NFL: Doppelter Stinkefinger kostet 12.000 Dollar

Ein Finger, eine Geste, kein Missverständnis: Wer den ausgetreckten Mittelfinger zeigt, macht dem Gegenüber klar, dass er ihn ganz und gar nicht toll findet.

Auch Sportler zeigen immer wieder mal den „Stinkefinger“ – zu den Fans, zu den Schiedsrichtern oder den Gegenspielern. Die Höhe der Strafe unterscheidet sich jedoch von Fall zu Fall.

Ganz aktuelles Beispiel: Marshawn Lynch. „Beastmode“ ist aus dem Ruhestand zurück in der NFL – und hat sich gleich im ersten Spiel für die Oakland Raiders einen Aussetzer geleistet. Der Running Back zeigte im Spiel gegen die Tennesse Titans beide Stinkefinger, Kameras zeichneten das Ganze auf.

Die NFL ist dafür bekannt, solche Aktionen streng zu bestrafen. Auch der 31-jährige Lynch bleibt nicht verschont, die Liga fordert eine Geldstrafe in Höhe von 12.000 US-Dollar (das sind etwa 10.000 Euro) von „Beastmode“. Macht 6000 Dollar pro Mittelfinger.

Einen ähnlich hohen Preis bezahlte auch Carlo Ancelotti, Trainer des FC Bayern München. Im Februar dieses Jahres hatte er den Fans von Hertha BSC Berlin den Stinkefinger gezeigt, als er nach dem 1:1 in die Kabine gegangen war.  „Ja, ich habe diese Geste gemacht, weil ich angespuckt wurde“,  sagte der 58-jährige Italiener damals in der ARD-Sportschau.

Bundesliga-Coach zahlt 5.000 Euro, Spieler sogar 15.000

Ancelotti spendete 5.000 Euro an die Sepp-Herberg-Stiftung des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Im Gegenzug stellte das DFB-Sportgericht die Ermittlungen gegen den Bayern-Trainer ein. „Grundsätzlich halten wir die menschliche Reaktion mit der Geste von Carlo Ancelotti auf die üble Spuckattacke für emotional nachvollziehbar“, hieß es damals von Seiten des FC Bayern.

Ancelotti kam mit dieser Strafe vergleichsweise gut weg. Emir Spahic musste 2014 satte 15.000 Euro Strafe zahlen. Der Verteidiger, der damals für Bayer Leverkusen spielte, zeigte den Stinkefinger in Richtung zweier Spieler von Eintracht Frankfurt. „Krass sportwidriges Verhalten“, urteilte der DFB.

Geldstrafe und Sperre für Ottmar Hitzfeld

Selbst Ottmar Hitzfeld – der Trainer gilt als absoluter Gentleman – hat in seiner Laufbahn den Stinkefinger ausgepackt. Allerdings richtete sich die Geste nicht an Fans oder das gegnerische Team, sondern an den Schiedsrichter. Das war im Oktober 2012, Hitzfeld trainierte damals die Schweizer Nationalmannschaft, im WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen (1:1).

Hitzfeld musste insgesamt 8.000 Schweizer Franken (etwa 6.600 Euro) zahlen und wurde für zwei Spiele gesperrt, entschied die Disziplinarkommisson der FIFA. Begründung: Die Geste sei eine „Ehrverletzung“ und ein Verstoß gegen das Fairplay. Hitzfeld bedauerte seine Handlung, fühlte sich damals aber zu streng bestraft. „Dieses Urteil ist sehr hart und für mich enttäuschend“, so der Trainer.

Weitere Beispiele: Stefan Effenberg und Sebastian Vettel

Einer der bekanntesten Stinkefinger dürfte der von Stefan Effenberg sein. Der Fußballer war während seiner aktiven Zeit für seine… nun ja, sagen wir mal, Emotionalität und seine Sprüche bekannt. Der selbsternannte „Tiger“ sammelte in 370 Bundesliga-Partien 110 gelbe Karten. In einer Rangliste des „Kicker“ ist er damit immer noch der ewige Spitzenreiter. Effenberg zeigte bei seiner Auswechslung bei einem Spiel der Nationalmannschaft den Fans den ausgestreckten Mittelfinger. Der damalige Bundestrainer Berti Vogts verbannte ihn daraufhin aus dem Team. Franz Beckenbauer schrieb damals in einer Kolumne über die Bestrafung: „Effe weg, ich find’s falsch.“

Aber nicht nur im Football und Fußball kommt die Geste immer wieder mal vor: Sebastian Vettel zeigte im Mai aus dem Formel-1-Cockpit heraus seinem Kontrahenten Felipe Massa den Stinkefinger. Dass er die Geste mit dem berühmten Vettel-Finger verwechselt hat, ist unwahrscheinlich.

Der irische Boxer Michael Michael Conlan konnte sich bei den Olympischen Spielen im August 2016 nicht beherrschen und packte ebenfalls den gestreckten Mittelfinger aus. Er kritisierte damit nach seiner Niederlage im Viertelfinale bis 56 Kilogramm die Leistung der Schiedsrichter.

WWE-Star John Cena reagiert souverän

Funfact: Wenn ihr zum Beispiel als Autofahrer in Deutschland jemandem den Stinkefinger zeigt, müsst ihr im schlimmsten Fall eine ähnlich hohe Strafe zahlen wie Ancelotti. Die Geste gilt als Beleidigung, die Strafe kann bis zu 4.000 Euro betragen. Diese Summe dürfte die meisten von uns allerdings schwerer treffen als den Bayern-Trainer. Ich jedenfalls verdiene nicht so gut wie Ancelotti (macht euch um mich keine Sorgen, ich arbeite dran).

Ich persönlich finde es gut, dass die Verbände und Ligen den Stinkefinger bestrafen. Als Erwachsener kann ich die Geste gut einschätzen, aber für die Kinder haben die Sportler und Trainer immer noch eine Vorbildfunktion. Klar, so eine Geste passiert aus der Emotionalität heraus. Aber anstatt sich provozieren zu lassen, sollten es die Spieler und Trainer wie John Cena machen. Als ein Fan dem WWE-Profi den Stinkefinger zeigte, reagierte er verdammt souverän:

Christian Höb

Christian liebte als Kind Fifa 98 und International Superstar Soccer auf dem N64. Er hat beim Zocken aber den Ton ausgemacht und lieber selbst kommentiert. Kein Wunder also, dass Christian als Journalist und Autor im Sportressort unterwegs ist.