Bald mehr Plastik als Fische: Putzaktion im Pazifik

Hast du gewusst, dass die Anzahl Plastikstücke im Meer auf 1.8 Billionen geschätzt wird? Kein Wunder, dass die Wissenschaftler schwarz sehen! Bis 2050 soll im Pazifik mehr Plastik als Fische schwimmen.

Deshalb hat eine niederländische Firma entschieden, dass am 8. September der Tag aller Tage ist: Der Pazifik soll mal so richtig geschrubbt werden! Kling alles super, trotzdem stellen sich die Experten auf die Hinterbeine und es hagelt Kritik von allen Seiten.

Die pazifische Müllhalde

Im Nordpazifik geht’s wild zu und her, denn es tobt ein Wirbelsturm voller Müll. Du denkst, hier handelt es sich nur um ein paar alte Plastikflaschen? Nicht ganz. Das Meeresgebiet wird nicht umsonst „Great Pacific Garbage Patch“ (große pazifische Müllhalde) genannt. Sie ist sage und schreibe drei Mal so groß wie Spanien! Woher der ganze Drecke kommt?

Wir produzieren jährlich mehr als 320 Millionen Tonnen Kunststoff und das nicht ohne Folgen. Der Müll tötet Meereslebewesen und zerstört ganze Ökosysteme. Du hast damit nichts am Hut? Denkste! Die Fische nehmen die Chemikalien auf und gelangen so direkt in dein Essen. Es ist also höchste Zeit, etwas dagegen zu tun.

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Putzen, was das Zeug hält

The Ocean Cleanup, eine 2013 gegründete gemeinnützige Organisation, will das Problem jetzt angehen. Der Firmengründer Boyan Slat hat große Erwartungen und verkündet, dass er glaubt, bis in fünf Jahren 50 % der Müllhalde aufräumen zu können. Wie er das anstellen will? Mit 60 schwimmenden Geräten, sogenannte Cleanup-Arrays, die das Wasser reinigen. Sie werden langsam durch das Wasser gleiten, sodass der Kunststoff, der schneller unterwegs ist als sie selbst, in die Arrays läuft. Der Plastik wird damit effizient eingefangen und die Boote können ihn alle paar Monate sammeln und zum Recycling an Land bringen.

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Hilfe oder Zerstörung?

Eine Reihe von Experten haben da ihre Zweifel und sind überzeugt, dass die Ziele von Ocean Cleanup viel zu hoch gesteckt sind.
„Die Behauptung, dass sie die Ozeane bis 2040 oder wann auch immer reinigen werden, ist unaufrichtig und irreführend. Sie werden bestenfalls einen sehr kleinen Prozentsatz dessen, was auf der Oberfläche gefunden werden kann, reinigen“, so Eben Schwartz, der Manager des Marine Debris Programm der California Coastal Commission.

Die Idee könnte sogar mehr Schaden anrichten als Nutzen. Wie die Experten darauf kommen? Die schwimmenden Kreaturen reinigen zwar das Wasser, dabei können aber auch Meeresbewohner umkommen.

Werden die Arrays zudem von Stürmen zerstört, so gibt es schlussendlich mehr Schrott im Meer als zuvor. Kunststoffexperten haben Angst, dass The Ocean Cleanup mit seiner Mission mehr Probleme macht, als dass sie den Tieren und der Unterwasserwelt wirklich helfen. The Ocean Cleanup steht zu ihrem Vorhaben und gibt ehrlich zu: „Wie bei jeder neuen Technologie ist der Erfolg nicht garantiert, aber genau deshalb testen, testen und testen wir erneut bis auch die letzten Risiken und Unsicherheiten minimiert sind.“

Das Problem an der Wurzel packen

Die Experten kritisieren aber nicht nur, sie bringen auch eigene Lösungen. Meist wollen sie den Kunststoff stoppen, bevor er überhaupt seinen Weg ins Meer findet. Das sei viel sinnvoller. Wie das gehen soll? Eine Idee ist, die Arrays an der Küste zu platzieren, sodass der größte Teil des Plastiks direkt abgefangen wird. Rick Stafford, Professor für Meeresbiologie und Naturschutz, will noch früher ansetzen: Lokale Regierungen sollen Anreize für eine ordnungsgemäße Entsorgung von Plastik schaffen. Du weißt vielleicht schon, wo das hinführen wird: das Todesurteil für Plastik.

Das wäre ein echt krasser Wandel für unsere Gesellschaft. Überleg mal, wie oft du jeden Tag mit Plastik in Kontakt kommst. Aber verzweifle nicht gleich, denn: Jeder fängt mal klein an. Einmal mehr NEIN sagen zu einer sinnlosen Plastiktüte und schon sind wir unserem Ziel ein kleines Stückchen näher gekommen.

Larissa Werren

Larissa ist Yoga-, Meditations- und Pilateslehrerin und jettet als freischaffende Texterin rund um die Welt. Sesshaftigkeit? Kennt sie nicht. Am liebsten schreibt Larissa über Umwelt, Ernährung und natürlich: Reisen!