Gras war 2016: Teetrinker sind die neuen Kriminellen

Bob und Adlynn Harte aus Kansas City, USA wurden zur Zielscheibe einer Drogenrazzia. Die friedlichen Biogärtner spielten unfreiwillig die Hauptrollen in einer kinoreifen und grotesken Geschichte wie aus einem Hollywoodstreifen.

Kompetenz à la Marlene Mortler

Die Tragikomödie spielte sich in einer kleinen, ruhigen Vorstadt von Kansas, Missouri ab. Mit typisch amerikanisch gepflegten Gärten, weißem Zaun und Rasensprengern, die pünktlich um fünf Uhr morgens aus dem Rasen schießen. Die vierköpfige Familie hatte vor einigen Jahren Washington D.C. verlassen und strebte motiviert und naiverweise ein ruhiges Vorstadtleben an.

Beide Eltern waren ehemalige CIA-Angestellte, die ihren kleinen Kindern weniger Großstadt, weniger Hektik und dafür mehr Natur und Familienleben bieten wollten. Netter Gedanke, toller Plan, aber eine Entscheidung mit katastrophale Folgen. 

Ausflug mit den Kindern als Auslöser für Drogenrazzia

Wie konnte es dazu kommen, dass ein Familienfrühstück von Polizisten gestürmt wurde? Wir spulen mal zurück:

Bob Harte wollte seinen Worten Taten folgen lassen und sein eigenes Biogemüse pflanzen. Genauer gesagt Hydrokultur. Er packte gut gelaunt seine Kinder ins Auto und ab ging es ins nächste Gartencenter. Er hatte den Einkaufszettel in der Hosentasche und die erste Gemüselasagne schon vor Augen. Was er nicht wusste, nicht ahnen konnte, dass exakt dieses Gartencenter überwacht wurde.

Ein übereifriger Sergeant von der Missouri Highway Patrol hockte auf er anderen Straßenseite in seinem Auto auf der Lauer. Nach einer Überdosis Donuts und Koffein war er zu der Überzeugung gekommen, dass Hobbygärtner mit der Vorliebe für Hydrokultur nur einen Katzensprung davon entfernt seien Marihuanaplantagen anzulegen.

Seine logische Schlussfolgerung: Bob Harte, bepackt mit Harke, Bewässerungsanlage und merkwürdig aussehenden Pflanzen, musste etwas Illegales im Schilde führen. Der Sergeant notierte alles eifrig in seinem Notizblöckchen und schwuppdiwupp wurde Daddy zum mutmaßlichen Drogenbauern.

Er träumte bereits davon Helikopter, Panzer und SWAT-Team zu delegieren, und die Ehrenmedaille verliehen zu bekommen. Er hatte ja schließlich einen neuen Scarface aufgespürt. Aber acht Monate tat sich nichts. Nun gut, dann musste also sein Boss, der Sheriff persönlich davon überzeugt werden, dass es einen neuen Kriminellen in der Stadt gab, dem man mal intensiv auf die Pelle rücken musste.

HÄNDE HOCH!

Erster Schritt: Das Grundstück der Familie Harte wurde näher unter die Lupe genommen. Auf dem Bürgersteig fand man (angeblich) verdächtig aussehende Blätter. Im Nachhinein bestätigen Augenzeugen, dass es auch Löwenzahn- oder Klopapierblätter hätten sein können. Das war das Signal, auf das alle gewartet hatten und die Mülltonnen wurden erbarmungslos durchwühlt. Mit Erfolg.

Weitere nasse, aufgeweichte Pflanzenreste kamen ans Tageslicht. Es wurde eingetütet und beschriftet, da die Intelligenzbestien vor Ort der Meinung waren, dass die Blätter Ähnlichkeit mit Marihuana hätten. Adlynn Harte erklärte, dass sie ganz simpel gerne Tee trinken würde und keine Beutel, sondern einzelne Blätter zum Aufbrühen verwendet. Somit wäre es möglich, dass auf dem Weg zur Biotonne einige runter gefallen sein könnten.

