E-Bikes haben längst ihr Senioren-Image verloren – spätestens seitdem immer mehr Mountainbikes mit Elektromotor auf den Markt kommen, sind auch jüngere Käufergruppen auf den Zug aufgesprungen. Wirklich cool ist das Image der Akku-Räder immer noch nicht. Doch das könnte sich jetzt ändern:
Der tschechische Fotograf Ladislav Jecminek hat nach jahrelangen Versuchen ein Über-E-Bike Marke Eigenbau entwickelt. Und dessen Datenblatt hört sich nach allem an, aber nicht nach gemütlichem Sonntagsausflug.
In 6 Sekunden auf 100 km/h
Richtig gelesen: Das selbstgebastelte E-Bike erreicht tatsächlich die magische Grenze von 100 Kilometern in der Stunde. Zum Vergleich: In Deutschland dürfen Pedelecs maximal 45 km/h schnell sein. Und die meisten erreichen nicht einmal diesen Wert.
Doch das E-Bike von Ladi quält sich nicht etwa beim Beschleunigen. Stattdessen könntet ihr damit an der Ampel problemlos jeden Midlife-Crisis-Geplagten im Golf GTI stehen lassen. Vorausgesetzt die silber-blaue Rennleitung ist nicht in der Nähe, um euren Selbstbau einzukassieren.
Genug Reichweite für eine Tour
Gerade einmal 2,2 kWh misst der Akku, der im Rahmen des E-Bikes versteckt ist. Zusammengesetzt ist er übrigens aus den gleichen 18650-Akkuzellen wie auch die Batterien eines Tesla. Doch wenig Gewicht bedeutet auch wenig Energieverbrauch – und damit eine ordentliche Reichweite:
Respektable 80 Kilometer weit trägt euch das Rad, bevor es wieder an die Steckdose muss. Vollgeladen ist es nach 90 Minuten an der Haushaltssteckdose – eine ausgiebige Pause vorausgesetzt könnt ihr also richtig Strecke machen. Oder das Teil wie Ladi ganz einfach im Van mit Solarenergie aufladen.
Mischung aus E-Bike und Motocross
Auf den ersten Blick könnte man das E-Bike des Tschechen für ein etwas kleineres Motorrad halten: Dicke Geländereifen sorgen für den nötigen Grip, das Akkupaket erfordert einen für ein Fahrrad viel zu bulligen Rahmen.
Doch beim genaueren Hinschauen wird klar, was hier los ist: Pedale, Fahrradsattel und die obligatorische Shimano-Scheibenbremse sehen dann doch mehr nach Fahrrad aus als nach Hubraum-Dreckschleuder.
Jedes einzelne Teil kann laut Ladi online bestellt werden. Die Teileliste gibt er auf Anfrage gegen einen „kleinen Betrag“ heraus – die 3.600 Dollar für die Einzelteile müsst ihr allerdings auch übrig haben.
Das iPhone als Tacho
Die wichtigsten Daten des Batteriemanagements lässt Ladi auf einem kleinen Display anzeigen – doch alles andere läuft vollkommen digital: Per Lightning-Kabel werden E-Bike und iPhone verbunden. Anschließend kann das Smartphone aber viel mehr als nur die Geschwindigkeit anzeigen.
Fahrprofile verwalten, zwischen den verschiedenen Power-Modi umschalten und alles andere, was in Sachen Elektronik einzustellen ist: Einfach alles läuft über das iPhone. Abgesehen davon soll die Wartung genau so einfach sein wie bei jedem anderen Fahrrad. Wenn es denn einmal zusammengebaut ist.
Denn: Ganz so einfach wie ein Fahrrad baut sich ein solches Geschoss dann doch nicht zusammen. Denn im Inneren fließt doch eine ganze Menge Strom. Wer keine Lust auf Basteln hat, kann vergleichbare Bikes aber mittlerweile ganz einfach online bestellen:
Einfach kaufen statt selbst Basteln!
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von E-Bikes, die dem Selbstbau von Ladislav Jecminek ähneln. Stealth aus Australien zum Beispiel baut verdammt brachiale Elektro-Fahrräder. Ein anderes, nicht weniger interessantes Modell wird wohl Ende diesen Jahres auf den Markt kommen: Das Delfast Top 2.0 soll ähnliche Fahrleistungen mitbringen wie Jadis DIY-Geschoss. Und dazu die Reichweite noch deutlich überbieten.
Der ukrainische Hersteller hatte schon in der Vergangenheit mit einem E-Bike auf sich aufmerksam gemacht, das ein absoluter Dauerläufer war: Ganze 380 Kilometer Reichweite ermöglichte eine einzige Ladung.
Das angekündigte Delfast Top 2.0 könnt ihr dann von Deutschland aus ganz einfach bestellen. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 80 km/h angegeben – entsprechend ist eine Motorradzulassung und der passende Führerschein leider die einzige Möglichkeit, das Teil im öffentlichen Raum legal zu bewegen. Mit einem Preis von wahrscheinlich 5.000 € oder mehr wird der Spaß zudem nicht günstig.
Wir wollen mehr Power-E-Bikes!
Spätestens nach dem Release des Cake Kalk vor einigen Monaten ist klar: Es gibt keine coolere Möglichkeit, die Natur zu erkunden, als auf dem Sitz eines elektrischen Dirtbikes. Die Kombination aus krasser Power und fast lautloser Fortbewegung ist einfach genial.
Entsprechend gespannt können wir auf das sein, was eingesessene Dirtbike-Hersteller in Zukunft anbieten. Husqvarna zum Beispiel ist schon mit einem eigenen E-Bike dabei. Bei all der Power bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Wozu überhaupt Pedale, wenn ein Zug am Gasgriff allein das Vorderrad in die Luft bringt?