Linien auf dem Rasen ändern war einmal. In Zukunft wird einfach das gesamte Spielfeld im Stadion ausgetauscht, je nach Sportart. Und zwar mechanisch: Wenn der Fußballrasen nicht mehr gebraucht wird, verschwindet er einfach unter der Tribüne und zum Vorschein kommt ein American-Football-Feld.
Wo das geht? In der neuen Arena von Tottenham Hotspur, einem Klub, der in der englischen Premier League spielt. Das Stadion soll bis zur Saison 2018/2019 fertig werden. Etwa 61.000 Zuschauer sollen reinpassen.
Das Stadion entsteht in London, ganz in der Nähe des alten Hotspur-Stadions White Hart Lane, das abgerissen wird. Die Betreiber setzen also auf einen Standort mit Tradition.
Und so funktioniert das mit dem Spielfeld-Tausch: Unter dem Football-Feld befindet sich ein Schienensystem. Über dieses kann das Fußballfeld ins Stadion gerollt werden, und zwar in drei Teilen. Jedes Stück wiegt etwa 3000 Tonnen – gar nicht ohne.
In 25 Minuten vom Football- zum Fußball-Stadion
Laut Angaben der Spurs werden die Teile so zusammengefügt, dass die Zuschauer die Kanten der einzelnen Stücke nicht mehr sehen. Anschließend werden durch eine Hydraulik-Konstruktion noch die Bereiche zwischen den Seitenlinien und der Tribüne auf die Höhe des Fußballrasens angehoben – und fertig!
Der Spielfeld-Tausch soll nicht länger als 25 Minuten dauern. Knapp 170 Räder und 70 Elektromotoren machen das möglich. Ein Tottenham-Video zeigt, wie der Wechsel der Spielfelder genau funktioniert:
SCX will supply a world-first dividing retractable pitch for our new stadium 👀
#SpursNewStadium pic.twitter.com/uXBBzHRumM— Tottenham Hotspur (@SpursOfficial) September 7, 2017
Laut SCX – der Firma, die das System entworfen hat – ist das Tottenham-Stadion das erste seiner Art. In der Arena soll es auch extra Kabinen und Medienräume für die NFL-Partien geben. Die Football-Liga hat mit Tottenham einen Vertrag geschlossen, der vorsieht, dass in den nächsten zehn Jahren mindestens zwei NFL-Spiele pro Jahr in der Londoner Arena stattfinden.
Der Traum vom NFL-Team in London
London-Spiele der NFL gibt schon seit Längerem – vor allem aus Marketinggründen. Die Liga will sich auch in Europa präsentieren. Auch in der aktuellen Saison, die jetzt angelaufen ist, sind wieder einige Spiele in London angesetzt. Sie finden im Wembley-Stadion statt. Dort spielt derzeit auch Tottenham Hotspur (zum Beispiel am kommenden Mittwoch, 13. September, in der Champions League gegen Borussia Dortmund).
Tottenham-Boss Daniel Levy träumt von künftigen Double-Headern. Das heißt: Ein Premier-League- und ein NFL-Spiel am selben Tag. Er hofft außerdem, dass das neue Stadion die dauerhafte Heimat eines NFL-Klubs wird. In der Vergangenheit haben sich auch schon Klubbesitzer dafür ausgesprochen, ein festes NFL-Team in London zu etablieren – zum Beispiel Jim Irsay, dem die Indianapolis Colts gehören, oder auch Robert Kraft.
Er besitzt die New England Patriots, den amtierenden Superbowl-Champ mit Superstar Tom Brady. Das Thema ist also nicht nur bei den Fans ein Dauerbrenner. Die Anhänger diskutieren mitunter sehr leidenschaftlich, welches US-Team denn in London beheimatet werden könnte.
London hatte schon einmal ein Football-Team, die Monarchs. Das war Anfang der Neunziger, zu Zeiten der World League of American Football (WLAF) – dem Vorgänger der NFL Europe. Letztere wurde 2007 aufgelöst. Das Projekt hatte sich finanziell für die NFL nicht gelohnt.
Ihr wollt mehr Bilder, Animationen und Videos vom neuen London-Stadion? Dann checkt die Homepage von Tottenham Hotspur.
Titelbild Quelle: tottenhamhotspur.com