Glücksspiel-Mafia: Bingo sorgt für Razzia im Altenheim

Morgens, halb zehn in Deutschland. Im Seniorenheim in Köln-Riehl ist die Stimmung grau, routiniert und hektisch. Wie jeden Tag. Total unterbesetzt, versuchen die Pfleger ihr Pensum abzuarbeiten. Die Zeit ist knapp, die Arbeitskräfte sind knapp. Wie in jedem Altersheim.

Selbst, wenn die Motivation noch nicht im Keim erstickt worden ist und der Arbeitseifer optimistischer Weise überlebt hat, werden die „Insassen“ im Eilverfahren gefüttert, abgefertigt und an die Frische Luft gerollt. Der Traum von Pflege und Fürsorge ist nur noch Schall und Rauch.

Senioren die Zockerkönige

Im Altenheim in Köln gab es bisher immer einen kleinen Lichtblick. Einen Hauch von Abwechslung, die die magere Lebensqualität für eine Stunde bereichert hatte. Der Bingo Abend. Jeden Dienstag. Und alle freuten sich auf dieses Highlight. Mit einem Spieleinsatz von 0,50 EUR bis 1,25 EUR, durfte sich jeder todesmutige Zocker an dem Spiel beteiligen. Als Hauptgewinn winkten Schokolade und Pralinen.

Dann kam die Razzia. KEIN WITZ! Die Konsquenz: Das Aus für die Zockerei.
Rechnungsprüfer haben Beschwerde eingereicht und den Bingo Abend als illegales Glücksspiel eingestuft.

Alles scheiß richtig gemacht

Und die Behörde reagierte schnell, akkurat und … typisch deutsch.
Erster Schritt: Die Sozialbetriebe Köln (SBK) haben die Tore des Sündenpfuhls sofort dicht gemacht. Kein Bingo mehr. Der Dienstagabend wurde kurzerhand eliminiert. 

Zweiter Schritt: Die Paragrafen von den geltenen Gesetze des „Glücksspiel-Staatsvertrag“ wurde geprüft und siehe da! Die Rechnungsprüfer hatten Recht. Denn diese Regeln / Gesetzte lauten:
Es handelt sich um ein illegales Glücksspiel, wenn

– für den Erwerb (die Bingokarte) einer Gewinnchance (Schokolade!) ein Antrittspreis (50 Cent!) entrichtet worden ist.

– es muss vom Zufall abhängen, wer gewinnt. Das eigene Geschick darf keine Rolle spielen.
Also wäre es eine komplett andere „legale“ Situation gewesen, wenn die 90-jährigen in den Sparring gestiegen wären.

– das Spiel muss öffentlich sein.

Ja. Der Bingo Abend wurde wöchentlich am internen Schwarten Brett verkündet und angepriesen.

Steuergelder mal wieder verschwendet

Nach der Anklage bzw. Beschuldigung gegen das Seniorenheim, wurden Mitarbeiter der SBK explizit für die Aufklärung und Untersuchung des kriminellen Vergehens abgestellt. Gott sei Dank ist kein SWAT Team mit Blendgranaten, Drogenhunden und Schnellfeuerwaffen ins Heim eingefallen.

Aber die ganzen Überprüfungen, der Papierkram etc. hat niemand umsonst oder in seiner Freizeit gemacht. Das hat Geld gekostet. Steuergelder!

Die Bewohner und treue Fangemeinde in der Riehler Wohnstätte verstehen nur noch Bahnhof.

Sie hatten sich jede Woche auch den kleinen Lichtblick am Dienstagabend gefreut. Für sie zählte nicht der „Super-Mega-Millionen-Gewinn“, im Form der Schachtel Pralinen. Aber die teuren, versteht sich – nicht die vom Discounter.

Es war schlicht und einfach eine willkommene Abwechslung, die ihr Leben und ihren Alltag freundlicher und aufregender gestaltet hatte. Nicht mehr und nicht weniger.

Aber jetzt herrscht wieder Zucht und Ordnung in Köln-Riehl.

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