Wenn die Tage wieder länger werden, die Sonne scheint und die Menschen anfangen, sich aus ihrem Winterpelz zu schälen, dann ist auch wieder die Zeit des sich Zeigens gekommen. Frauen beginnen sich wieder Gedanken darüber zu machen, welche Sommerfarbe gerade angesagt ist und alles wird modischer, einfach stilvoller. Aber auch die Männer können sich dem nicht entziehen.
Mit dem besseren Wetter beginnt auch wieder die Hochzeitssaison und nichts kleidet einen Mann besser und stilsicherer als ein guter, passgenauer Anzug. In der Tat wirkt es, als habe es der Mann da einfacher als die Frau, allerdings gehört auch noch mehr zu einem stilechten, männlichen Auftritt, als bloß ein Anzug.
In Gesellschaft einen guten Eindruck zu hinterlassen, ist eine Wissenschaft für sich und erfordert sowohl viel Wissen über die Regeln der Mode aber auch umso mehr Expertise über sich selbst. Denn Stil lässt sich nicht kaufen oder anziehen, Stil kommt aus einer inneren Haltung heraus. Karl Lagerfeld sagte einst: „Mode ist, was man sein oder haben möchte, nicht was man ist.“
Mode ist eindeutig, sie lässt keine Interpretation zu, entweder eine Farbe ist gerade In oder sie ist Out. Stil hingegen ist individuell und muss zuerst persönlich entdeckt werden. Dabei geht es um Charakter und die eigene Persönlichkeit. Das bedeutet: Die Aufmerksamkeit auf den hinterlassenen Eindruck beginnt und endet nicht auf Hochzeiten oder High-Society-Partys, sondern vor dem eigenen Kleiderschrank. Viele Fashion-Ratgeber für Männer klappern daher eine Reihe von Features der männlichen Mode ab, die auch in diesem Artikel ihren Platz haben sollen.
Der richtige Anlass
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Doch zuerst betrachten wir verschiedene Anlässe und was es hier zu beachten gibt. Denn auf einer Hochzeit kleidet man sich anders als auf einer Beerdigung, auf einer Sommerparty anders als bei einem Firmenjubiläum. Mit einer falschen Farbtonwahl in einer Situation, die keine Brechungen erlaubt, aber auch mit einem besseren Outfit als der Bräutigam lassen sich erfolgreich Negativpunkte sammeln.
Es kann aber auch praktikable Gründe haben, warum zu unterschiedlichen Anlässen unterschiedliche Kleiderordnungen herrschen und auch ein angemessenes Verhalten gehört zu einem stilvollen Auftreten. Im Casino beispielsweise, ist es neben der passenden Kleidung auch wichtig, die örtlichen Gepflogenheiten zu beachten. An der Garderobe sind Trinkgelder üblich, am Eingang sollte man seinen Ausweis bereithalten und zu Beginn sollten direkt ein paar griffbereite Scheine in Chips umgewandelt werden.
Ganz egal ob du im Anschluss in Bond-Manier an der Bar einen Martini trinkst oder das Bier bevorzugst, Vorbereitung ist das A und O – beziehungsweise solltest du den Eindruck hinterlassen, als passt du nahtlos in deine jeweilige Umgebung.
Wenn es dann ans Spielen geht, entsteht die Macht ebenfalls durch Wissen. Vor dem Besuch sollten die wichtigsten Regeln eines typischen Casinospiels klar sein und entsprechend internalisiert werden. Auch wenn Spielautomaten verlockend erscheinen und das Roulette immer von vielen Menschen umlagert ist, so ist es doch der Klassiker Blackjack, bei dem Mann mit wirklichem Können überzeugen kann.
Wer hier nicht nur die Regeln beherrscht, sondern auch auf die richtige Etikette beim Blackjack gegenüber dem Croupier setzt, wird auf jeden Fall erfolgreich wahrgenommen. So zeigt ein stilvoller Mann nicht nur Souveränität am Casinotisch, sondern beeindruckt auch die übrigen Mitspieler/innen durch sein Fachwissen und erreicht genau das, was er auch mit seinem Outfit bezweckt: er passt nahtlos in das feine Spielbank-Ambiente hinein.
