Insektenbrot und Mehlwurm-Pasta erobern unsere Supermärkte

Heuschreckenbrot, Müsli mit Grillen oder Mehlwurmfrikadelle: Klingt eklig? Ist aber gesund, nachhaltig und voll im Trend. Zumindest in Finnland sind Insekten seit November 2017 im Supermarkt erhältlich und erfreuen sich dort großer Beliebtheit. Dank eines einfachen Marketingtricks, werden die Krabbeltiere sicher auch bald nach Deutschland kommen.

Eine ganze Heuschrecke zu essen, ist für viele zunächst eine extrem abschreckende Vorstellung. Aber sobald sie getrocknet und zu Mehl gemahlen werden, lassen sie sich wunderbar weiterverarbeiten: Als Insektenmehl in Brot, Nudeln oder Proteinriegeln „versteckt“ ist der Ekelfaktor deutlich geringer. In Finnland und auch in den Niederlanden bieten zahlreiche Lebensmittelhersteller solche Produkte bereits ganz normal im Supermarkt an.

Insektenmehl in deutschen Supermärkten

In Deutschland war es bisher noch sehr schwierig, Produkte mit Insekten zu verkaufen. Zu Beginn des Jahres ist jedoch eine neue EU-Verordnung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Kraft getreten, die das ganze deutlich vereinfachen soll.

Forscher und Experten sind sich sicher: Sobald die Insekten in bekannte Nahrungsmittel eingearbeitet sind, werden auch bei den Deutschen die Hemmungen schwinden. Dann sind Nuss-Heuschrecken-Snacks oder in Butter gebratene Larven vielleicht bald schon eine ganz normale Delikatesse bei uns.

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2 Milliarden Menschen essen regelmäßig Insekten

Aktuell lehnt mehr als die Hälfte der Deutschen solche Produkte noch strikt ab. Allerdings hat jeder siebte laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bereits Insekten zumindest einmal in seinem Leben probiert. Weltweit stehen Insekten bei rund zwei Milliarden Menschen ganz regulär auf dem Speiseplan.

Warum finden wir Europäer Insekten also so eklig? Von klein auf wird uns antrainiert, dass Spinnen, Würmer und Käfer Ungeziefer sind und nichts in einer guten deutschen Küche zu suchen haben. Diese kulturelle Schranke müssen wir erst einmal überwinden.

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Dabei sprechen sehr viele Vorteile für den Verzehr von Insekten: Sie sind eiweiß- und vitaminreich, enthalten viele Mineralien, und sind darüber hinaus viel ökologischer in der Aufzucht als Rinder und Schweine. Die Produktion eines Kilos Rindfleisch benötigt 22.000 Liter Wasser. Gleichzeitig entstehen Unmengen an schädlichen Treibhausgasen. Für ein Kilo Grillenfleisch fällt im Vergleich nur ein Bruchteil an Nahrung, Wasser und CO2 an.

Insekten brauchen außerdem sehr viel weniger Platz und haben keine Probleme damit, sich den Raum mit zahlreichen Artgenossen zu teilen. Eine dunkle, warme Umgebung genügt ihnen vollkommen. Durch Gefriertrocknen werden die Insekten anschließend getötet. Eine Methode, die im Gegensatz zur Schlachtung als wesentlich humaner gilt.

Im März nahm eine deutsche Supermarktkette versuchsweise Mehlwurm-Pasta in ihr Sortiment auf – und das mit Erfolg: Im Verlauf der dreimonatigen Testphase stieg die Nachfrage so stark, dass sogar die Produktion erhöht werden musste.

Wann und wie schnell sich Insekten in unseren Supermarktregalen etablieren, ist derzeit noch nicht abzusehen. Aber es werden zukünftig sicher einige Start-Ups ihr Glück mit Mehlwurm-Burgern und Schoko überzogenen Grillen versuchen.

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Moritz Klenk

Moritz hat schon immer gerne und viel geschrieben. Also wurde er Journalist. Mittlerweile ist er selbständig und schreibt am liebsten über Musik, IT, Trends und Gesellschaft.