Wie beim X-Men:Blinde Menschen sehen mit Schall – das Gehirn passt sich an!

Findest du auch, dass wir blinden Menschen das Sehen irgendwie ermöglichen müssen? Genau deswegen arbeiten blinde Leute mit Echos! Sie können ihre Umgebung damit abbilden und navigieren ähnlich wie Fledermäuse oder Delfine.

Jetzt haben Forscher gesehen, dass diese Menschen eine angepasste Hirnregion haben, die es ihnen ermöglicht, mit Schall zu „sehen“. Cool!

Visueller Kortex: Er beschränkt sich nicht auf den Sehsinn!

Der primäre visuelle Kortex ist der Ort, wo das menschliche Gehirn normalerweise die Signale der Augen interpretiert. Das heißt aber nicht, dass es nur visuelle Daten verarbeiten kann. In einigen Fällen, vor allem bei Blindheit, kann der Kortex auch Klänge ordnen und interpretieren.

Wie ist es aber bei Menschen, die mit Echoortungen arbeiten? Forscher haben jetzt in einer neuen Studie gezeigt, dass die Gehirnaktivität dieser Menschen superähnlich ist, wie wenn sehende Menschen Licht betrachten. Es ist der erste Beweis dafür, dass die Aktivität im primären visuellen Kortex flexibel ist und dafür nicht zwingend der Sehsinn verwendet werden muss. Das ganze System wird genutzt – einfach mit Ton.

„Das ist entscheidend für unsere Interpretation der funktionalen Organisation des menschlichen Gehirns“, schreiben die Autoren.

Aufgabe vor Sinn: Der Kortex hat’s drauf

In den letzten Jahren haben die Wissenschaftler intensiv begonnen, höhere kortikale Bereiche zu erforschen. Es hat sich gezeigt, dass sich diese auf die zu erfüllenden Aufgaben fixieren. Dabei spielt es keine große Rolle, mit welchen spezifischen Sinnen gearbeitet wird. Kurz gesagt: Muss der Kortex Informationen aufnehmen, dann macht er das, egal über welches Sinnesorgan.

Kleine Studie zeigt’s: Unser Gehirn ist flexibel

Funktioniert der „visuelle“ Kortex aber mit Klängen genauso gut? Die Wissenschaftler wollten es genauer wissen! Blinde Menschen mussten ein Klickgeräusch im Raum orten. Dabei lagen sie in einem Magnetresonanztomografen. Die Ergebnisse zeigten, dass die gleichen Hirnregionen gereizt wurden, wie bei sehenden Menschen.

Je erfahrender die Person mit Echoortung war, desto ähnlicher war die Aktivität. Was spannend war: Die Reize zeigten sich nicht bei Menschen, die blind sind, aber keine Echoortung verwenden. Es ist also nicht automatisch, sondern durch das Arbeiten mit Echoortung hervorgerufen. Da die Stichprobe mit nur fünf erfahrenen Echolokatoren sehr klein war, ist die Studie nicht sehr repräsentativ. Trotzdem ist es ein Hinweis darauf, wie plastisch unser Gehirn ist. Ein Hoch auf die Flexibilität!

Larissa Werren

Larissa ist Yoga-, Meditations- und Pilateslehrerin und jettet als freischaffende Texterin rund um die Welt. Sesshaftigkeit? Kennt sie nicht. Am liebsten schreibt Larissa über Umwelt, Ernährung und natürlich: Reisen!