Ein ganz normaler Freitagabend in einem Fitnessstudio. Ich bin erschöpft von der Arbeit und hatte einen anstrengenden Arbeitstag, dennoch konnte ich mich noch zum Fitnesstraining motivieren. Ich möchte bei meinen Übungen in Ruhe trainieren können. Freitagabende sind dazu eigentlich bestens geeignet, denn viele gehen am Wochenende bereits früher zum Sport. Ich mag es, wenn es nicht voll ist. Gerade bei Fitnessketten wie meiner, nennen wir sie FatX, ist es teilweise anstrengend, mit dem hohen Testosteronspiegel mancher Trainierenden umzugehen. Nicht umsonst wird der Freihantelbereich von einer Freundin als „Löwenhöhle” bezeichnet.
Man muss schon viel Verständnis aufbringen, um manches Verhalten zu verstehen. Spätestens, wenn man das Verhalten aber hinterfragt, entsteht eine starke Abneigung. Auch an diesem Abend ist es wieder so weit, dass einer der Trainierenden einen seiner Trainingssätze beendet und die Gewichte aus mehr als einem Meter Höhe auf den Boden fallen lässt, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist mein Verständnis für solch ein Verhalten relativ gering. Genau diese Kandidaten beschweren sich später über die hohe Anzahl von defekten Geräten. Ich bin einfach nicht dazu bereit, die Hälfte meiner Trainingszeit mit Warten zu verbringen, weil irgendeiner dieser „Pumper”wieder das Trainingsgerät mit seinem Handtuch reserviert. Ich bin mittlerweile relativ gnadenlos geworden und lege diese dann einfach zur Seite. Probiert diese Aktion aus und achtet darauf, wie unterschiedlich die Reaktionen ausfallen und im schlimmsten Falle – rennt!
Das Klientel lässt sich an einem Freitag in zwei Gruppen unterteilen. Menschen wie ich, die einfach in Ruhe trainieren wollen und dabei möglichst wenig Wartezeit und Stress haben wollen und die sogenannten „Discopumper”. Sie trainieren, um „gut” auszusehen, um später am Abend aufgepumpt in den Club gehen zu können. Als ich vor vielen Jahren angefangen habe ins Fitnessstudio zu gehen, habe ich mich immer gefragt, wie diese Menschen es schaffen, in solch einem kurzen Zeitraum eine solch große „Muskelmasse” aufzubauen. Man beachte nur die Beinmuskulatur und man weiß, die Zeit wird nur für Bizeps- und Brusttraining eingesetzt. Discopumper haben so ihre kleinen „Tricks“.
Jeder hat seine Gründe, trainieren zu gehen und diese können kaum unterschiedlicher ausfallen.
Ich halte es kurz: Discopumper gehen trainieren, weil sie einfach nur „gut“ aussehen möchten, dabei wird der wesentliche Grund, Sport zu treiben, zur Nebensache! Gut aussehen geht über Gesundheit und Fitness. Wichtige Grundregeln werden dabei komplett außer Acht gelassen, denn Fitnesstraining besteht nicht nur aus dem Trainieren von zwei Muskelgruppen. Es ist wichtig, den ganzen Körper gleichmäßig intensiv zu trainieren. Spätestens nach einem halben Jahr wird das Muskelwachstum bei einem einseitigen Training stagnieren. Man beachte, dass Muskeln nur in einem gewissen Maße Unproportional zueinander wachsen.
Sich für das Fitnesstraining Zeit zu lassen, ist eine wichtige Komponente, die es zu beachten gilt, denn die Muskeln brauchen diese nicht nur zur Regeneration, sondern auch Gelenke, Sehnen usw. müssen sich bei neuen Gewichten oder neuen Sportübungen im Fitnessbereich an die neue Belastung gewöhnen. Schnelle Erfolge gibt es nicht! Fitness bedeutet Arbeit, Geduld und Motivation.
Genau daran fehlt es den Discopumpern.
Es gibt natürlich immer Möglichkeiten, diese Vorgänge zu beschleunigen, dass es sich hierbei aber nicht um eine gesunde Maßnahme handeln kann, steht es außer Frage. Der zu schnelle Aufbau von Muskeln zieht meistens Verletzungen nach sich, welche das eigentliche Ziel in keinster Weise fördern. Discopumper beschleunigen ihren Muskelaufbau meist mit diversen Mitteln der Fitnessindustrie, dazu zählen Kreatin, Proteinshakes, BCAA’s und in den extremen Fällen auch Anabolika. Es mangelt den Discopumpern an Disziplin und wahrscheinlich müssen sie auch ihre Komplexe kompensieren, indem sie sich durch ihre Muskeln anderen Mitmenschen überlegen fühlen. Ich persönlich sehe das nicht nur als unsportlich an, sondern auch als Negativbeispiel für alle anderen „Fitnessfreaks”, die sich ihre Muskeln durch viel Arbeit und Disziplin erarbeitet haben.
Besonders auffällig ist das Verhalten der Discopumper im Studio. Sie stehen meist nur vor dem Spiegel, betrachten ihre vor drei Monaten noch nicht sichtbar gewesene Muskelmasse und führen sich bei den Bizepscurls auf wie Affen auf Koks. Squads haben sie in ihrem Leben noch nie gemacht, mal ganz zu schweigen von Deadlifts, aber dafür kennen sie sich bestens beim Bankdrücken aus – die Paradedisziplin eines Discopumpers.
Das Wegräumen der Gewichte ist für den Discopumper dabei die schwierigste Aufgabe. Nach 10 Sätzen Bankdrücken hat er halt keine Kraft mehr zum Aufräumen. Wenn du mit ihm über Fitness redest, ist meist die erste Frage: Wie viel drückst du denn. Dabei frage ich mich immer: Kann er außer Bankdrücken eine andere Übung sauber ausführen?
(Falls ein Discopumper unter euch ist, wobei ich nicht daran glaube, dass sie überhaupt so weit lesen würden, „There are no shortcuts – everything is reps, reps, reps”, das hat übrigens Arnold Schwarzenegger gesagt.)
Der Fitnesstrend hat nicht nur positive Erfolge zu verzeichnen, ein Negativbeispiel ist definitiv der Discopumper! Aber auch sie müssen akzeptiert werden. Früher oder später werden sie jedoch verstehen, was es bedeutet, zu trainieren. Und falls sie mal wieder im Rudel unterwegs waren, auffallend durch Fehlverhalten, dann denkt daran, dass nicht jeder eine Erziehung genossen hat,dem der nötige Respekt und Benehmen gelehrt wurde.