Die Fußball-WM ist vorbei. Profi-Sportler ziehen sich in den wohlverdienten Urlaub zurück, Sportwetten-Tipper zahlen sich ihre Gewinne aus. Ein 24-jähriger geht leider leer aus. Der junge Mann hatte bei Bookie Unibet gewettet, welche Teams es nicht ins Achtelfinale schaffen. Dafür hat er eine Kombinationswette genutzt.
Mit 60 € Einsatz wurde das Ausscheiden von Ägypten, Iran, Peru, Nigeria, Costa Rica, Südkorea und Tunesien kombiniert. Die einzelnen Quoten summieren sich auf eine Gesamtquote von 465,10. Bei einer Kombinationswette müssen alle Auswahlen zutreffen, damit der Schein gewinnt. In dem Fall traf der Tipper ins Schwarze. Unibet zahlte ihm aber keinen Gewinn aus. Was war passiert?
Öffentlicher Druck: Unibet erklärt den Vorgang über PR-Manager
Der Tipper hatte insgesamt 5 Wetten bei Unibet am Laufen. Der Gesamtgewinn nach der Gruppenphase belief sich auf über 30.000 €. Unibet stornierte die Wetten unter Berufung auf ihre AGBs. Die Einsätze wurden zurück erstattet. Der junge Mann wandte sich daraufhin an ein paar Onlinemedien und Zeitungen. Er hoffte durch das öffentliche Interesse Druck auf den Buchmacher ausüben können. Das scheint zumindest teilweise funktioniert zu haben.
Nun haben sich die Verantwortlichen von Unibet zu Wort gemeldet: Diese erklären, dass es bei den Quotierungen einen Fehler Ihrerseits gegeben hätte. Die dort vergebenen hohen Quoten waren nicht für ein Ausscheiden, sondern ein Weiterkommen gedacht. Es handelt sich um einen Übersetzungsfehler innerhalb der Risikoabteilungen.
Daher mussten sie die Wetten stornieren. Genauso besagen es auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Buchmachers. Der Buchmacher zeigt sich auch nicht bereit, dem Kunden aus Kulanz einen Teil der Gewinne auszuzahlen.
Sportwetten: Im Zweifelsfall gewinnt immer der Bookie…
Wenn du dir jetzt den Vorgang etwas genauer anschaust, ist eigentlich davon auszugehen, dass es sich um einen erfahrenen Sportwetten-Tipper handelt. Dieser hat seine Wett-Tipps wohl relativ bewusst ausgewählt. Eine 7er-Kombi mit 60 € Einsatz ist schon extrem risikoreich. In der Regel wird eine solche Wette mit ein viel Planung platziert.
Darunter versteht man, dass zum Beispiel ein Quotenvergleich zurate gezogen wird, um zu prüfen, wo ein Profi-Tipper die bestmögliche Quoten erhält. Spätestens bei diesem hätte auffallen können, dass der Risikoabteilung von Unibet wohl ein Fehler unterlaufen ist.
Als Sportwetten-Tipper weiß man eigentlich auch, dass es in Deutschland keine Regulierung von Sportwetten durch den Staat gibt. Sportwettenfans bewegen sich in einem Grauzonenbereich. Und daher können sich Buchmacher auf ihre AGBs und den darin enthaltenen Stornierungs-Passus mit den fehlerhaften Quoten berufen.
Ein einheitlicher Glücksspielvertrag muss jetzt endlich her!
In Deutschland gibt es noch keinen einheitlichen Glücksspielvertrag. Ein einheitlicher Glücksspielvertrag würde sich sozusagen am Handel orientieren. Wenn der Azubi im Elektrodiscounter an den teuren Smart-TV ein Preisschild über 1 € dranhängt, dann muss der Laden euch diesen auch zu dem Preis verkaufen.
Solange es aber keinen solchen Glücksspielvertrag gibt, solltet ihr bei Sportwetten immer im Hinterkopf behalten, dass jede Wette theoretisch auch storniert werden kann. Und zwar seitens des Buchmachers, wenn dieser angibt, dass der Risikoabteilung Fehler bei den Quotierungen unterlaufen sind. Das lässt sich im Endeffekt auch nicht überprüfen und der Buchmacher muss dies auch nicht zwingend belegen.
Der Fall zeigt daher drei Punkte auf: 1. Versuche nicht den Glücksspielanbieter „auszutricksen“ oder dessen Fehler „auszunutzen“. Das wird auffallen. 2. Auch bei Sportwetten gilt: Im Zweifelsfall gewinnt immer die Bank, sprich der Bookie! 3. Sportwetten sind aktuell extrem beliebt. Ein einheitlicher und bundesweiter Glücksspielvertrag muss endlich her. Der hätte die Stornierung verhindert…