Bei einer Firmenfeier hingegen oder bei einem Theaterbesuch kann es schon einmal deutlich komplizierter sein, den richtigen Ton zu treffen. In vielen Einladungen zu Firmenfeiern steht zwar unter Umständen etwas wie Business Casual, was darunter zu verstehen ist, ist allerdings Auslegungssache und ein weites Feld. Im Theater gibt es hingegen überhaupt keine einheitlichen Regeln, anders als beispielsweise in der Oper, in der noch immer eine edle Abendgarderobe erwünscht und verlangt wird.
Es hilft in diesen Fällen sich daran zu orientieren, was einen erwartet. Wo findet die Firmenfeier statt, im Betrieb oder in einem Restaurant? Was würde man von seinen Kollegen erwarten, wie sie erscheinen? Welches Theaterstück wird aufgeführt? Wie ist die Zielgruppe zusammengesetzt? Aufbauend auf diese Fragen: Wie möchte ich mich präsentieren? Und: In welchem Kleidungsstil fühle ich mich gut angezogen und nicht verkleidet? Hierfür benötigt es nicht nur ein passendes Stil-Verständnis, sondern vor allem auch Wissen über die jeweiligen Kleidungsstücke. Ein paar Tipps folgen nun.
Die Schuhe
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Die Mode- und Stilexperten streiten sich ununterbrochen darüber, was das wichtigste Kleidungsstück eines Mannes ist. Wir sind uns sicher, dass Schuhe auf der Liste definitiv ganz weit oben stehen. Wenn man eine einzige Sache an sich auswählen sollte, die am ehesten einer modischen Aufmerksamkeit bedarf, dann sind es die Schuhe. Denn der tollste und bestaussehendste Anzug und eine gestylte Frisur wirken nur, wenn die Schuhe zum Rest passen und weder stillos noch langweilig sind. Sonst zerbricht das gesamte Outfit.
Wichtige Aspekte wie eine anständige Sohle, die nicht aus Gummi besteht und eine Rahmennähung verstehen sich mittlerweile von selbst, aber auch die richtige Schnürung gehört zu einem stilsicheren Outfit. Nichts könnte peinlicher sein, als auf einer Party oder einem Empfang zu erscheinen – in der Eile noch ein gutes Paar neue Schuhe gekauft – und dann fällt dem Gegenüber auf, dass die Ladenschnürung nicht geändert wurde. Schuhe schnüren ist eine eigene Kunst für sich und je nach Schuhmodell lassen sich über eine richtige oder falsche Schnürung viele Punkte sammeln – oder eben auch verlieren.
Übrigens: Eine Regel, dass zu bestimmten Anzügen, Farben oder sogar Uhrzeiten nur bestimmte Schuhe in bestimmten Farben getragen werden dürfen, ist natürlich Unsinn. Stilvoll ist, wer stilvoll und konsequent, aber geschmackvoll kombiniert.
Die Strümpfe
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Die Regel, dass Strümpfe unauffällig, gedeckt und mit dem Anzug abgestimmt sein müssen, findet sich in nahezu jedem großen Stilratgeber. In jedem Fall müssen Socken vollständig vermieden und stattdessen Kniestrümpfe(!) vorgezogen werden. Was dabei gerne vergessen wird, ist die Beobachtung, dass Ratgeber, die solche Absolute verwenden, generell in die Tonne gehören. Vorbei sind die Zeiten, in denen nur Exzentriker farbige oder gemusterte Strümpfe trugen und auffielen wie Onkel Erwin auf der letzten Hochzeit in seinem hellgrünen Anzug!
