Sie sind noch da: Überreste von Nukleartests schlummern in der Tiefe

Jeder gute Horrorfilm würde es folgendermaßen ankündigen: Etwas hat überlebt! Dabei ist die Wortwahl gar nicht so falsch und fördert bei vielen wissenschaftlichen Forschungen Unglaubliches ans Tageslicht.

Besonders in den Tiefen des Marianengrabens verbergen sich Überraschungen, deren Ursprung auf einige Jahrzehnte zurückdatiert werden kann. Was dort noch alles gefunden werden kann, zeigt das Video am Ende des Beitrages.

Radioaktive Grüße aus den 50ern

Allerdings birgt nicht alles, was auf dem Grund des knapp 11.000 Meter tiefen Marianengrabens liegt, Grund zur Freude. Forscher fanden auf einer Mission Kohlenstoff, der noch radioaktive Partikel beinhaltete. Die Untersuchungen ergaben, dass die Überreste von den Nukleartests aus den 50er Jahren stammen.

Die Auswirkungen der massiven Tests gelangten durch natürliche Übertragungswege direkt ins Wasser. Eine Tatsache, die logisch erscheint. Aber wie konnten die Partikel den Weg bis in den Marianengraben schaffen? Die Antwort liegt in der Nahrungskette der Meeresbewohner. In den verschiedenen Schichten der Meere leben unterschiedliche Arten von Fischen, die als Jäger und Beute eingestuft werden. Ist eine Spezies noch als Jäger in seiner Region unterwegs, gilt er bereits als Beute, je tiefer er in die Tiefssezonen des Meeres hinabsteigt. So gelangen die Partikel durch Nahrungsaufnahmen und Ausscheidungen Meter für Meter Richtung Meeresboden.

Nukleartests erhalten das Leben

Kurios erscheint dabei, dass die negativen Strahlungen das Leben in der Tiefe offensichtlich am Leben erhalten. Wo sonst kein Tageslicht, Sonnenstrahlen oder Zirkulation hingelangt, sollte eigentlich kein Leben herrschen. Wer sein hauseigenes Aquarium einmal versehentlich abgedunkelt hat und die Reinigung des Wassers einstellt, wird den unangenehmen Effekt kennen.

Die Auswirkungen der strahlenverseuchten Kohlenstoffpartikel sind angeblich einer der Gründe, warum die amphibienähnlichen Tiere deutlich länger überleben als ihre Artgenossen, die sich nahe der Oberfläche aufhalten. Stellt sich die Frage, sind die Reste der nuklearen Bombentests somit eine gute Sache?

Lieber ohne

Für diese Frage braucht es keinen Uniabschluss: Natürlich nicht! Denn was auf dem Weg nach unten ist, finden seinen Weg auch über die Jahre wieder nach oben. Die Beeinflussung des ökologischen Systems auf unsere Umwelt an Land wird auch per Langzeiteffekt von den Vorgängen in 11.000 Meter Tiefe beeinflusst. Weil die Auswirkungen aktuell nicht spürbar sind, heißt es nicht, dass sie noch nicht im Gange sind.

Als praktisches und erschreckendes Beispiel sollten die langzeitlichen Bedrohungen durch die Plastikindustrie als Beispiel genommen werden. Unberührt von Temperaturen und natürlicher Einwirkung überdauern die Kunststoffteile Jahrzehnte. Ein Abbau? Unmöglich. Da ist es schon fast verständlich, dass radioaktives Material diese Lebensspanne um weitere Jahrzehnte toppt. Bleibt zu hoffen, dass sich der Weg an die Oberfläche jedoch noch um einige Jahrtausende zieht.

Constantin Jacob

Wenn der Wahl-Hamburger seine Zeit nicht gerade berufsbedingt mit Filmsichten verbringt und über Marketingaktivitäten kommender Kinostarts grübelt, widmet er sich er als Freiberufler dem Texten und Schreiben.