Downsizing hier, Elektromobilität da – in der Zukunft scheint kein Platz für unvernünftig große Verbrennungsmotoren und ihre Sinfonien von einer Geräuschkulisse zu sein. Oder gibt es vielleicht doch Hoffnung?
Während sich die deutschen Autohersteller mit ihren Elektro-Konzeptautos gegenseitig überbieten, hat BMW die Zukunft eines der Aggregate gesichert, die definitiv vom Aussterben bedroht sind: Zumindest bis 2023 werden die Bayern noch ihren mächtigen V12 verbauen.
Der 7er behält sein starkes Herz
Ein V12 braucht naturgemäß viel Platz – den ausreichend großen Motorraum bietet seit jeher der 7er BMW. Und auch in Zukunft findet der Zwölfzylinder dort seine Heimat. Aber natürlich nicht in irgendeinem Modell:
Der M760Li aus der hauseigenen Tuning-Abteilung ist das brachialste, was BWM im Luxus-Segment zu bieten hat. Und während Mercedes sich vom V12 verabschiedet, nutzen die Bayern ihre Chance, sich im ewigen Kampf mit der S-Klasse einen entscheidenden Vorteil zu sichern.
Denn besonders Kunden aus China und dem Nahen Osten fahren auf die großen Motoren ab. Und das, obwohl viel Hubraum im Land der Mitte kräftige Strafsteuern nach sich zieht. Wer sich einen 7er leisten kann, zahlt die aber scheinbar gern.
Gleicher Hubraum, weniger Leistung
Während all die Downsizing-Experten dieser Welt immer mehr Leistung aus immer kleineren Motoren pressen, muss BMW einen anderen Weg gehen. Denn mit immer strengeren Emissionsvorschriften schrumpft das Leistungspotenzial großer Motoren:
Um die aktuellen Grenzwerte einzuhalten, mussten die Ingenieure kleine Veränderungen an der Abgasanlage vornehmen. Das Ergebnis: Statt 602 PS treiben den 7er jetzt „nur“ noch 585 PS nach vorne.
Das bedeutet auch, dass der aktuelle M760Li nicht mehr der stärkste BMW im Portfolio ist. Diesen Titel tritt er an den mittlerweile 600 PS starken M5 ab. Ob sich daran in Zukunft wieder etwas ändert, ist ungewiss – dank immer strenger werdenden Abgasvorschriften scheint das allerdings unwahrscheinlich.
Auch beim 7er Hybrid gibt es kein Downsizing
Denn mit dem Facelift sichert BMW nicht nur die Zukunft des V12, sondern geht bei der Hybrid-Variante des aufgehübschten 7ers ebenfalls einen anderen Weg als einige Konkurrenten:
Aus vier Zylindern werden sechs, aus zwei Litern Hubraum werden drei. Dazu kommt ein Elektromotor mit 113 PS, was die Systemleistung auf immerhin 394 PS anhebt. Und das bei einem angegebenen Durchschnittsverbrauch von gerade einmal 2,1 bis 2,6 Litern!
Auch für Freunde der E-Mobilität bietet BMW also einen mehr als annehmbaren Kompromiss. Doch sicher werden nicht nur Chinesen ihren in jeder Menge Chrom verpackten 7er lieber mit einem V12 ausstatten, dessen Geräuschkulisse allein den Preis von gut 170.000 € rechtfertigt. Wobei davon im gut gedämmten Innenraum wohl wenig zu hören sein wird.
Das perfekt unvernünftige Reiseauto
Ganz ehrlich: Eigentlich ist der 7er mit Hybrid-Antrieb perfekt. Mehr als genug Leistung für die linke Spur, dazu ein mehr als annehmbarer Verbrauch und alle Annehmlichkeiten, die den 7er seit jeher zum perfekten Kilometerfresser machen.
Zum Austoben auf der Rennstrecke ist der 7er ohnehin nicht nur zu groß, sondern auch viel zu elegant. Da macht ein M5 Competition sicher mehr Spaß – und der ist auch noch schneller.
Aber wieso muss es immer vernünftig sein? Immerhin könnte der neue 7er das letzte Modell sein, in das BMW einen V12 pflanzt. Und damit eine gute Investition, eine echte Wertanlage vielleicht. Und ein starkes Statement gegen den Downsizing-Trend. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, versteht sich.