Egal ob Triple-A-Titel, wie das aktuelle “Red Dead Redemption 2” (Tschüss Leben), Sport-Francises wie Madden NFL oder Indie-Titel wie beispielsweise es “Life is Strange” anfangs war: Ich kann mich für nahezu jedes Genre begeistern. Es gibt jedoch eine Art von Spielen, für die schlägt mein Herz seit Kindheitstagen an.
Damals, als meine Mama als Geschäftsführerin einer Disco tagsüber immer in die Arbeit kam, um Bestellungen zu tätigen, gab es einen Tag, an dem ich immer mitgehen wollte: der Mittwoch.
An dem Tag wurden die Arcade-Automaten ausgeleert und der nette Herr mit dem magischen Schlüssel, stellte die Teile immer so um, dass ich kostenlos auf einem Barhocker sitzend zocken konnte. Bis ich dann alt genug war, selbst in die Disse zu rennen, gab es diese Geräte nicht mehr. Doch die die Liebe zu Arcade blieb.
Egal wie spät es ist: Eine Runde geht noch
Als dann ein Testmuster bei mir einflatterte, hatte ich schon mit einem der großen Megatiteln gerechnet (okay, seien wir ehrlich: außer RDR2 steht dieser Tage nichts auf der Wishlist). Spoiler: Es war nicht Red Dead Redemption.
Meine Freude war dennoch enorm, denn nachdem ich in den letzten Tagen zahlreiche verdammt knappe Niederlagen gegen meinen kleinen Bruder in NBA 2k19 hinnehmen musste und überlegt habe, ob 28-Jährige noch in eine Babyklappe passen, kam nun seinerseits der kleine Bruder des Hauptspiels “NBA 2k Playgrounds 2” zum Antesten zu mir.
Das Spiel, das zwar mit der NBA-Lizenz ausgestattet ist, was für das pure Spielvergnügen allerdings lediglich ein nettes Gimmick darstellt, signalisiert bereits über den Grafikstil: It’s all about fun. Fünfmeter hohe Sprünge, brennende Basketbälle und ein Regelwerk, das auf einen Post-It passt, reichen völlig aus, um das typische Bingeverhalten zu triggern: Eine Runde geht noch. Hinter liebevoll designten Kulissen im Comiclook – mal auf einem Flugzeugträger, mal klassisch an der Strandpromenade – spielst du ganz ordinären Streetball.
Okay, ihr könnt dem Gegner auch mal eine scheuern, um an den Ball zu kommen, aber ansonsten gibt es kaum Abweichungen vom Regelwerk. Zwei gegen zwei, jedoch auf zwei Körbe statt nur auf einen. Spielt man gut, erhält man dunkingswerterweise (ba-dum tss) noch zusätzliche Items, mit denen man dann so richtig “on fire” ist.
So kannst du unter anderem für eine gewisse Zeit etwas länger schneller laufen, die Zielgenauigkeit oder Sprungkraft nehmen übermenschliche Ausmaße an oder der Korb wird mit einer Eisplatte bedeckt, die erst durch ein paar Ballkontakte wieder abgelöst wird.
Schneller Einstieg für Rookies und Pros
Du fängst mit schwachen Spielern gegen leichte Gegner an und kannst dann erspielte Punkte gegen Sammelpacks eintauschen, in denen bessere Spieler stecken können. So levelst du dich vom Bronzestatus in Richtung Gold auf. Wenn ein MatchUp einmal zu unausgewogen wird, also ein Team in kurzer Zeit 10-15 Punkte in Führung geht, kann es schnell passieren, dass die Treffer des im Rückstand liegenden Duos plötzlich doppelt zählen.
Was 2k auch richtig macht: Neulinge werden genau so schnell abgeholt wie Könner. Die völlig übertriebenen und dadurch unterhaltsamen Animationen bei den Dunks müssen nicht erst großartig erlernt oder freigespielt werden. Somit hat der Experte das gleiche Erlebnis, wie die typischen Button-Smasher bei ihrem Entjungferungs-Match.
Wenn gerade kein abgehateter Bruder für den local Couch Co-Op greifbar ist, die CPU einen jedoch zu sehr langweilt, kann man online seine Skills gegen andere in den Contest bringen (Meine geheime Superkraft: unnötige Anglizismen). Das Game ist Unterhaltungsspaß, wie man ihn sich wünscht. Kurze Spiele mit viel Action.
Das Game ist nice, der Preis ist shice
Für diese Zwischenüberschrift komme ich in die Hölle. Egal. Aber der einzige große Minuspunkt ist tatsächlich der Preis. Für knapp 30 Flocken ist das schon hart an der Grenze. Wenn man bedenkt, dass der PS3-Clon dieser Idee mit Eishockeyspielern (NHL 3-on3 Arcade) teilweise für nen Fünfer auf dem digitalen Marktplatz war, dann ist der sechsfache Preis rein vom Kosten-Nutzen-Faktor her gesehen in keinster Weise gerechtfertigt. 15 bis höchstens vielleicht 20 Euro zum Release wären für beide Seiten fair gewesen.
Während des Spielens interessiert sich kein Mensch für die Lizenzen, also können die als Argument nicht zählen. Ein paar schön designte Noname-Charaktere aus verschiedenen Kultur-Kreisen (Nerd, Metaller, Hotpants-Babes, usw.) wären mindestens genau so witzig anzusehen und würden das häufig genannte Preis-Argument komplett aushebeln.
Dennoch bleibt das Fazit: Wer gerne ein selbsterklärendes, schnelles, knackiges Game für unterhaltsame Spieleabende sein Eigen nennen will oder ein paar Freundschaften vernichten möchte, hat mit NBA 2k Playgrounds 2 einen passenden Titel gefunden. Das Spiel ist kurzweilig, überzeugt mit Grafiken, die sich selber nicht zu ernst nehmen und einer sehr schnell erlernbaren Spielsteuerung. Und man kann dem Gegner eine scheuern.