VSK Wo die wilden Kerle flowen – Das zweite echte Rap-Album nach Bambule!

Fila-Pulli vom Dachboden geholt, die 1210er-Turntables entstaubt und Baggies angezogen – hier kommt das „zweite echte Rap-Album nach Bambule“.

Wer sich jetzt immer noch angesprochen fühlt, der hat wie ich den Aufstieg des deutschen Hip Hops in seiner Jugendzeit miterlebt. Kaum ein kleines Städtchen, in dem sich kein Jugendclub fand, in dem die neusten Hits von den Beginnern, Blumentopf oder Dendeman liefen.

Und mit dem verbalen Style Kollektiv kehrt der klassische Hip-Hop zu seinen Ursprüngen zurück! Dass VSK Wo die wilden Kerle flowen weit mehr als eine Persiflage auf deutschen Hip Hop darstellt und sich hinter dem Projekt die Jungs von KIZ verstecken, Grund genug für uns für eine kurze Review!

VSK: Das ist kein Foto-Filter, das ist Nostalgie!

Bei VSK ist alles derbe überspritzt. MC Schreibmaschine, DJ Ratzefummel und ein echter Jan Delay-Klon sorgen für das passende Setting. Die Jungs parodieren so alles was im Hip Hop irgendwann mal eine Rolle spielte.

Gleichzeitig sind sie sich nicht zu Schade, sich selbst durch den Kakao zu ziehen. Jede zweite Zeile entweder extrem funny oder einfach mega sarkastisch – da sind sich KIZ „ihren Lines treu geblieben“! Das Ganze wird noch mit kleinen Hörspiel-Skits aus dem Leben der 5 „Füchse“ garniert, die eigtl. eine eigene Hörbuchauskopplung verdienen würden.

„Hip Hop ist zum Mitmachen!“

Egal ob gelungene „Die da“-Persiflage in Tatiana oder echte Kopfnicker-Mucke bei Unsere Kultur – das ist weit mehr als nur ein sich über Hip-Hop-Kultur lustig machen. Hier steckt auch verdammt viel Liebe zum Detail drin. Auch die Jungs von KIZ sind wohl mit Blumentopf & Co. aufgewachsen.

Gab ja (bis auf Azad und den jungen Savas) auch vor dem Aggro Berlin Hype nichts wirklich anderes. Und da sind wir schon bei dem Punkt, der mich das Album abfeiern lässt: Rap ist auch ohne „Mütter ficken“, peinliche Gewaltphantasien, Antisemitismus oder Drogen-dealen immer noch eine richtig nice Sache.

VSK ist eigentlich eine Kritik an der aktuellen Rapszene

Und wer genau hinhört, findet hier auch immer wieder Kritik an der aktuellen Rapszene. „Ihr tretet vor Kindern auf, so wie Crusty der Clown“ ist einfach eine herrliche ehrliche Anspielung auf all die krassen Gangster-Rapper da draußen. Auf der Bühne steht ein Mann Ü35, der über sein anstrengendes Mafia-Life im Clan rappt, während sich das Alter des Publikums primär zwischen 12 und 16 bewegt.

Die VSK Wortspiele klingen zwar zum Teil, wie aus einer andern Zeit („Du gehst hier nicht mehr weg wie Taubendreck!“;“…hat vom ganzen ge-cutte schon einen Cut-zenbuckel“), sorgen aber genauso für Aha-Momente wie wenn man zum ersten Mal Kollegahs „Gewalt an Wänden/Gewalt anwenden“ richtig in den Zusammenhang setzt. KIZ können Rap.

KIZ liefern mit VSK mega gute Unterhaltung ab!

Nur weil die bisher eben eher Clownrap ablieferten, heißt das nicht, dass die das Rapgame nicht von der Pieke auf gelernt hätten. Anders wäre eine Perle wie VSK „Wo die wilden Kerle flowen“ nicht möglich. Wenn ihr zur Ü30-Generation gehört, unbedingt mal reinhören. Auch der nun folgende Promoclip mit MC Rene macht Lust auf mehr (unbedingt stlyegerecht auf 144p umstellen und so das MTV Urban Feeling aufleben lassen!):

Christian Leykauf

Wenn Christian seine Zeit mal nicht in der virtuellen oder digitalen Realität verbringt, gehört seine Leidenschaft dem Schreiben & Bloggen! Neben Games und Technik liebt er Serien und den Satz „eine Folge geht noch“ hörst du beim Netflix- & Sky Ticket-Bingen regelmäßig von ihm.