Eine verlassene Weltallstation und eine kuriose künstliche Intelligenz – zwei Dinge, die sich nicht sonderlich gut vertragen. Sie bieten aber enormes Potenzial für eine schaurige Geschichte.
Das Entwicklerteam Fullbright zeigte mit Gone Home, dass eine Handvoll Entwickler ausreichen, um ein erstklassiges Spiel auf den Markt zu bringen. Der nächste Titel des Studios, Tacoma, katapultiert den Spieler ins Weltall. Im Gegensatz zu Gone Home geht es nicht länger um eine einzige Person, sondern mehrere Menschen, deren Werdegang in verschiedenen Abschnitten erzählt wird.
Eine recht komplizierte Geschichte
Wir schreiben das Jahr 2088. Ein Unglück befällt die Raumstation Tacoma und zwingt die gesamte Crew zur Evakuierung. Lediglich die künstliche Intelligenz ODIN bleibt zurück. Amy Ferrier, eine Bergungsspezialistin, soll die KI retten, herausfinden, was überhaupt geschehen ist und was die Besatzung an Bord angestellt hat.
Interessanterweise bekommt Amy ein spezielles Augmented-Reality-Interface, sobald sie die Raumstation betritt. ODIN verleiht ihr durch das Gerät Zugriff auf alle Aufnahmen an Bord. Wichtige Szenen werden durch eine kurze Bildstörung markiert; du kannst diese zurückspulen und dir ansehen.
Das Spiel in Deinem Rhythmus zocken
So düster das Spiel sein mag, so locker kannst du es zugehen lassen. Alle Aufnahmen lassen sich beliebig oft abspielen und pausieren; du kannst sie minutenlang analysieren, falls dir etwas auffällt. Es gibt auch absolut kein Zeitlimit, sodass du die Raumstation Tacoma in deinem Tempo erforschen kannst.
Interessant ist auch die Tatsache, dass praktisch jede Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen wurde und du jeden davon erleben kannst.
Immer dasselbe Prinzip
Der Kern des Spiels ist im Grunde derselbe: Du folgst einem Charakter und sammelst Informationen, um im Spiel voranschreiten zu können. Ein Blick auf deinen tragbaren Computer zeigt dir an, wie viel Prozent der Datensätze du noch benötigst. Eine gewisse Einschränkung deiner Bewegungsfreiheit gibt es durchaus, schließlich musst du alle relevanten Momente erleben, ehe du das nächste Modul im Spiel betreten darfst.
Rätsel sind leider sehr rar gesät. Es gibt zum Beispiel hin und wieder verschlossene Türen, deren Codes entweder irgendwo zu finden sind oder man einfach eine Aufnahme zurückspult, als ein Crew-Mitglied die Zahlenkombination eingegeben hat.
Charaktere überzeugen nicht ganz
In einem langsam voranschreitenden Spiel wie Tacoma erwartet man, dass die Charaktere die Geschichte vorantreiben. Zwar gibt es zahlreiche Handlungen zwischen den Crew-Mitgliedern, wirklich interessant sind sie aber nicht. Aus diesem Grund ist es schwierig, eine Beziehung zu Andrew Dagyab und den anderen fünf Mitgliedern aufzubauen.
Glücklicherweise haben die Entwickler es zumindest geschafft, den Spieler nicht in die Irre zu führen. Das Unbehagen an Bord ist durchaus berechtigt, auch wenn das Geheimnis sehr spät gelüftet wird und man kurze Zeit später vom Spielende überrascht wird.
Fazit
Tacoma ist ohne Frage ein echter Walking-Simulator. Du bist auf Erkundungstour und hast die Möglichkeit, das Geschehen an Bord der Raumstation mithilfe der zahlreichen Kameras zu ergründen. Der Geschichte fehlt etwas Intrige und die Charaktere hätten interessanter ausfallen können. Bis auf diese Schwächen ist Tacoma aber ein sehr interessantes Spiel für PC und Xbox One, von denen es zu wenige gibt.