Der Mann von heute weiß um seine Persönlichkeit und steht über eine solche sklavische Gleichmacherei. Natürlich müssen es nicht die Wollsocken mit dem Superhelden-Logo sein und die Farben sollten natürlich mit dem Anzug harmonieren, trotzdem zeugen extravagante Strümpfe mit Mustern und Formen von Selbstvertrauen und lassen den Mann aus der Menge herausstechen. Was wäre Stil außer Schall und Rauch, wenn alle gut gekleideten Männer unauffällig und austauschbar wären? Das heißt nicht, dass Onkel Erwin alles richtig gemacht hätte, denn bestenfalls sieht ein Mann in seinem Outfit einfach gut aus, ohne dass klar wird warum. Farbige Strümpfe können dieses Bild unterstützen, sollen es aber nicht dominieren.
Der Anzug
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Das bringt diese Liste schließlich auch zu Anzug und Hemd. Es gibt viele unterschiedliche Schnitte für Anzüge, die allesamt in Ordnung sind, wenn sie denn zu dem passen, der sie trägt. Das ist wirklich eine Frage des eigenen Geschmacks aber gerade hier kann auch ein Stilberater besonders hilfreich sein. Beim Anzug sind es in der Regel die Details, die den Unterschied machen und einen guten Anzug von einem hervorragenden Anzug trennen.
Es soll Menschen geben, die kommen mit einem einzigen Anzug aus, normalerweise wählt ein Mann allerdings seinen Anzug nach dem jeweiligen Anlass aus. Ein dunkler Anzug und ein grauer Anzug sollten Grundausstattung sein, für den Smoking braucht es schon angemessene Anlässe und helle oder Glencheck-Anzüge können als Wunderwaffe dienen, gehören aber bei Weitem nicht zur Grundausstattung eines jeden Mannes.
In jedem Fall muss der Anzug aber sehr gut sitzen und das Outfit rechtfertigen. Nicht jeder Anzug kleidet, nur weil es ein Anzug ist. Es reicht bereits ein Blick in ein Casino mit Anzugpflicht, um zu erkennen, dass ein Anzug noch lange keinen Gentleman macht.
Beim Hemd gilt anders als bei den Strümpfen, dass Konservativität wieder Hochkonjunktur hat. Ein körperbetonter Schnitt, weiß oder hellblau, eventuell hellgrau, wenn der Anlass es zulässt – diese Hemden passen zu jedem Anzug und sind vollkommen zeitlos. Was noch fehlt ist die passende Krawatte. Wie jedes Kleidungsstück sollte sie an den eigenen Typ und der Knoten an den Hemdkragen angepasst sein.
Schmaler Kragen, kleiner Knoten; weiter Kragen, großer Knoten. Ein guter Tipp ist: Der Knoten darf nur so groß sein, dass die Kragenspitzen noch das Hemd berühren. Und zur Erinnerung: Der Zweck der Krawatte ist es, die Knopfleiste zu verdecken. Deshalb reicht sie ungefähr bis zum Hosenknopf und endet nicht irgendwo darüber. Wer gedenkt, das Sakko irgendwann einmal aufknöpfen zu wollen, sollte das bedenken.
Ganz egal wie der Anlass auch lautet, letzten Endes ist immer entscheidend, dass man sich als Mann nicht auf das Getöne irgendwelcher Ratgeber verlässt, sondern stattdessen seinen eigenen Stil entwickelt und zu diesem Stil auch steht. Es gibt gewisse Regeln von respektvollem Auftreten, diese sind allerdings vergleichbar mit einem respektvollen Umgang untereinander.
Wer das beste Bild von sich selbst nach außen trägt und gute Manieren zeigt, wird auf Bestätigung stoßen. Ähnlich ist es mit einem selbstsicheren Auftreten bezüglich der eigenen Kleidung. Am Ende hat ein stilistischer Farbklecks, ein farbiger Strumpf oder eine interessante Krawattennadel noch einen weiteren Vorteil: Sie kann zum Thema einer Konversation, beispielsweise mit einer hübschen Dame werden. Und auf der zugeknöpftesten Feier kann ein ungezwungenes Gesprächsthema der Kniff sein, der am Ende den ganzen Abend rettet.