Piero Masztalerz: Eine Kugel Scheiße bitte

Piero Masztalerz ist Cartoonist aus Hamburg. Er ist einer von denen, die ihr vielleicht noch nicht vom Namen her kennt, aber dessen Comics ihr vermutlich schon einmal gesehen habt. Auf seiner Facebook-Seite Piero Masztalerz Cartoons veröffentlicht er regelmäßig sein Material.

Was ihn ausmacht: Ein besonderer Zeichenstil und Humor, der nicht unbedingt für die ältere Generation geeignet ist. Wir haben ihm für euch die essentiellen Fragen über den Sinn des Lebens gestellt.

MOAM: Hallo Piero. Schnell eine Frage vorweg: Ich kann auch nicht zeichnen und habe einen bescheuerten Humor – reicht das um „Karriere“ in dem Bereich zu machen?

Piero: Was heißt da „auch“?

MOAM: OK, OK. Du kannst das sicherlich besser als ich…

Piero: Die Anführungszeichen bei Karriere passen ganz gut. Karriere als Cartoonist in ein Oxymoron.

MOAM: Bist du deshalb auch zusätzlich mit deinem Bühnenprogramm auf Tour? Gefühlt machen das momentan alle bekannten Comic-Zeichner.

Piero: Ich kenne nicht viele Cartoonisten, die Live-Shows machen. Lesungen machen einige, aber auch nicht so viele. Vielleicht zehn. Deshalb wissen die Leute nicht, was sie erwartet und kommen nicht. Außer bei Ralph (Ruthe) – der hat eine große Community, aber seine Show ist auch ganz anders als meine. Ich zeichne seit ich denken kann. Professionell vielleicht seit zehn Jahren. Cartoon-Comedy mache ich seit drei Jahren.

MOAM: Dann kläre uns doch einmal auf: Was erwartet uns denn bei deiner Show mit Ukulele?

Piero: Vor knapp 13 Milliarden Jahren…

MOAM: OK, die Kurzfassung reicht.

Piero: Meine Live-Cartoon Show besteht logischerweise aus Cartoons, Comics – auch mit Publikum – Musik und Stand-Up. Und mein USP, wenn du so willst, sind Gespräche mit meinen Figuren.

MOAM: Verstehe. Wobei, eigentlich noch nicht richtig. Gibt es dazu einen passenden Clip, der mehr als Tausend Worte sagt?

Piero: Ja, hier:

MOAM: Prima. Das Video bietet ja ganz gute Einblicke. Das ist wirklich nicht alltäglich. Wie ist das Feedback?

Piero: Die Veranstalter sind alle begeistert, wenn ich das mal so uneitel sagen darf. Jetzt muss nur noch das Publikum überzeugt werden. Es kommen halt viele 60+ Zuschauer und erwarten nettes Kabarett. Der Untertitel meiner alten Comicseite war aber „Schön pervers & erfrischend brutal“ und so ist auch die Show. Also eher was für ein jüngeres Publikum.

MOAM: Die armen Senioren bekommen bestimmt einen Kulturschock!

Piero: Ja. Brustkrebs, häusliche Gewalt und „Fotze“ in einem Comic überfordert das ältere Publikum.

MOAM: Manche kennen dann ja alle drei Themen!

Piero: Vermutlich.

MOAM: Auf welche Zeichnung bist du besonders stolz oder worüber kannst du heute noch immer noch lachen?

Piero: Na ja, Stolz ist so eine Sache. Aber mein erstes Heft, welches ich im Selbstverlag herausgebracht habe, hat schon ein ganz gutes Cover in Kombination mit dem Titel. Finde ich heute noch witzig, vor allem die Tatsache, dass ich mich wunderte, dass Buchhandlungen das Heft nicht ausstellen wollten.

Ansonsten ist „die Kugel Scheiße“ glaube ich ganz bekannt.

MOAM: Stimmt. Die Kugel Scheiße kannte ich auch schon. Wie ist das mit deinen beiden Kindern? Was würdest du sagen, wenn sie später dasselbe machen wollen wie du?

Piero: Es gibt Kollegen, die können vom reinen Cartoonzeichnen leben. Aber das sind vielleicht fünf Prozent. Aber niemand denkt sich: Wie werde ich am besten Millionär? Ach ja, durch Cartoonzeichnen. Man macht es, weil es Spaß macht und befreit. Und was sollte ich mit Blick auf meine Kinder dagegen haben?

MOAM: Also mehr Berufung! Schadet das Internet eigentlich der Branche, weil ich jeden Comic kostenlos sehen kann und nicht mehr Bücher kaufen muss? Oder gleicht sich das aus, weil du online viel mehr Leute erreichst?

Piero: Es gibt Kollegen, die posten wenig. Ich poste alles. Wenn dich keiner kennt, hilft es dir nicht, auch wenn du noch so witzig bist.

MOAM: Also ein Grund mehr den „Kleinen“ zu folgen und nicht nur Ruthe & Co.

Piero: Ja, als frischer Einzelkünstler ist es besser seine eigene Fanbase aufzubauen und sich unabhängig zu machen. Außerdem zeichne ich ja auch, um auf bestimmte Themen aufmerksam zu machen und wenn ich immer solange warte, bis mein Buch draußen ist…

MAOM: Das stimmt. Dabei wünschen wir dir weiterhin viel Glück, den passenden Humor und vielleicht können wir dazu beitragen, dass du bald ein paar mehr Fans auf Facebook hast!

Ihr findet Piero Masztalerz auf Facebook und auf schoenescheisse.de – dort erklärt er in einem Video, wie er auf seine Ideen kommt.

Michael Berkholz

Der Chefredakteur. Wenn er nicht gerade PC/PS4 zockt, surft Michael online, handelt mit Optionen, baut Webseiten oder geht mit seinem Jack Russell auf Erkundungstour.