Alleinerziehende Väter: Nur Pflichten, keine Rechte?

Trennungen und Scheidungen sind selten eine einträchtige, schöne Angelegenheit. Umso hässlicher wird es, wenn Kinder ins Spiel kommen. Oftmals werden Rosenkriege auf dem Rücken der Kinder ausgetragen oder es geht ein Tauziehen los, darum, wer das Sorgerecht zugesprochen bekommen soll.

Der Nachwuchs, um dessen Wohl es ja eigentlich gehen sollte, rückt dabei vollkommen in den Hintergrund. Sein Leid ist still und geht im Kampf der Eltern unter.

Wenn sich Väter und Mütter nicht anders einigen können, geht es vor Gericht. Dann müssen unabhängige Stellen beurteilen, was das beste für das Kind ist. Und nach Meinung vieler ist das noch immer meistens die Mutter.

Warum es weniger alleinerziehende Väter als Mütter gibt

Gerichte entscheiden bei der Sorgerechtsbeurteilung noch immer zugunsten der Mutter. Dabei sollte die Entscheidung doch neutral und auf Grundlage entsprechender Faktoren gefällt werden. Im noch immer vorherrschenden Familienmodell ist der Mann in der Regel der Besserverdienende. Das bedeutet doch aber, dass die Kinder beim Vater besser abgesichert sind als bei der Mutter?! Die meisten Frauen arbeiten entweder gar nicht oder in Minijob- bzw. Teilzeitverhältnissen.

So häufig, wie es der Fall ist, dass Männer die Versorger mit höherem Einkommen sind, so häufig sind auch sie es, die aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Das Sorgerecht für den Vater würde bedeuten, die Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld zu lösen. Für viele Gerichte ist der Stabilitätsfaktor gewichtiger, als die finanzielle Versorgung. Außerdem arbeiten besser verdienende Männer auch meist mehr. Das passt wiederum nicht zum Obhutsgedanken.

Hinzu kommt, dass die Frau oft automatisch als das „Muttertier“ angesehen werden, die zur Kindererziehung „besser geeignet“ sind. Nur in Ausnahmefällen wird dem Vater das alleinige Sorgerecht zugesprochen. Etwa dann, wenn eine Abhängigkeit oder chronische Erkrankung die Mutter einschränkt. Und selbst in diesen Fällen ist es ein oft steiniger, langer Weg, bis Väter das Sorgerecht erhalten. Gerichte und Behörden tun sich damit einfach schwer.

Bereit für die einsame Vaterrolle?

Immer mehr Männer sehen sich zu unrecht als die ungeeignetere Bezugsperson wahrgenommen. Sie fühlen sich von Gerichten unfair behandelt oder gar um ihre Rechte beraubt. Vielen reicht es schlicht nicht, ihre Kinder nur alle zwei Wochen für zwei Tage zu sehen.

Je schlechter das Verhältnis zwischen den beiden Elternteilen, desto stärker der Wunsch der Väter nach mehr Raum im Leben seiner Kinder. Sofern sich Mutter und Vater überhaupt einig werden und sich das Sorgerecht im 50:50-Verhältnis teilen, bringt dieser Wunsch aber auch Konsequenzen mit sich. Und mit diesen Konsequenzen können oder wollen nicht alle Männer leben.

  • Die Reduzierung oder Umgestaltung der Arbeitsstelle. Ein ungewohnter Schritt für den Betroffenen selbst und oft willkommene Angriffsfläche für Kollegen und Chefs.
  • Die Blicke von Außen. Ein Mann, der mit einem Kind an der Hand vom Spielplatz läuft, ist für viele Passanten ein noch immer ungewohnter, wenn nicht gar suspekter Anblick.
  • Die ungewohnte Verantwortung. Windeln wechseln? Geschirr spülen? Schulveranstaltungen besuchen? Was als spaßige Ausnahme und Abwechslung begann, ist für einen alleinerziehenden Vater strammes Pflichtprogramm.
  • Die Terminabsprachen mit der Mutter. Geht die Ex mit ihrem Neuen in Urlaub oder fällt nach einer OP als Betreuungsperson aus, muss der Vater sich und seine Pläne anpassen.

Nicht immer lässt sich die Rolle als alleinerziehender Vater mit den Ansprüchen der Kinder vereinbaren. Kein Wunder also, dass weniger als 10 % aller alleinerziehenden Deutschen Männer sind. Sie arbeiten oft mehr, unflexibler und länger, als Frauen. Das aufzugeben fällt vielen Männern schwer.

Und doch: Die Bereitschaft dazu wächst bei den Männern in den letzten Jahren stetig. Sie sind es zunehmend leid, den Goldesel zu spielen, aber in allen anderen Angelegenheiten außen vor oder den Launen der Mutter ausgeliefert zu sein.

Mit den Rechten kommen auch Pflichten

Wenn sich Väter als Geldgeber und Versorger nach einer Trennung ausgenutzt fühlen, pochen sie auf mehr Rechte. Dabei vergessen aber viele, dass mit den Rechten, die Pflichten nicht weniger werden. Es ist nachvollziehbar, dass immer mehr Väter nicht nur als der wahrgenommen werden, der das Geld bereitstellt. Es ist aber auch unbestritten, dass einige nicht einmal dieser Pflicht nachkommen.

Nicht umsonst benötigen viele alleinerziehende Frauen Unterstützung durch das Jugend- und Sozialamt. Gerecht geteilte Rechten und Pflichten hingegen wären eine Lösung, die nicht nur die Eltern zufriedenstellt. Sie würde auch das wieder in den Fokus rücken, was bei allem Tauziehen untergeht: das Wohl der Kinder. Wer also im Sinne seiner Kinder handelt, handelt auch zum eigenen Besten.

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Julia Fähndrich

Julia lebt im sonnigen Apulien direkt am Meer. (Also fast.) Dort verdingt sie sich als freie Online-Redakteurin, sammelt Tattoos und Vinylplatten.