Erinnert ihr euch noch an den Porsche 912, der dank Tesla-Motor einen Satz Reifen in Rekordzeit vernichten konnte? Der bekommt starke Konkurrenz – denn zur letzten SEMA tauchte plötzlich ein 935 mit nicht weniger als 636 Elektro-PS auf. Und der wird jetzt endlich auf die amerikanischen Straßen losgelassen.
Doch so unauffällig sein Sound, so laut sein Design: Der vor dem Verrosten gerettete 935 zieht selbst inmitten der Reizüberflutung auf der SEMA alle Blicke auf sich. Natürlich haben wir das passende Video für euch am Ende des Artikels eingebettet.
Ein Elektromotor für den „Witwenmacher“
Basis des Projekts aus dem Hause Bisimoto ist ein Porsche 935, der eigentlich zum Dahinrosten verdammt war. Ende der 70er war Porsche mit den Rennwagen extrem erfolgreich – kein Wunder bei einem Leergewicht von rund einer Tonne und bis zu 840 PS.
Basis war der Porsche 930, der nicht umsonst als „Witwenmacher“ bezeichnet wurde: Keine elektronischen Helfer, dafür ein riesiges Turboloch gefolgt von einem brachialen Tritt in den Rücken, sobald ausreichend Abgase die Turbolader fluteten.
Einen solchen Tritt verspricht Bisimotos 935-Umbau ebenfalls – allerdings unabhängig von der Drehzahl. Segen der modernen Elektrotechnik, die euch auf dem Beifahrersitz sicher genauso das Fürchten lehrt.
Doch wie sieht es mit der Leistung aus?
Im Vergleich zum originalen Porsche 935 Rennwagen mit 3,2-Liter-Boxer im Heck klingt das Datenblatt des Bisimoto K3V regelrecht zahm:
- Mit gut 1.200 Kilo ist der Porsche etwas schwerer geworden
- mit 636 PS gleichzeitig aber auch etwas schwächer.
Weniger Spaß verspricht er aber wohl kaum – achtet im Video am Ende einfach mal darauf, wie schnell beim Beschleunigen die 60 auf dem Tacho steht. Und macht euch dann klar, dass wir hier von Meilen reden.
Offizielle Zahlen zu Beschleunigungswerten, Höchstgeschwindigkeit oder Reichweite gibt es aktuell leider noch nicht. Dafür aber eine Menge Input zu den kleinen Details, die den 935 K3V so besonders machen.
Außen Tokyo-Drift, innen Rennwagen
Beim Blick ins Cockpit die angenehme Überraschung: Mit einer Bastelbude hat die Kreation von Bisimoto so gar nichts zu tun – das ist bei Elektro-Umbauten leider alles andere als selbstverständlich. Trotzdem gibt es natürlich die nötige Portion Rennwagen-Feeling:
Ein kompletter Rollkäfig, Schalensitze mit Sechspunktgurt und der Schalthebel eines sequentiellen Getriebes lassen den 935 von innen wirken wie eine Driftschleuder. Geschaltet wird allerdings nur zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang, denn der Elektromotor dreht bis auf gesunde 18.000 Umdrehungen.
Abgesehen davon funktioniert alles wie von Porsche gewohnt: Links den originalen Schlüssel ins Zündschloss, Gang einlegen, Spaß haben. Trotz digitaler Anzeige bleibt der Drehzahlmesser in der Mitte der Instrumententafel.
Ein SEMA-Projekt für die Straße
Auch sonst funktioniert alles am umgebauten Porsche. Von den sonderangefertigen Scheinwerfern mit Tagfahrlicht über die Rückfahrlichter bis hin zur Hupe: Jeder Hebel und Knopf im Cockpit funktioniert wie bei jedem anderen Auto auch. Keine Selbstverständlichkeit für ein SEMA-Projekt.
Wie gut das Design funktioniert, müsst ihr für euch selbst entscheiden. Auf jeden Fall ist der K3V aber alles andere als unauffällig – wie auch in grellem Pink und mit Turbofans auf den ebenso extra für das Projekt angefertigten Alus von Brixton Forged Wheels.
Und das Beste: Das Einzelstück von Bisimoto darf genau so auf der Straße fahren, wie es aus den Hallen der SEMA gerollt ist. Was wohl ein deutscher TÜV-Prüfer dazu sagen würde?
Elektro ist langweilig? Von wegen!
Der Umbau des 935 war bei weitem nicht das erste Projekt des Bisimoto-Teams. Vom Porsche Boxster mit Sitz in der Mitte des Cockpits bis zum Minivan mit mehr als 1.000 PS: Bisimoto hat sich im Netz längst einen Namen gemacht.
Jetzt treten also auch die Kalifornier den Beweis an, dass Elektromobilität alles sein muss, aber nicht langweilig. Und das in gewohnt brachialer Manier – dagegen sieht der elektrifizierte Porsche 912 plötzlich fast langweilig aus. Wenn man ihn inmitten des Reifenqualms denn noch sehen kann.