SV Project 8: Jaguars Luxuslimousine auf Steroiden

Lust auf britischen Auto-Wahnsinn? Jaguar hat in den XE den stärksten Motor der Unternehmensgeschichte gepackt, ihn leergeräumt und außen mit Carbon verkleidet – das Ergebnis ist eine 600 PS starke Luxus-Limousine mit brachialem Design und sperrigen Namen: Der Jaguar XE SV Project 8.

Auf der Nordschleife steckt er die Konkurrenz in die Tasche, beim Design vergisst er jegliche britische Höflichkeit. Lest im Artikel, wie Jaguars wohl verrücktester Abteilung dieses Meisterstück gelingt – und genießt dann im Video am Ende des Artikels die britische Raubkatze in Aktion.

Der Wahnsinn hat einen Namen: SVO

Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die Abteilung Special Vehicle Operations. Neben Fahrzeugen von Jaguar schicken sie auch Modelle von Land Rover auf Steroidkur – immer brachial, immer exklusiv.

So ist es auch in diesem Fall: Im englischen Warwickshire wurde der XE SV Project 8 entwickelt und wird dort jetzt in Handarbeit gebaut. Und zwar genau 300 mal.

Auf diese Zahl ist der schnellste Serien-Jaguar aller Zeiten limitiert, was auch seinen Preis erklärt: Der Grundpreis liegt bei 180.000€, also fast auf dem Niveau eines Porsche GT3 RS. Und der ist schließlich der Inbegriff eines Rennwagens.

Das Project 8 gehört auf die Rennstrecke

Denn in Sachen Motorisierung muss sich die Limousine aus Großbritannien nicht vor Supersportlern verstecken: 8 Zylinder. 5 Liter Hubraum. Kompressoraufladung. Und damit 600 PS und 720 Newtonmeter, die dank Allradantrieb auf beide Achsen einprügeln.

Das ist das stärkste Aggregat, das Jaguar je in ein Serienfahrzeug eingebaut hat. Und der XE SV Project 8 ist damit der stärkste straßenzugelassene Jaguar aller Zeiten.

Entsprechend beeindruckend sind die nackten Zahlen: In 3,7 Sekunden sprintet die Raubkatze auf 100 km/h – und hört erst bei 322 km/h auf. Ausreichend Auslauf vorausgesetzt, versteht sich.

Mehr als reine Motorleistung

Doch die Haustuner der Briten müssten nicht 200 Ingenieure beschäftigen, wenn es nur um reine Motorleistung ginge. Stattdessen bringen die Experten von SVO hier auch eine ganze Menge weitere Technik ein, die ebenso eines Supersportlers würdig wäre:

Aktives Sperrdifferential. Adaptives Fahrwerk. Und eine 8-Gang-Automatik, die in 0,2 Sekunden die Gänge wechselt.

Das sind nur drei elektronische Helfer, die dem Fahrer beim bändigen des alles andere als zahmen XE helfen – und dafür sorgen, dass ihr den Project 8 auf der Rennstrecke noch näher am Limit bewegen könnt.

Brachiales Design mit praktischem Hintergrund

Der fast auf Bodentiefe verstellbare Frontsplitter, dazu ein stattlicher Heckdiffusor mit vier Endrohren und ein Spoiler, der alles andere als Zurückhaltung ausdrückt: Vom ersten Blick an ist der XE SV Project 8 ein Auto zum Verlieben – und bei genauerem Hinsehen entdeckt ihr ein Detail nach dem anderen, das romantische Gefühle für den Jaguar aufkommen lässt.

Die seitlichen Lufteinlässe an der Front, die direkt in die Karosserie integriert sind. Die riesige Bremsanlage aus Karbon und Keramik. Oder die weit ausgestellten hinteren Radkästen, die das Heck unfassbar breit wirken lassen.

All diese Anbauten, die in England von Hand angebracht werden, haben allerdings auch einen praktischen Hintergrund: Sie sorgen für die passende Aerodynamik. Um das Auto bei Höchstgeschwindigkeit ruhig zu halten. Und euch in Kurven vor dem Abflug zu bewahren.

