Eine Ära geht zu Ende. Die Formel 1 schafft die Grid Girls ab. Schon beim ersten Rennen der neuen Saison in Melbourne werden wir sie nicht mehr sehen.
Frauen, wie Katie Price, sind als Boxenluder berühmt geworden. Diese Zeiten sind jetzt vorbei.
Das sagen die Grid Girls dazu
Melinda Messenger – sie war vier Jahre lang Grid Girl – sagte der ITV Daytime Show: „Es gab Momente, in denen fühlte ich mich ausgenutzt und verletzlich. Ich habe akzeptiert, dass es ein Teil des Jobs war. Damals habe ich das aber nicht erkannt.“ Die 46-Jährige Mutter sagte außerdem: Sie wäre nicht glücklich, wenn ihre Tochter einen ähnlichen Job machen würde. Gleichzeitig räumte Messenger aber auch ein, dass die Bezahlung gut war.
Chantel George wiederum – sie war zum Beispiel 2014 als Grid Girl beim Grand Prix von Silverstone für Kimi Räikkönen dabei – bezeichnet die Tätigkeit als „die wundervollste Erfahrung“ ihres Lebens. Der Job sei zwar wenig glamurös,“normalerweise musst du um sechs Uhr morgens auf der Strecke sein und arbeitest bis um 17 Uhr“. Aber sie habe sich nie als Sex-Objekt gefühlt, „keiner hat sich unangemessen verhalten“.
Auch Supermodel Naomi Campbell hat sich zu der Debatte geäußert:
Die Formel 1 hatte zwischenzeitlich auch bei einigen Rennen Grid Boys eingesetzt. Doch das kam nicht bei allen Fahrern gut an. „Das Auto zu parken und auf den Hintern von einem George oder Dave zu gucken, hat mir nicht gefallen“, sagte Formel-1-Pilot Sebastian Vettel.
Ich persönlich finde: die Grid Girls abzuschaffen, ist der richtige Schritt. In einem Kommentar, der sich dagegen ausgesprochen hat, habe ich gelesen, dass die Fahrer „immer noch Gladiatoren sind. Und zu diesem Lebensgefühl gehören irgendwie auch hübsche Frauen“. Eine völlig veraltete (männliche) Sichtweise, die überholt ist.
Frauen sind keine Sexobjekte. Und genau als das sind die Grid Girls gedacht: „Sie waren etwas, mit dem wir die Zuschauerzahlen im TV steigern konnten. Darum haben wir das gemacht“, sagte der frühere Teambesitzer Eddie Jordan. Doch die Formel-1-Zuschauerschaft hat sich geändert. Ich kenne auch viele Frauen, die die Formel 1 verfolgen. Und die schalten nicht wegen der Grid Girls ein.
Grid Girls schaden Image der Formel 1
Dass „Sex sells“ nicht mehr die einzig wahre Verkaufsstrategie im Sport ist, zeigt zum Beispiel auch der Super Bowl. Bei dem Endspiel der NFL werden schon länger auch Werbespots geschaltet, die beispielsweise Themen wie Gleichberechtigung behandeln. Dazu kommt: Sportereignisse müssen heutzutage familienfreundlich sein, genauso wie das ganze Drumherum.
In der Diskussion um die Grid Gils kommt immer wieder das Argument auf: „Keine Frau wird gezwungen, als Grid Girl zu arbeiten.“ Das stimmt. Aber darum geht es nicht. Sondern darum, welches Signal die Formel 1 als beste Rennserie der Welt (diesen Anspruch erhebt sie ja selbst) sendet: „Seht her, bei uns sind Frauen immer noch Sexobjekte.“ Die neuen Besitzer der Formel 1 haben erkannt, dass das nicht mehr zeitgemäß ist und dem Image der Rennserie schadet.
Und die Formel 1 braucht ein besseres Image. Seit das amerikanische Medienunternehmen Liberty Media die Rennserie vor etwa einem Jahr von Bernie Ecclestone übernommen hat, sind die Gewinne eingebrochen. Die Branche ist unzufrieden. Denn sinkt der Gewinn, bekommen auch die Teams weniger Geld. Der Konkurrenzkampf durch die Formel E verschärft die Situation weiter.
Die Elektro-Rennserie antwortete mit einem Seitenhieb auf die Abschaffung der Grid Girls in der Formel 1: „Wir freuen uns, die Formel 1 im 21. Jahrhundert zu begrüßen“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Die Formel E hatte schon im vergangenen Jahr auf Grid Girls verzichtet. „Wir hatten nicht das Gefühl, es groß kommunizieren zu müssen“, so der Sprecher.
Vielleicht ahnte die Formel E schon, wie brisant dieses Thema ist.