Auf Comic Cons laufen Leute in Kostümen rum und lassen sich ihre Comics signieren, oder? Ein Wochenende für Nerds und Filmfreaks.
So mag es vielleicht mal gewesen sein, doch längst sind Comic Conventions im Mainstream angekommen. In den USA sind die Besucherzahlen bereits durch die Decke gegangen und die Weltstars geben sich die Klinke in die Hand. Wie sieht es in Deutschland aus?
Comic Conventions in den USA
Die ersten Comic Cons wurden in den USA bereits in den 1960er Jahren veranstaltet. Neben kleinen und regionalen Treffen, fand 1964 die erste offizielle Veranstaltung statt. Die New York Comicon (Schreibweise übernommen) hatte damals circa 100 Besucher.
Von da an gab es diese Convention jährlich und mit der Zeit kamen andere Standorte hinzu. Die heute größte Comic Con, die San Diego International, fand erstmals 1970 statt. Offizielle Teilnehmerzahl: 145.
Die ursprünglich familiäre Umgebung, mit ein paar Comic Buch Zeichnern und ein paar ihrer Fans, ist heute kaum noch denkbar. Zwar gibt es noch Conventions, die sich nur auf Comic Bücher spezialisieren, doch viel häufiger kommen Comics, Filme, Serien und weitere Popkultur zusammen, um ein breites Publikum zu erreichen.
Erhalten geblieben sind die Cosplayer. Dabei verkleiden sich Fans wie Charaktere aus Comics, Serien oder Filmen. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Häufig werden die besten Kostüme in Wettbewerben ausgezeichnet.
San Diego Comic-Con International
Das Monster-Event in San Diego ist das Ziel für alle, die jemals eine Comic Con besucht haben. Kein Wunder also, dass viele Tickets häufig binnen Minuten ausverkauft sind. In den vergangenen Jahren kamen konstant über 130.000 Menschen in das San Diego Convention Center.
Natürlich geht es also um viel Geld und viel Aufmerksamkeit. Für die Fans ist es eine Möglichkeit, ihre Idole hautnah zu erleben und für Studios und Produzenten ist es die ideale Chance, um ihre Projekte vorzustellen.
Daher sind Mitglieder der Film- und Serienindustrie genau wie Fans jedes Jahr gespannt, wer eine große Ankündigung macht. Besonders berühmt sind die Marvel-Panels. Dort wurde 2019 die nächste Phase des riesigen Marvel Cinematic Universe angekündigt.
Da bereits tausende Menschen vor Ort sind und sofort darüber bei Twitter und Instagram sprechen, entsteht so ein enormer Werbeeffekt. Die schnelle Verbreitung über das Internet macht es möglich, dass auch nicht Anwesende sofort auf den Zug aufspringen.
Comic Conventions in Deutschland
Mit den Zahlen aus den USA kann Deutschland noch nicht mithalten. Doch der Trend ist in Europa und besonders auch in Deutschland angekommen. In Deutschland sind die größten Conventions die Comic Con Germany in Stuttgart und die German Comic Cons in Dortmund, Berlin, Frankfurt und München. Wer jetzt etwas verwirrt ist: Comic Con Germany und German Comic Con sind verschiedene Veranstaltungen.
Außerdem gibt es noch kleinere oder spezifischere Conventions wie:
- Manga Comic Con auf der Leipziger Buchmesse
- MagicCon
- WalkerStalker Germany
- Elbenwald Festival
- CCXP Cologne
- uvm.
Besucherzahlen in Deutschland
Die Comic Con Germany in Stuttgart besuchten 2019 über 35.000 Fans. Bei der allerersten Comic Con Germany waren es noch über 50.000. Ein Grund für die Abnahme könnte die Konkurrenz durch die German Comic Con sein.
Genaue Zahlen zu anderen Conventions sind schwer zu finden, doch auch in München, Dortmund und Berlin sind zwischen 20.000 und 40.000 Fans unterwegs. Es gibt also mehr Angebote und die deutschen Serien-, Comic- und Filmfanatiker scheinen sie anzunehmen.
Comic Cons in Deutschland – Wer sind die Gäste?
Zweifelsfrei das größte Hindernis, das dafür sorgt, dass deutsche und amerikanische Comic Cons noch nicht vergleichbar sind, ist der lange Anreiseweg. Denn wie groß der Hype um eine Convention wird, hängt auch davon ab, wie groß die Namen der Stars sind, die vorbeikommen.
Und da ist es manchmal gar nicht so leicht, sie über den Teich zu locken. In der Vergangenheit gab es immer wieder zahlreiche Absagen, was zu Frustration bei den Teilnehmern und sicherlich auch Veranstaltern führte.
Doch schaut man heute auf die Gästeliste, dann sieht man, dass auch hierzulande mehr Topstars vorbeischauen. 2018 waren in Dortmund Chuck Norris, Lena Headey (Game of Thrones) und Tara Reid (American Pie, Sharknado) dabei. Das sind schon Namen, die echte Fans dazu bringen, über 30 Euro Eintritt zu bezahlen – Autogramme und Fotos kosten extra.
Aktuell sind Comic Cons wieder im Gespräch, weil Kayley Cuoco – ihres Zeichens Penny aus The Big Bang Theory – im Frühjahr 2020 ins Ruhrgebiet kommt, um an der German Comic Con Dortmund Spring teilzunehmen.
Comic Con für alle
Natürlich muss man trotzdem ein kleiner Nerd sein, um sich über Gäste, Kostüme oder Comics zu freuen. Aber das alte Bild einer Comic-Veranstaltung, bei der ein paar Jungs um einen Tisch herumstehen und vorsichtig ihre Erstausgaben betrachten, gehört der Geschichte an.
Produzenten und Marketingabteilungen haben erkannt, welche Möglichkeiten Conventions bieten, um ihre Filme und Serien zu bewerben. Es würde daher nicht verwundern, wenn auch deutsche Comic Cons in Zukunft wachsen werden – sofern es ihnen denn gelingt, jedes Jahr neue große Namen heranzuziehen. Denn während nicht jeder weiß, wer Ron Perlam auf der GCC Berlin ist, kennt so gut wie jeder Penny aus TBBT. Hier beginnt die Comic Con für alle, denn plötzlich muss man kein Nerd mehr sein, um sich für die Comic Con zu begeistern.