Es war an einem Freitagabend. Irgendwo zwischen Körbe an der Bar kassieren und Cuba-Libre-Nachbestellungen schlug die Email ein: “Könntest du ‚F1 2018‘ für uns mal antesten?“.
Ein Spiel über eine Sportart, deren Existenzberechtigung ich zwar nie in Frage gestellt habe, aber für mich so spannend war, wie einen Account bei Google+ zu haben. Ein Rennspiel. Mhm. Aber irgendwo im Hinterkopf meldete sich eine Synapse und meinte: “Weißt du noch. Damals? Need for Speed Underground? Wie viele Tage hast du damit am Stück verbracht?”
Also sagte ich zu und gab die Bestellung für die PS4 auf. Zwischenzeitig sah ich mir Let’s Plays über die Vorgänger an und unterhielt mich mit ein paar Formel1-affinen Kumpels. Der schönste Satz eines Bekannten: “Macht mega Spaß. Aber die Ferrari-Rückspiegel sind halt wieder nicht die Originalen.”
Ja, da kommt man natürlich ins Grübeln, ob das alles dann überhaupt noch Sinn ergibt. Aber ich beschloss, darüber hinweg zu kommen. Dann, am Montag, lag das Ding endlich im Briefkasten.
Easy Einstieg für Serien-Neulinge
Das letzte Mal, dass ich tatsächlich einen Formel1-Titel (oder etwas mit vergleichbarem Grundprinzip) gezockt habe, war damals am PC – in VGA-Grafik. Aber die Internetvideos zum Formel1-Simulator machten irgendwie Bock – obwohl ich mir das anfangs nicht eingestehen wollte. Also rückte ich des Abends meinen Zocker-Sessel zurecht, startete traditionell irgendeinen meiner abonnierten Podcasts und positionierte meine Softdrinks in Griffweite. Kein Alkohol. Ich muss ja noch fahren. Disc rein, Spiel starten und los.
Grafisch ist das Spiel eine Augenweide, wer jede Schraube an seinem Hobel selbst justieren möchte, kann sich so gut wie überall austoben und natürlich lebt das Game von den ganzen F1-Lizenzen. Klar, die Zeiten der Hinterhof-Softwarespiele hatte ihren Charme. Wenn man beim “FC Bauern München” sein Tor mit “Franz Backenbauer” schoss – aber nichts schlägt ein Highend-Produkt mit den Originalnamen.
Und Highend ist gar nicht so hoch gestochen. Vier Tage lang saß in an dem Spiel. Als Neuling ist man natürlich für jede Unterstützung dankbar. Daher war ich extrem froh, dass man die Ideallinie einblenden, viele technische Einstellungen auf Automatik setzen und nach einem Crash wieder vor dem Unfall ins Rennen einsteigen konnte.
Gänsehaut für Neulinge und Profis
Das Spiel nimmt einen sehr gut an der Hand und gibt totalen Noobs (also mir) die Chance, einen leichten Zugang zu dem Erlebnis zu finden. Und auch erste Erfolge zu feiern. Und es ist immer wieder faszinierend, wie man in den eigenen vier Wänden einen Adrenalinkick spüren kann.
Auf den Originalstrecken den Sound der Motoren in die Gehörgänge gepresst zu bekommen, die spontane Panik, in den teils sehr engen Boxengassen-Zufahrten anzuecken oder einen der 20 Retro-Fahrzeuge über die Pisten zu steuern lassen einen die überfällige Steuererklärung in ein paar hundertstel Sekunden vergessen. Und wie gesagt, das ERS-Management lässt viel Platz zum Rumnerden, war mir allerdings als Rookie deutlich zu komplex.
Lenkrad-Steuerung für den extra Kick(start)
Bei einem Bekannten wollte ich die Next-Level-Experience haben: am PC mit Lenkrad. Das pusht natürlich noch etwas mehr. Allerdings muss man da auch mit leichten Freezes auskommen. Ab und an hatte das Spiel einen Hänger, was mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an der Hardware lag. Aber hier wird es sicherlich die nächsten Tage entsprechende Updates und Patches geben – soll ja in der Vergangenheit schon öfter vorgekommen sein, wie mir versichert wurde.
Ich kann nicht sagen, ob es ein besseres F1-Spiel auf dieser Erdkugel gibt. Aber in diversen Foren nachgefragt ist man sich einig, dass “F1 2018” die Serie erneut weiterentwickelt hat und es der beste Rennsimulator der neueren Generation aus dem Hause Codemaster ist. Was vermutlich auch erklärt, warum ich es immer noch täglich zocke.
Titelbild Quelle: codemasters.com