Aquaponik – der Hybrid der Lebensmittelproduktion

Das Jahr 2019 hat nicht einmal den Hochsommer erreicht und bereits jetzt wird in den Medien von einem weiteren „Rekord-Sommer“ gesprochen.

Im Zuge des Klimawandels scheinen die Sommer immer heißer zu werden. Vielerorts sinkt bereits der Grundwasserspiegel.
Grundwasser, das vor allem für die Landwirtschaft von großer Bedeutung ist. Denn in der herkömmlichen Lebensmittelproduktion ist Wasser ein inflationär gehandeltes Gut.

Für ein Kilo Rindfleisch benötigt es zum Beispiel 15.000 Liter Wasser. Bis zur Schlachtung lebt ein Rind durchschnittlich 3 Jahre. Während des Wachstums frisst es jede Menge Getreide, Soja, Heu und genau wie wir, brauchen diese Pflanzen Wasser zum Überleben.

In diesem Artikel stellen wir eine spannende Alternative vor. Ganz unten wartet auch noch ein Video auf dich.

Fisch als Alternative zu Fleisch?

Auf der Suche nach umweltfreundlichen Alternativen zu Fleisch stoßen die Omnivoren unter uns vermutlich als erstes auf Fisch. Die sind ja sowieso schon im Wasser, so schlimm wird der Konsum doch nicht sein, oder?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Hochseefische wie Thunfisch und Heilbutt zählen nicht nur zu den bedrohten Arten, sie reichern auch ihr Leben lang giftige Schwermetalle im Körper an. Schwangeren und Kindern wird vom Verzehr sogar abgeraten.

Süßwasserfische wie Forellen und Karpfen werden bevorzugt in Aquakulturen aufgezogen. Aus diesen Zuchtanlagen gelangen neben abgelagerten Futterresten und Kot auch bedenkliche Mengen Antibiotika in den Lebensraum der freilebenden Fischbestände. Dort schädigen sie die oft empfindlichen Ökosysteme.

Egal wie man es macht, man macht es falsch, so scheint es. Doch nicht verzweifeln, es gibt eine Lösung des Problems!
Eine Lösung, die einerseits den Wasserverbrauch im Gemüseanbau drastisch reduziert und gleichzeitig das verschmutzte Wasser der Fischproduktion reinigt.

Aquaponik eine Win-Win Lösung

Während die Erdbevölkerung steigt und unsere Ressourcen knapper werden, sind wir auf Innovationen in der Lebensmittelprodukt angewiesen. Eine solche Innovation ist die Kombination von Aquakultur und Hydroponik. Letzteres zeichnet sich dadurch aus, dass die Pflanzen nicht wie üblich in Erde wachsen. Sie befinden sich dauerhaft in mit Nährstoffen angereichertem Wasser.

Eine Aquaponikanlage, ist ein geschlossener Kreislauf, von dem beide Komponenten profitieren.

Die Fische leben in Bottichen oder Tanks in einer artgerechten Größe. Das Wasser aus diesen Behältern dient den Pflanzen als Medium in dem sie wachsen.

Die Exkremente der Fische sind hierbei nichts anderes als biologischer Dünger für die Pflanzen.

In herkömmlicher Fischzucht, stellen diese Mengen an Exkrementen ein Problem dar, denn sie verschmutzen die Gewässer. Es entsteht Ammoniak, das toxisch wirkt.

Bakterien – Freund und Helfer

Pflanzen brauchen für ihr Wachstum große Mengen des Nährstoffes Stickstoff. Am besten nehmen sie dies in Form von Nitrat auf.
Damit aus den Fischexkrementen ein wertvoller Dünger wird, bedarf es der Hilfe von bestimmten Bakterien. Sie wandeln das giftige Ammoniak in Nitrat um. Nun kann es von den Pflanzen ohne Probleme verwertet werden.

Das nährstoffreiche Wasser wird dann zu den Wurzeln der Pflanzen geleitet. Diese entziehen dem Wasser die Nährstoffe und „filtern“ es so. Das gereinigte Wasser kann dem Kreislauf wieder zugeführt werden, denn es ist für die Fische nicht mehr toxisch.

Wasserverschwendung war Gestern

Aquaponik-Systeme leiten im Normalfall kein Wasser ab oder tauschen es aus. Es wird stets recycelt und wiederverwendet. So werden in der Regel nur 2% des Wassers verbraucht, das ein konventioneller Betrieb benötigen würde. 

Gleichzeitig gelangt kein giftiges Ammoniak in natürliche Gewässer.

Keine Erde, kein Problem?

Pflanzen die ganz ohne Erde auskommen, das klingt erst einmal seltsam.
Genauer betrachtet bringt Wasser als einzige Nährstoffquelle aber einige Vorteile.

Es müssen zum Beispiel keine Unkräuter vernichtet werden. Schädlinge, die im Bodenleben sind ebenfalls kein Problem. Es kann also auf Herbizide und eine Vielzahl von Insektiziden verzichtet werden.

Außerdem kann zu jedem Zeitpunkt genau die richtige Menge an Nährstoffen zugeführt werden. So kommt es nicht zu einer Überdüngung und der Verschwendung von Ressourcen.

Ein System mit Potential

Rechnen wir damit, dass unsere Sommer immer heißer werden und Wasserknappheit ein reales Problem wird, scheint Aquaponik ein gelungenes Konzept für die Zukunft zu sein.

Süßwasserfisch stellt eine gesunde Alternative zum „Klimakiller“ Fleisch dar und Gemüse und Kräuter müssen während einer Trockenperiode nicht mit Grundwasser bewässert werden.

Auch für Regionen in denen das Wasser bereits jetzt knapp ist, könnte das Aquaponiksystem die Nahrungsgrundlage für viele tausende Menschen sichern.