Mustang Mach-E: Fords neuer Tesla-Killer

Fans amerikanischer Muscle Cars müssen jetzt ganz stark sein: Nachdem Ford dem letzten Mustang schon einen völlig unpassenden Vierzylinder einpflanzte, verpassen sie dem Kult-Auto jetzt mehr als nur ein Downsizing:

Der neue Mustang Mach-E ist nicht nur elektrisch, sondern auch noch eine Mischung aus Coupe und SUV. Völliger Schwachsinn? Absolut nicht – denn auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, macht der neue Mustang für Ford mehr Sinn als jedes andere aktuelle Modell.

Ist das noch ein Mustang?

Die wichtigste Frage zuerst: Warum zur Hölle sollte man ein elektrisches SUV Mustang nennen? Und die Antwort ist ganz einfach: Weil jeder genau diese Frage stellt. Und Ford es so schafft, die Aufmerksamkeit der gesamten Automobil-Welt auf das neue Modell zu ziehen.

Statt den neuen Mustang Mach-E mit der Konkurrenz aus dem Hause Tesla oder Jaguar zu vergleichen, stürzt sich jeder auf den Vergleich mit dem Mustang. Und vergisst so die wirklich wichtigen Fragen:

Es geht nicht darum, ob der Mach-E ein „echter Mustang“ ist. Natürlich er das nicht. Aber ist er ein gutes Elektroauto? `

Viel Reichweite für wenig Geld

Geht es um Elektroautos, ist die Reichweite einer der entscheidenden Faktoren – und hier liefert der Mustang Mach-E tatsächlich ab: Die Basisversion mit 75 kWh Batteriekapazität muss erst nach 480 Kilometern wieder an die Ladesäule. Mit der größeren Batterie reicht es sogar für 600 Kilometer, mit Allrad und großer Batterie ist nach 540 Kilometern Schluss.

Überzeugende Werte:

  • wenn man den Basispreis von 46.900 Euro bedenkt.
  • Für die Allrad-Variante werden allerdings noch einmal über 20.000 Euro mehr fällig.

Und die Reichweite ist natürlich nicht das einzige:

Geht es um die Ladezeiten, hat Ford keine großen Versprechen zu machen.

  • Doch in zehn Minuten ladet ihr an einer 150 kW-Schnellladestation immerhin knapp 100 Kilometer auf.
  • Auf 80 Prozent geht es in knapp 40 Minuten, den Wagen vollzuladen wird vermutlich mehr als eine Stunde dauern.

Damit bietet der Mustang Mach-E zwar keine neuen Rekorde, muss sich aber vor anderen Elektroautos nicht verstecken. Und die meisten Elektroauto-Besitzer laden ohnehin an der heimischen Steckdose.

Wie sieht es mit der Leistung aus?

Die gute Nachricht für alle V8-Enthusiasten zuerst: Ford lässt euch die Oberhand – denn selbst die leistungsstärkste Variante des Mustang Mach-E bringt es auf „nur“ 459 PS. Im aktuellen Mustang GT bekommt ihr dank des Achtzylinders genau ein PS mehr.

Das hilft euch an der Ampel allerdings wenig: Die schnellste Version des Mach-E sprintet in 3,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Und ist damit ein paar Zehntel schneller als der Verbrenner.

Die gemächlicheren Varianten des Elektro-Mustang kommen mit etwas weniger Leistung daher. 332 PS lassen das schwächste Modell aber noch immer in rund 7 Sekunden die 100 km/h erreichen. Damit lasst ihr problemlos jedes ähnlich teure SUV mit Verbrenner stehen.

Mehr als ein Hauch von Tesla

Nicht umsonst muss sich jedes Elektroauto den Vergleich mit dem Platzhirsch Tesla gefallen lassen – und das natürlich auch optisch. Von außen sieht der Mach-E ein wenig wie eine Mischung aus Mustang, Model 3 und Jaguars I-Pace aus.

Im Innenraum gibt es die volle Ladung Tesla: Vollständig digitale Anzeige hinter dem Lenkrad, in der Mitte ein riesiger, vertikal angebrachter Touchscreen. Über das Armaturenbrett zieht sich eine Soundbar von Bang & Olufsen, Knöpfe gibt es nur ein paar in der Mittelkonsole und am Lenkrad.

Alles so modern, wie man das von einem Elektroauto erwartet. Aber eben auch nichts, was man nicht schon von anderen Herstellern – allen voran Tesla – gesehen hätte.

Türgriffe? Fehlanzeige

Immerhin bei einem Feature lässt sich Ford nicht von Tesla inspirieren: Statt dem Trend der versenkbaren Türgriffe zu folgen, verzichtet Ford gleich ganz darauf. Stattdessen öffnen sich die Türen auf Knopfdruck einen Spalt, so dass ihr mit der Hand hineinfassen und die Tür öffnen könnt. Mit dem Smartphone in der Tasche funktioniert das sogar, ohne auf den Knopf zu drücken.

Wer dagegen Handy und Schlüssel vergisst, ist noch nicht ganz verloren: Per Zahlencode öffnet sich die Tür, mit einem zweiten Code lässt sich der Motor starten.

Interessant ist auch der „Frunk“, der kleine Kofferaum, der sich unter der Motorhaube verbirgt. Er ist nicht nur wasserdicht verkleidet, sondern hat auch einen kleinen Abfluss am Boden, der sich bei Bedarf öffnen lässt. Perfekt, um beim Grillabend das Bier auf Eis zu legen.

Keine Konkurrenz zum Mustang. Aber für Tesla

Ihr seht: Mit dem „echten“ Mustang hat der Mach-E neben ein paar Design-Elementen und dem Namen rein gar nichts gemein. Doch das muss er auch nicht – denn allein wegen der Aufmerksamkeit macht es für Ford Sinn, die wertvolle Marke um einen Elektroantrieb zu erweitern.

Viel interessanter ist da der Vergleich mit Tesla. Denn deren Model Y bekommt so schon vor der Vorstellung starke Konkurrenz. Während Elon Musk mit dem Cybertruck vermutlich nur eine kleine Zielgruppe mit großer Garage anspricht, könnten sich mit dem Mustang Mach-E sicher viele Familien anfreunden.

Ford baut damit einen Mustang für eine deutlich breitere Zielgruppe als das klassische Muscle-Car sie je erreichen könnte. Und nach diesem ersten Schritt würde es nicht verwundern, wenn wir das Mustang-Emblem in Zukunft noch auf mehr neuen Modellen zu sehen bekommen. Doch keine Angst: Auch die Variante mit V8 wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden.

Frederick Kromm

Freddy studiert was mit Wirtschaft, arbeitet was mit Medien, schreibt gern über Fitness, Gadgets, Games und träumt mit seinem Hund vom Staubsaugroboter.