Aber diese Behauptung schien den Möchtegern-Sherlock Holmes und Miss Marples doch arg weit hergeholt.

Zweiter Schritt: Die Razzia wurde um 07:30 mit Pauken und Trompeten gestartet. Die folgende Szene muss man sich mal in Zeitlupe vorstellen. Bitte nicht vergessen: Dies ist keine erfundene Geschichte. Das ist Realität!

Die Tür wurde mit einem Rammbock „geöffnet“ und die familiäre Frühstücksrunde der Hartes gesprengt. Während die Kinder und Eltern noch Schlafanzug und Morgenmantel trugen, Löffel und Tassen in den Händen hielten, schmückten sich die Einsatzkräfte mit kugelsicheren Westen und wedelten mit Sturmgewehren in der Küche umher. Tierische Unterstützung hatten sie auch mitgebracht. Einen Spürhund.

Vor Schreck rieselte das Müsli vom Löffel. Die Pancakes blieben im Hals stecken und Adlynns geliebte Teeblätter kräuselten sich vor Schreck wieder zusammen. Das Haus wurde drei Stunden von Innen nach Außen gekrempelt.

Der grausige Fund: Im Keller wurden Tomatenstauden, Melonen- und Kürbispflanzen sichergestellt. Ominöse Säcke mit tonnenweise Bargeld? Nö. Einen Joint? Nö. Drogenbesteck? Nö. Als es den schnaufenden Einsatzkräften langsam dämmerte, dass die Hausdurchsuchung nicht wirklich erfolgreich verlief, schlugen sie vor dass der älteste Sohn ganz sicher etwas mit dem „nicht gefundenen Marihuana“ am Hut haben müsste. Er solle sich vorsichtshalber mal einem Drogentest unterziehen.

Anwalts-Gemetzel Deluxe

Nachdem die Anschuldigungen und Ermittlungen eingestellt worden waren, begann der Krieg der Anwälte. Bob und Adlynn Harte reichten verständlicherweise Klage ein. Die Akte war dicker als alle Herr der Ringe Bände zusammen. Sie gingen gegen die Art der Ermittlung, einzelne Personen, Labortest usw. vor. BIS HEUTE!

Das bedeutet, dass das Verfahren seit fünf Jahren offen ist. Der Kampf ging/geht bis zum Supreme Court. Die Argumente und Gegenargumente der Anwälte fliegen wie bei einem Ping Pong Match hin und her. Ein klitzekleiner Eindruck:

Harte klagt an: Bei der Razzia wurde kein Durchsuchungsbefehl vorgelegt. Verteidiger: Beweisen sie das erst mal. Harte: unangemessenes und menschenunwürdiges Verhalten. Verteidiger: Im Rahmen der Ermittlungen kann das schon mal passieren. Der aussichtsreiche/eventuelle Erfolg einer Drogenermittlung ist wichtiger.

Die Richter haben bisher eingeräumt, dass übliche Ermittlungsmethoden wie z.B. Befragung von Nachbarn oder Freunden, Background Check der Verdächtigen, Fotos der ersten angeblichen Marihuana Blätter verpennt wurden, hat aber Sergeant, Sheriff und das Razzia Team Immunität gewährt.

HAPPY END?!

Bob Harte. Ein Ex-CIA Officer mit einem Traum von Bio-Gemüse und Farmerleben in Latzhose, hat in den letzten Jahren Nerven und Haare verloren.

Es wäre interessant zu erfahren, ob er seinen Idealen treu geblieben, oder doch wieder auf TK- Pizza und Hamburger umgestiegen ist.

Meine Empfehlung: 1. Bleibt beim Kaffee! 2. Sofort nach dem Aufstehen, frisieren, Make-Up und penibel auf das Outfit achten. Man weiß ja nie wann unangekündigter Überraschungsbesuch hereinplatzen könnte. Für diese Geschichte erhalten die Familie Harte einen Oscar. Die Goldene Himbeere bekommt Justizia an den Kopf geschmissen.

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