MMA-Biest verdrischt Tai-Chi-Meister (Video)

Vor kurzem forderte der chinesische MMA-Kämpfer Xu Xiaodong den Tai-Chi-Meister Wei Lei zu einem Kampf heraus. Xu hatte in den Wochen zuvor über verschiedene alte Meister gelästert und manche von ihnen als Betrüger bezeichnet. Traditionelle Martial Arts wie Tai-Chi oder Kung-Fu sind ihrem Herkunftsland China seit Jahrhunderten hoch angesehen und werden selten hinterfragt. Daher erregte es Aufsehen, als Xu seine Challenge aussprach.

Während die Konfrontation zunächst wohl eher nur von Kampfsport-Fans gehypet wurde, erwirkte das Ergebnis eine weitaus größere Reaktion. Innerhalb von zehn Sekunden verdrosch Xu den alten Meister und schlug ihn K.O. Das Video hierzu kann sich unten angesehen werden.

https://www.youtube.com/watch?v=V6RrxTBdJs4

Es ist eindeutig, dass es kein Universum gibt, in dem der MMA-Kämpfer nicht gewonnen hätte. Diese klare Niederlage für den Tai-Chi-Experten resultierte in einem Aufschrei aus der chinesischen Bevölkerung. Nicht, wie sich Xu gewünscht hatte, weil ein Betrüger überführt worden war, sondern weil der Sieg als Beleidigung an eine kulturelle Tradition angesehen wurde. Das Kampfergebnis ließ Menschen außerhalb Chinas an der Glaubwürdigkeit asiatischer Kampfkünste zweifeln und für viele Chinesen war Xu direkt für internationalen Spott verantwortlich. Die Wut und Empörung, die ihm entgegen geworfen wurden, waren so stark, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen musste. Bis heute ist sein Aufenthaltsort unbekannt.

Man kann dieses Event als skuriles Ereignis in einem fernen Land betrachten, oder aber etwas mehr in ihm sehen. Der Konflikt zwischen alt und neu, Tradition und Revolution ist einer, den es überall gibt. Selten wird er uns allerdings so klar vor Augen geführt wie hier.

Mixed Martial Arts (MMA) ist ein Kampfsport, der sich lange an der Grenze zur akzeptierten Sportart bewegte. Oft als barbarisch oder amateurhaft angesehen, fand er erst in letzten Jahren echten Mainstream-Erfolg. Die größte MMA-Organisation Ultimate Fighting Championship, oder kurz UFC, hat Kämpfer wie Ronda Rousey und Conor McGregor zu internationalen Superstars gemacht. Dennoch gibt es immer noch Länder, in denen UFC-Events verboten sind oder zumindest mit viel Skepsis betrachtet werden. Die meisten Deutschen sehen mehr Wert in Boxen als in MMA. Wladimir Klitschkos kassierte für seine Niederlage gegen Anthony Joshua diesen April 15 Millionen Euro. Der höchste Paycheck, den ein MMA Kämpfer jemals gesehen hat, war hingegen lediglich um die 3 Millionen Euro.

Im Moment sieht alles danach aus, als ob die Boxwelt bald ihre eigene Version des Xu/Wei Kampfes bekommen wird. Nach langem Gegenseitigen Anstacheln scheint ein Duell zwischen UFC-Aushängeschild Conor McGregor und Box-Weltmeister Floyd Mayweather nun so gut wie sicher. Ein Sieg für McGregor gegen den ungeschlagenen (49-0) Mayweather, obwohl unwahrscheinlich, würde zweifelsohne viele Boxfans aufschreien lassen. Mit Sicherheit würden ihre Beschwerden oft denen der traditionbewussten Chinesen entsprechen.

Wir Menschen haben ein paradoxes Doppel-Problem. Einerseits fehlt uns der Respekt vor Tradition, andererseits fällt es uns schwer, dem Neuen eine faire Chance zu geben. Anscheinend kann beides nur schwer parallel existieren. Sei es Musik, Film, Autos oder Sport, Neues will Altes verdrängen, während Altes auf Neues herunter blickt.

Selten mündet der Konflikt jedoch in einem direkten Faustkampf mit klarem Sieger. Die Diskussion um Neu und Alt ist extrem subjektiv. Eine definitive Antwort kann selbst im Fall von Xu Xiadong nicht gefunden werden. Denn sicherlich geht es bei Martial Arts um mehr als die bloße Fähigkeit, seinen Gegenüber in den Boden zu stampfen. Tai-Chi ist Ausdruck einer bestimmten Lebensphilosophie und eng verbunden mit der chinesischen Kultur. Es als bloßen Kampfsport zu betrachten, täte ihm Unrecht. Gleichzeitig sollten wir uns eingestehen, dass MMA-Kämpfer hoch begabte Spitzensportler sind, die täglich an ihren Fähigkeiten arbeiten und die Grenzen des menschlichen Körpers erweitern. Diese Erkenntnis kann auf jeden Bereich unseres Lebens angewendet werden. Alt und Neu sollten sich nicht bekämpfen, sondern voneinander lernen. Gegenseitiger Respekt wird im Endeffekt beiden zu gute kommen.

Anmerkung: Xu ist zugute zu führen, dass er es als seine Aufgabe ansah, einen Betrüger zu überführen. Ob ihm dies mit seinem Sieg gelungen ist, ist zu bezweifeln. Es gibt jedoch Fälle von gerechtfertigter Konfrontation, auch wenn diese selten sind. So entlarvte beispielsweise ein MMA-Kämpfer vor einigen Jahren einen Betrüger, der sich als Meister eines Kung-Fu-Stils ausgab, bei welchem er seinen Gegner durch bloße Willenskraft und ohne physische Berührung ausschalten könne. Der Kampf der beiden kann sich in diesem Video angesehen werden. In welchem Ergebnis dieser resultierte liegt wohl auf der Hand.

Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.