Karbon, wohin das Auge reicht

Motorhaube, Seitenschweller, Heckdiffusor, Spoiler, Bremsen, Sitze: Überall am aufgebohrten XE finden sich Karbon-Teile wieder, um das Gewicht so weit wie möglich zu drücken. Um das Grip-Niveau müsst ihr euch natürlich trotzdem keine Sorgen machen:

Dank Michelin Sport Cup 2 Bereifung und bis zu 122 Kilo Anpressdruck allein durch den Heckspoiler bleibt das Project 8 stets am Boden.

Den Großteil des Gewichts spart Jaguar allerdings an der Karosserie: Hier kommt eine Konstruktion aus Aluminium zum Einsatz. Die Jungs von SVO scheuen also keine Kosten, um auch das letzte Kilo Gewicht zu sparen und die letzte Zehntel Sekunde auf der Rennstrecke herauszuholen.

Das ist euch nicht brachial genug?

Kein Problem, wenn ihr das nötige Kleingeld habt: Gegen einen Aufpreis ersetzt SVO die Rückbank des XE durch einen Überrollkäfig, verbaut vorne Schalensitze und spart so noch einmal 12 Kilo – damit bekommt ihr das Maximum an Wahnsinn, das mit diesem Auto möglich ist.

Egal ob mit oder ohne dieses Track Pack, auch im Innenraum wird nicht gespart: Dank der Kombination aus Karbon und Leder inklusive Infotainment-System verliert der XE für den Fahrer nie sein Premium-Flair.

Damit muss er sich vor der Konkurrenz aus dem Hause Audi, BMW oder Mercedes nicht verstecken – doch wie schlägt er sich gegen die Mitstreiter, wenn es um die Fahrleistungen geht?

Der Project 8 sichert Jaguar die Pole Position

In 7 Minuten und 21 Sekunden umrundete der gedopte XE die Nordschleife – und ist damit aktuell die schnellste Serien-Limousine, die ihr für Geld kaufen könnt. Egal ob Audi mit dem RS5, Porsche mit dem Panamera oder der vorherige Rekordhalter Alfa Romeo mit der Giulia:

In der grünen Hölle können die anderen Hersteller dem Project 8 von Jaguar nur hinterherfahren

Eine letzte Huldigung an den Verbrenner?

In den vergangenen Monaten geht Jaguar mit der Zeit – und das nicht nur auf der Straße in Form des I-Pace. Vor zwei Jahren waren die Briten der erste Premium-Hersteller, der in die Formel E einstieg.

Mit der I-Pace E-Trophy gehen sie jetzt noch einen Schritt weiter: Sie starten ihre erste Rennserie – auf den Strecken der Formel E und rein elektrisch.

Es scheint also fast so, als würde Jaguar sich noch ein letztes Mal austoben und zeigen, was in Sachen Verbrenner auf der Insel möglich ist. Eine Art letzte Huldigung für den Benziner, bevor aus dem Brüllen und Fauchen des V8-Kompressors endgültig das Surren des Elektromotors wird.

Das Wieso ist uns aber auch herzlich egal

Denn egal aus welchem Grund Jaguar den XE SV Project 8 gebaut hat, das Ergebnis lässt uns mit offenem Mund zurück:

Ein Design zum Niederknien. Performance, die auf der Nordschleife jeden Konkurrenten pulverisiert. Und ein Sound, der für Gänsehaut sorgt. Und uns ein paar Tränen in die Augen treibt beim Gedanken daran, dass wir darauf wohl eines Tages verzichten müssen.

Bis es soweit ist, genießen wir aber jede Sekunde. Lauschen dem Gebrüll des Achtzylinders und dem Fauchen des Kompressors. Und verlieben uns beim Anschauen des Videos immer wieder neu in die brachialste britische Raubkatze aller Zeiten:

Frederick Kromm

Freddy studiert was mit Wirtschaft, arbeitet was mit Medien, schreibt gern über Fitness, Gadgets, Games und träumt mit seinem Hund vom Staubsaugroboter.