6:44:97! Lamborghini brennt einen neuen Rekord in die Nordschleife und schießt den neuen Super-Aventador schneller durch die grüne Hölle als Porsches GT2 RS.
Dank mehr Leistung, weniger Gewicht und einer kleinen Geheimzutat namens ALA nehmen die Italiener dem bisherigen König des Nürburgrings drei Sekunden ab – und das mit brachialer Optik und passendem Sound, den ihr am Ende des Artikels auch im Video genießen könnt.
Ein ewiges Rennen um Nürburg
Ein Jahr lang hielt Porsche den Rekord am Ring. Bis Lamborghini vor einigen Tagen plötzlich mit dem Unfassbaren herausplatzte: Die Hausherren aus Zuffenhausen waren wieder einmal geschlagen – und der Kampf um den Rekord geht in die nächste Runde.
Nachdem Porsche 2013 mit dem 918 das erste mal die 7-Minuten-Marke unterbot, wurden sie zum Gejagten: Eine Reihe von Herstellern versuchte sich ebenfalls am Ringrekord.
4 Jahre später schließlich knackte Lamborghini mit dem Huracán Performante den Rekord des Hybrid-Supersportlers – nur, um ihn noch im gleichen Jahr wieder an Porsches GT2 RS abzugeben, der in atemberaubenden 6 Minuten und 47 Sekunden den Ring umrundete.
Der Aventador eurer Träume
Jetzt hat sich Lamborghini also einmal mehr den Rekord gesichert – und ist damit erneut vom Jäger zum Gejagten geworden.
Dass es soweit kam, haben die Italiener ihrem eigentlich etwas „behäbigeren“ Supersportler Aventador SV eine Steroidkur verpasst, ihn auf Diät geschickt und ihm einen neuen Maßanzug verpasst.
Das Ergebnis: Ein echtes Monster. Das mit mehr Leistung auf weniger Gewicht einprügelt und der hinterherfahrenden Konkurrenz den V12-Sound aus höhergelegten Auspuffrohren direkt ins Gesicht rotzt.
Ein letztes Mal Hubraum-Wahnsinn
Zwölf Zylinder, sechseinhalb Liter Hubraum – mit schierer Größe statt Turbotechnik holt Lamborghini aus dem Motor des Aventador 770 PS und 720 NM heraus, die die immerhin noch 1750 Kilo schwere SVJ-Version nach vorne und Porsche in den Wahnsinn treiben.
Damit zeigen die Italiener ein letztes Mal, was sie mit einer Menge Hubraum allein anrichten können. Denn um mit immer strengeren Gesetzen zum Umweltschutz weiter solchen Wahnsinn zu betreiben, wird Lamborghini ein wenig Hubraum durch Hybrid-Technik ersetzen müssen.
Bis es soweit ist, verabschieden sie sich aber standesgemäß – und zeigen einmal mehr, dass sie mehr können, als großen Motoren ein musikalisches Feuerwerk zu entlocken:
Dank ALA zum Kurven-Jäger
Technologisch hat Lamborghini einiges zu bieten – was beim Aventador SVJ besonders interessant ist, ist das ALA, das Aerodinamica Lamborghini Attiva.
Das besteht aus Kanälen in Front- und Heckflügel, die je nach Fahrsituation geöffnet oder geschlossen werden können: Mehr Abtrieb beim Bremsen. Weniger Anpressdruck beim Beschleunigen.
Richtig interessant wird das System aber in Kurven: Da kann der Aventador SVJ den Abtrieb so steuern, dass er in die Kurve „hineingesogen“ wird – das ermöglicht noch schnellere Kurvenfahrten.
Breiter, tiefer, lauter
Um die Luftströmung so steuern zu können, muss man sie natürlich erst einmal einfangen. Das gelingt Lamborghini mit einer Karosserie, die keine Kompromisse macht – und dadurch verdammt brachial aussieht:
Riesiger Frontsplitter, neu designter Heckflügel und am unteren Ende ein Diffusor, der so groß wurde, dass Lamborghini den Auspuff nach oben verlegen musste.
Die Optik des Lamborghini Aventador SVJ schreit nach Rekorden – doch es war keinesfalls von Beginn an klar, dass die Italiener mit ihrem Konzept den GT2 RS schlagen würden.
Sauger gegen Turbo-Technik
Im Gegensatz zu Porsche verzichtet Lamborghini traditionell auf Turbo-Technik – auch wenn das (unter anderem) den Aventador SVJ im Gegensatz zu seinem direkten Konkurrenten fast 300 Kilo schwerer macht.
Dass der Kampfstier am Ende dennoch als Sieger aus dem Wettkampf hervorging, hat vor allen Dingen zwei Gründe: 70 PS mehr Leistung. Und den Allradantrieb, auf den Porsche verzichtet.
Welches Konzept das „richtige“ ist, ist eine Glaubensfrage – beide Lager haben ihre Berechtigung, beide ihre Anhänger. Und sowohl Aventador SVJ als auch GT2 RS könnten das Ende der reinen Benzin-Ära sein.
Was kommt als nächstes?
Der zweite Gedanke, als die Nachricht vom neuen Rundenrekord die Runde machte: Wie wird Porsche darauf antworten?
Vielleicht kann ein noch schärferer GT2 RS dem Aventador die drei Sekunden wieder abnehmen – vielleicht ist aber auch wieder die Zeit für ein Hybrid-Monster gekommen, das dem brüllenden V12 zeigt, wo die Reise in Zukunft hingeht.
Keine Ruhe am Nürburgring
Wie genau es jetzt weitergeht, ist uns aber auch herzlich egal – allein die Tatsache, dass Lamborghini den ewigen Kampf um den Rekord auf der Nordschleife in die nächste Runde bringt, lässt unser Motorsport-Herz aufgehen.
Die grüne Hölle kommt in den letzten Wochen jedenfalls nicht zur Ruhe: Erst der vollkommen wahnsinnige Allzeit-Rekord im Porsche 919 Evo, jetzt die neue Rekordfahrt für Serienfahrzeuge.
Während wir auf Porsches Antwort warten, haben wir aber genug Zeit, den Lamborghini Aventador Superveloce Jota noch einmal in Bild und Ton zu erleben – und dieses Gänsehaut-Erlebnis wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten: