Vor 38 Jahren fand in Recklinghausen ein Feldtest mit dem Autofahrer Leit- und Informationssystem (ALI) statt.
Ein sehr früher Vorläufer unserer heutigen Navigationssysteme wie GPS, der jedoch selbst jetzt noch relativ modern wirkt. Verpasse am Ende nicht den Bericht über ALI!
Was ist das ALI Autofahrer Leit- und Informationssystem?
Im Jahr 1980 nahmen 400 Autofahrer an einem Feldversuch des ALI Autofahrer Leit- und Informationssystems teil. Das Navigationsgerät wurde am Armaturenbrett befestigt und zeigte wie heutige Navis den richtigen Weg zum Zielort.
Der „allwissende“ Begleiter erhielt computergesteuerte Richtungsanweisungen, Infos zur Verkehrslage und dem Straßenzustand. Im Rahmen des Tests sind rund 100 Kilometer stark befahrene Autobahnkreuze und Autobahnen um Recklinghausen technisch für ALI aufgerüstet worden.
Wie funktioniert ALI?
Das Navigationssystem ALI besteht aus dem Gerät selbst, der Strassenanlage und einem Zentralcomputer. Antennenstreifen in der Fahrbahn dienten der Verbindung zwischen dem Auto und dem Zentralrechner.
Zur damaligen Zeit konnte das Navigationsgerät nur im Stand programmiert werden und nicht während der Fahrt. Jedes Zielgebiet hatte einen eigenen Zahlencode, den der Autofahrer in ALI über ein Tastenfeld eingeben musste. Immerhin konnten zehn Ziele fest gespeichert werden.
Auf dem Monochromdisplay wurden die Richtungsanweisungen und Zusatzinformationen angezeigt. Umleitungen, Geschwindigkeit und Straßenzustand. Jede Nachricht wurde von einem Ton begleitet.
Datenaustausch
Eine Sende-, und Empfangsanlage befand sich im Kofferraum, die über eine Antenne an der Stoßstange den erforderlichen Datenaustausch gewährleistete.
Jeweils nach den Auffahrten befanden sich 83 Strassenanlagen bestehend aus den Antennenstreifen und einem grauen Kasten. Wenn der Autofahrer einen Antennenstreifen passierte, erfolgte in Sekundenschnelle ein Datenaustausch mit dem Zentralcomputer, der das Fahrziel abfragte. Der Computer übermittelte die Fahrtrichtungen und eventuelle Warnhinweise.
Zusätzlich wurden alle anderen Fahrzeuge nach Art und Geschwindigkeit gemessen, um via Hochrechnungen die Verkehrsdichte und damit mögliche Staus zu ermitteln. Der Computer errechnete die optimale Umleitung und sendete sie zu ALI. Beim Fahren über die nächste Messstelle fand die Übermittlung mit den neuen Daten statt.
Sollte der Autofahrer falsch fahren, ermahnt ihn ALI sogar und zeigte eine Alternativroute wie heutige Navigationssysteme an.
Politik und Skeptiker versemmeln Ausbau
Das Ziel des Navigationssystems ALI bestand darin das Verkehrsaufkommen zu optimieren und das Autofahren zu verbessern. Damals gab es enorme skeptische Stimmen vor allem wegen dem Datenschutz.
Theoretisch war ALI dazu in der Lage Verkehrsverstöße festzustellen, wie Geschwindigkeitsübertretungen, Alkoholverbote oder Abstandssünden. Skeptiker stellten sich die Frage, ob das System auch zum Aufbau einer Verkehrssünderdatei zweckentfremdet werden könnte.
Von den teilnehmenden Autofahrern wurden mit den Daten der Zieladresse individuelle Kennziffern (ID) der Fahrzeuge erstellt und im Computer gespeichert. Mit den Daten ließe sich feststellen, welches Auto, zu welcher Zeit sich an welchen Ort befand. Dafür haben wir heute Google.
In Verbindung mit dem Bußgeldcomputer hätte eine Verkehrssünderdatenbank aufgebaut werden können. Heute kennen wir so eine Zentraldatei als Verkehrsregister Flensburg.
Toll, was damals schon 1980 technisch möglich war. Die Politik und Skeptiker verhinderten jedoch den Ausbau. Peinlich, wie einst beim Breitbandausbau.