Ob als Brotaufstrich, Guacamole, im Salat oder auch ohne alles – Avocado ist aus der deutschen Küche nicht mehr wegzudenken. Mit fast ausschließlich gesunden Fettsäuren und einem hohen Anteil an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, gehört die grüne Beere zur Kategorie Superfood.
Die Steinfrucht hat den deutschen Food-Market revolutioniert, doch betrachtet man an die Ökobilanz des grünen Golds wird schnell klar: mangelhaft. Am Beispiel Chiles wird dies im Video am Ende des Artikels deutlich.
Der neue Trend
Mit kaum Kohlenhydraten ist sie der perfekte Bestandteil einer low-carb Diät. Sie hilft beim Stressabbau und Muskelaufbau, und auch die vielen Kalorien tun dem Ruf des Superfoods keinen Abbruch.
Die Avocado gehört schon lange zur gängigen Küche in Mittelamerika. Früher ein arme Leute Essen in Chile oder Mexiko, wird sie heute das grüne Gold genannt. Seit den 1990er Jahren hat sich die Steinfrucht in Europa immer mehr zum Verkaufsschlager entwickelt.
Heutzutage werden allein in Deutschland doppelt so viele Avocados importiert wie vor sechs Jahren (Quelle: Statista, 2017). Und die Nachfrage steigt – jährlich um 30%.
Auch bei den Nachbarn ist die Avocado längst nicht mehr unbekannt. So eröffnete vor einiger Zeit „The Avocado Show“ in Amsterdam, das weltweit erste Avocado-Restaurant. Um hier einen Platz zu kriegen, muss auch der frühe Vogel Glück haben.
Betrachten wir Frucht als solche, ist sie der Renner schlechthin. Schauen wir jedoch über den Tellerrand hinaus, wird schnell klar: die Avocado ist Fluch und Segen zugleich: Segen für den Hersteller und Verbraucher, Fluch für die Umwelt.
Der Teufelskreis Avocado
Nehmen wir das Beispiel Chile. Vor dem Avocado-Boom gab es genug Wasser für alle, nun nicht mehr. Die Avocado ist durstig. Ein Kilo Avocado verschlingt ca. 1.000 Liter Wasser, was achtmal so viel ist wie bei einem Kilo Kartoffeln! Und dieses Wasser fehlt nun den Menschen.
Doch was heißt dies konkret? Ganz klar: Chilenen leben ohne Wasser, damit wir Avocados essen können. Seen trocknen aus, Verdunstung findet nicht mehr statt, es gibt kaum noch Wolken – der Wasserkreislauf wird gestört. Und dies ist nicht mehr rückgängig machbar.
„Ein Baby besteht zu 90% aus Wasser, Erwachsene zu zwei Drittel. Vom Wasser hängen die wichtigsten Funktionen des Körpers ab. Ein Mensch stirbt nach sieben Tagen ohne Wasser!“, so ein chilenischer Agrarwissenschaftler (siehe Video).
Für die steigende Nachfrage wird mehr Platz zum Anbauen dieser Früchte benötigt. Um riesige Avocado-Felder zu erhalten, werden – oft illegal – ganze Wälder gerodet. Für viele Tierarten ist dies Lebensraum und bedeutet somit den Tod. Doch nicht nur das. Um so viel Profit wie möglich aus den Früchten herauszuholen, werden sie umhüllt mit Pestiziden. Ein Giftcocktail, der den Anbau schädlingsfrei machen soll.
Ob vorgereifte oder reife Avocado, verwöhnt wie wir sind, brauchen wir diese Auswahl. Bei 10.000 km Anreise ist das gar nicht so leicht zu gewährleisten. Nach der Ernte reifen unreife Avocados in riesigen Temperaturkammern. In Kühlcontainern werden diese dann aus Mittelamerika nach Europa verschifft. Und dafür ist wiederum ein enormer Energieaufwand nötig.
Tipps für den Verbraucher
Wie du unschwer erkennst, sind Avocados nicht so prickelnd wie wir zu glauben dachten. Sich allerdings von etwas Geliebten trennen zu müssen, ist gerade für das Gewohnheitstier Mensch sehr schwierig. Und deshalb gibt es trotz katastrophaler Ökobilanz der Avocado ein paar Tipps, wie wir nicht gänzlich auf ihre Vorteile verzichten müssen:
- Auf regionale Lebensmittel zurückgreifen oder auf kurze Transportwege achten. Hierfür eignen sich Avocados aus Spanien und Israel.
- Avocados selbst züchten.
- Auf EU-Bio-Siegel Kennzeichnung achten.