Mehr Muskeln, mehr Erfolg bei Frauen – Eine Ungleichung

Was treibt Männer am meisten an, wenn es darum geht ihren Körper mit ansehnlicher Muskelmasse zu definieren? Sportlicher Ehrgeiz, Selbstbestätigung oder purer Spaß? Fast. Es ist die Hoffnung auf mehr Chancen bei den Frauen. Doch geht diese simple Gleichung auf?

In jungen Jahren, wenn die schlaksigen Arme einen nerven und der Wunsch nach einem muskulösen Körper durch Idealbilder angetrieben wird, beginnt bei vielen Männern das Streben nach körperlicher Präsenz. Ein breites Kreuz, ein definiertes Sixpack und eine stahlharte Brust werden zum erstrebenswerten Ziel, das nicht nur die eigene Leistung bestätigt, sondern auch Anerkennung bei den Mädels hervorrufen soll.

Das Posen nach dem Training, das Posten der schweißtreibenden Resultate auf Social Media-Kanälen und die steigenden Klicks der rasant wachsenden Instagram-User bestätigen viele Fitnessfans und Verfechter des Muskelaufbaus in ihrem Training. Erfolge werden gelobt und als Anreiz für neue Ziele eingesetzt. Doch besonders das Feedback der Frauen treibt die meisten Männer zu Höchstleistungen an.

Allerdings ist das Bewundern der sportlichen Leistung kein Garant dafür, dass auch die Erfolgschancen, bei Frauen zu landen, steigen. Wer nur mit dem Glauben ins Studio geht, mehr Kilos auf der Hantel locken wiederum mehr Frauen an, sollte direkt wieder in seinen Jogger schlüpfen und die Mitgliedschaft im Fitnessstudio kündigen.

Mit mehr Kilos auf der Hantel erhöht sich nicht die Chance bei Frauen.

Zeigen oder beeindrucken?

Das ganze Trainieren und Schinden an der Hantelbank will natürlich stolz präsentiert werden. Das ist verständlich und normal. Denn niemand schwitzt fünfmal die Woche im Gym, um sich dann verschämt unter einem Rollkragenpullover zu verstecken. Doch der Unterschied liegt in der Präsentation: Zeigen was Mann hat oder beeindruckt Mann durch blankes Zurschaustellung?

Wer sich für letztere Variante entscheidet, braucht sich nicht über den flüchtigen Moment der weiblichen Aufmerksamkeit wundern. Frauen nehmen es wahr, wenn du deinen Bizeps anspannst und registrieren es, wenn du bei Augenkontakt jedes Mal die Brustmuskeln unterm Shirt zum Beben bringst.

Nur wird es auf lange Sicht keinen weiteren Effekt haben. Ein Schmunzeln, ein zustimmendes Nicken oder im besten Fall ein kurzer Flirt – doch mehr wird der gestählte Body nicht erreichen. Für viele Männer ist es unverständlich, dass die neugewonnene Attraktivität nicht zum erhofften Erfolg führt. Was paradox klingt, ist ganz einfach.

Wer mit Masse beeindrucken will, verspielt Sympathien

Das plakative Präsentieren deines Bodys und der Versuch Frauen davon händeringend zu überzeugen, dass deine Muskeln der Hingucker schlechthin sind, drückt für das Gegenüber oft nicht mehr als Unsicherheit aus. Es symbolisiert ihr, dass du eine repräsentative Hülle benötigst, in welcher du dich gut fühlst und welche deinem Ego mehr hilft als deinem Umfeld. Es wirkt unattraktiv.

Es ist vergleichbar mit dem Hervorheben des unglaublich gut bezahlten Jobs, dem dicken Wagen vor der Tür oder der hohen Platzierung im Ranking Deiner Instagram-Follower. Früher hing der Fuchsschwanz am Manta, heute ist es der möglichst tiefe V-Ausschnitt über den Muskeln.

Allerdings verstehen Frauen unter Attraktivität eine andere Definition als Männer. Die männliche Mehrheit wird von einem wohlgeformten Hintern und Brüsten angezogen. Bei Frauen hingegen steht die natürliche Attraktivität im Vordergrund, was für Männer bedeutet: Sei ein entspannter Kerl mit guten Eigenschaften.

Wer entspannt trainiert, wirkt attraktiver.

Training mit der richtigen Motivation

Authentisches Auftreten und eine feste Meinung verschaffen dir durchaus mehr Chancen bei einer Frau zu landen. Zu wissen, was deine Ziele sind und wie du sie erreichst, ohne Hochzustapeln und nach Beeindruckung zu eifern, strahlen mehr Anziehung aus als 150 Wiederholungen am Leg Day.

Die altbekannte Weisheit, dass die inneren Werte mehr zählen, hat auch in Zeiten des Fitnessbooms nicht an Bedeutung verloren. Die Lust am Sport und ein ästhetischer Körper sind keineswegs falsch. Gegen eine gesunde Lebensweise hat niemand etwas einzuwenden. Doch die Suche nach Bestätigung sollte nicht der Motor für deinen wachsenden Muskelaufbau sein.

Es bleiben genügend andere Optionen, wie du bei deiner nächsten Verabredung punkten kannst. Doch das antrainierte Sixpack sollte für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden. Es wirkt am besten, wenn du nicht vorher einen mehrminütigen Ankündigungsmonolog darüber hältst, was dein Date heute noch erwarten kann. Wer das berücksichtigt, beeindruckt umso mehr.

Zurückhaltung statt Angeben wirkt Wunder bei Frauen.

Constantin Jacob

Wenn der Wahl-Hamburger seine Zeit nicht gerade berufsbedingt mit Filmsichten verbringt und über Marketingaktivitäten kommender Kinostarts grübelt, widmet er sich er als Freiberufler dem Texten und Schreiben.