein Vorwand, um von der eigenen Unfähigkeit abzulenken.
Es sind ja schließlich auch nur Hobby- oder Freizeitsportler, sie verdienen mit dem Fußball kein Geld. Doch jetzt musste der Klassiker unter den Ausreden auch im Profi-Fußball herhalten. Denn Pep Guardiola, Trainer von Manchester City, gab dem Ball die Schuld.
Manchester City tut sich gegen Wanderers schwer
Er sagte: „Das war kein vernünftiger Ball für einen vernünftigen Wettbewerb. Da geht es nur um Marketing, um Geld, das ist inakzeptabel. Er hat kein Gewicht, ist kaum zu kontrollieren, mit so einem Ball ist es unmöglich, ein Tor zu erzielen.“
Grund für die Aussagen des spanischen Trainers war das Abschneiden seines Teams im englischen Liga-Pokal (EFL Cup). Im Achtelfinale traf City auf den Zweitligisten Wolverhampton Wanderers. Manchester tat sich schwer, konnte sich vor allem dank der Paraden von Ersatztorwart Claudio Bravo ins Elfmeterschießen retten. Am Ende gewann City mit 4:1.
Von wegen „es ist unmöglich“, mit dem Ball ein Tor zu erzielen…
https://www.youtube.com/watch?v=txrYnnpz9xY
Im Liga-Pokal spielen die Teams mit einem Ball des Herstellers Mitre. Dieser Ball kommt auch in allen anderen englischen Profi-Ligen zum Einsatz – außer der Premier League. Seit dem Jahr 2000 kicken die Erstligisten mit Bällen von Nike.
Die City-Spieler haben laut Guardiola „ein, zwei Tage“ mit dem Mitre-Ball trainiert. „Alle meine Spieler haben gesagt: Was ist das? Alle haben sich beschwert“, so Guardiola. Mitre wies die Vorwürfe zurück: Alle Produkte, mit denen Profifußball gespielt werde, würden die offizielle Fifa-Regularien erfüllen.
Der arme Ball kann sich nicht wehren!
Ich kann Guardiolas Gejammer nicht nachvollziehen. Er hat das doch gar nicht nötig. Immerhin hat sein Team das Spiel gegen Wolverhampton gewonnen. Außerdem erwarte ich von Spielern, die Millionengehälter kassieren, dass sie sich auch mal auf einen anderen Ball einstellen können. Wenn die das nicht können, wer dann? Das sind schließlich Profis.
Pep Guardiola dissing Mitre because his team couldn't score last night.
Should try playing with one of these 😂 pic.twitter.com/6Nsj7GxPQN
— Chigs M (@Chigs91) October 25, 2017
„Der Ball ist schuld“ ist eine noch billigere Ausrede als „Der Schiri ist schuld“. Der Ball kann sich schließlich nicht wehren. Im Gegenteil: Er wird getreten, durch den Matsch gejagt, beim Jubel unter das Trikot geschoben und geküsst – und wer wird schon gerne von wildfremden und verschwitzten Menschen abgeknutscht?
Zur Verteidigung von Guardiola: er ist nicht der erste im Profi-Fußball, der sich über den Ball beschwert. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika jammerten Torhüter und Feldspieler über den Adidas-Ball „Jabulani“. Flattert zu sehr, hieß es. Und 2012 beispielsweise äußerten sich die Torhüter der Bundesliga negativ über den Adidas-Ball „Torfarbrik“.
Bis zur nächsten Runde des EFL Cups hat Pep Guardiola etwas Zeit, sich eine bessere Ausrede einfallen zu lassen. Meine drei Vorschläge lauten:
- „Der Rasen ist schuld.“
- „Der Platzwart ist schuld.“
- Auf das Wetter schieben: „(Hier je nach Bedarf „Sonne“, „Regen“ oder „Wind“ einfügen) ist schuld.“