Madden NFL 19: Big Play oder eher False Start? Wir haben es angezockt!

Seit dem 10. August 2018 steht das von Fans heiß erwartete „Madden NFL 19“ in den Regalen der Tante-Emma-Läden und Gameshops. So früh wie noch nie und nach langer Zeit auch wieder als PC-Version. Nun stellt sich natürlich die Frage: Lohnt es sich auch?

Erst einmal musst du Geduld für die Installation mitbringen. Auf der PS4 Pro eingelegt, hättest du in dieser Zeit vermutlich sämtliche “Breaking Bad”-Staffeln nachholen können – gefühlt zumindest.

Das kennen wir. Installieren dauer hier gerne ein paar Stunden. Um diese Zeit zu überbrücken, wurde die Partie Jaguars vs. Eagles im Wembley-Stadion vorinstalliert. Ein neues Spielerlebnis erwartet hier allerdings noch niemanden. Doch irgendwann sind die Daten auf der Festplatte und das System ist einsatzbereit. Dann heißt es: Controller entstauben und loslegen.

Neue Spieler – alte Verletzungen

Es gibt – wie immer – die Rechtfertigungsänderungen. Also solche, die eigentlich niemanden wirklich interessieren, aber du musst sie programmieren, damit es nicht wie ein reines Update zur Vorgängerversion wirkt. Du kannst jetzt im Saison-Modus noch mehr Einstellungen abseits des Spiels machen. Oder auch die Bewegungen sind noch realistischer (was während des Spiels vermutlich nie jemandem auffallen wird).

Die Hauptprobleme, wie sinnvolles Wechseln des kontrollierten Spielers oder die KI des Quarterbacks bleiben weiterhin ungelöst. Paradebeispiel: Ich schicke meinen Receiver auf eine Route, sagen wir Ten Hook-In. Er läuft also zehn Yards, bremst ab und dreht sich nach innen. Wir alle wissen, wo er also stehen wird, wenn der Ball kommt. Alle. Außer der Quarterback (der ja theoretisch den Spielzug angesagt hat).

Wir müssen also warten, bis unser Receiver seine Handlungen abgeschlossen hat, ehe wir ihm den Ball zuwerfen können – was der Verteidigung genug Zeit zum Reagieren gibt. Wirfst du jedoch – wie im echten Leben – den Ball schon, nachdem der Empfänger erst acht Yards gerade gelaufen ist, vermutet unser Quarterback, dass er weiterhin gerade laufen wird und der Football landet irgendwo 20 Meter weiter im Nirvana. Warum da nicht endlich daran gefeilt wird, mag verstehen, wer will. Aber seien wir doch mal froh, dass wir seit Madden18 die Defense um einiges besser steuern können und werfen mal einen Blick auf die Spielmodi.

MUT zur Lücke

Das Madden Ultimate Team (MUT) macht mal wieder riesen Spaß, wenn du diesen Fantasy-Mode magst. Die besten Spieler von damals und heute können wieder in zahlreichen Challenges freisgespielt, gekauft, getauscht oder ersteigert werden. In diesem Modus sammelst du die Helden eigener Kindheiten oder die großen Namen von heute, steckst sie in deine eigene Mannschaft und stellst dich zahlreichen konkreten Aufgaben (“Laufe 10 Yards Raumgewinn mit maximal drei Versuchen”) oder echten Gegnern weltweit und sammelt damit weitere virtuelle Münzen, Items oder neue Spieler.

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Neu dabei sind hier die „Training“-Cards, die wir erspielen können. Damit kannst du deine Spieler schrittweise aufleveln. Ein deutlicher Gewinn für das Game. So kann ich nach kurzer Zeit Spieler wie Jerry Rice oder Brian Urlacher mit einer 85plus-Wertung in einem ansonsten 65-OVR-Team haben.

Wer Echtgeld übrig hat, aber wenig Zeit, kann sich auch im Pay2Win-Style ganz easy aus der Affaire ziehen und virtuelle Tokens kaufen, mit denen er ein 95plus-Team noch am Kauftag hinbekommt – wenn er genug Kleingeld besitzt. Klar, damit verzerrt EA dramatisch den Wettbewerb, übertrumpft aber auch locker das Budget der 12jährigen Zahnspangenfraktion, die einen bei “Call of Duty” sonst immer aus dem digitalen Leben ballert.

„Longshot: Homeconing“ – Doppelter Story-Spaß

Die Fans des Story-Modes „Longshot“, mit den beiden Protagosisten Davin Wade und Colt Cruise, können sich auf eine Fortsetzung freuen. Im zweiten Kapitel „Homecoming“ dieses entscheidungsbasiertem Games gibt es gleich zwei Storylines. Denn die Dinge liefen für unsere Helden nicht gerade gut – beide sind aus der NFL geflogen. Während Wade nun versucht, über Tryouts wieder zurück zu kehren, widmet sich Davin einer emotionaleren Aufgabe.

Nachdem ein Tornado über ihre Heimatstadt gefegt ist, steht das uns bereits aus Teil 1 bekannte Ex-Team der beiden Lokal-Helden, die Mathis Bulldogs, vor dem Umzug in eine andere Stadt. Davin erkennt für sich, dass seine Aufgabe nun darin besteht, in Texas zu bleiben um diesen Verein zu retten. 

Ja, nein, vielleicht?

Fazit: Das Game ist kein Muss – wie bei allen EA-Sports-Titeln kannst du getrost ein, zwei Titel skippen und verpasst nichts Großartiges. Zumal ja die gängigen Fehler immer noch da sind und keine gigantische Innovation zu erwarten ist. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupte, ich hätte nicht sehr viel Spaß mit dem Game bisher gehabt – allerdings bin ich auch Fan des MUT und von “Longshot”. Ansonsten hätte ich kaum eine gerechtfertigte Motivation Geld auszugeben. Wenn du dir also dieses Jahr nur ein einziges Spiel holen willst, dann warte auf “Red Dead Redemption 2”. Wenn du aber noch ein zweites willst, dann kannst du dir das Ding getrost haptisch oder digital sichern.

Titelbild Quelle: easports.com

Marcolatur

Marco Schimpfhauser ist jeweils ausgebildeter Journalist und Fotograf und hat eine fast schon übertriebene Leidenschaft für Podcasts, PlayStation und Popcorn-Kino.